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Mix aus Musik, Theater und KabarettAlligathoah begeistert Fans in Köln – war es das letzte Konzert?

Lesezeit 2 Minuten
Ein Mann mit Cap und Sonnenbrille steht auf einer Bühne.

Der Rapper Alligatoah begeistert in Köln.

Die mehr als Zwei-Stunden-Show kommt, als Mix aus Konzert, Theater und Kabarett, Pantomime, Tanz und Akrobatik rüber.

Orange steht für das Leben, es hellt die Stimmung auf und stimuliert. Orange verheißt Stärkung, Fröhlichkeit und Jugend. Auch Alligatoah mag Orange. In der Lanxess Arena, beim ausverkauften Konzert vor 16.000 Fans, zeigt der 34-Jährige diese Vorliebe ausgiebig. Sein Käppi ist orange, sein Schlips ist orange, die Mitglieder seiner Band tragen Schutzwesten mit reflektierenden Streifen, in denen sie aussehen wie Bauarbeiter oder Müllmänner. Herzstück der Bühne ist ein kreisförmig laufendes Fließband.

Später werden darüber auch noch Abfalltonnen im Farbton reifer Mandarinen rollen. Aber da ist der Erfolgs-Rapper aus Niedersachsen schon beim sechsten Stück, „Lass liegen“, und dem Geständnis, dass er es mit dem Trennen von Müll nicht so sehr hat. Wesentlich ausgeprägter: sein Talent für Inszenierungen, den Einsatz origineller Requisiten, Zitate aus Musik, Film und Literatur. Was man schon von den Videos weiß, an deren Produktion der gelernte Mediengestalter Bild und Ton maßgeblich beteiligt ist.

Davon, in Kombination mit genetischer Vorbelastung – Alligatoah, der mit bürgerlichem Namen Lukas Strobel heißt, kam als Sohn einer Tänzerin und eines Schauspielers zur Welt – profitiert der Abend unbedingt. Er kommt als unterhaltsame mehr als Zwei-Stunden-Show rüber, als Mix aus Konzert, Theater und Kabarett, Pantomime, Tanz und Akrobatik.

Wenn ihr auch die Schnauze voll habt von der ganzen Social Media – folgt mir: ich poste nix.
Alligatoah

Mal rappt sich Alligatoah im Affentempo durch seine Texte, mal garniert er sie mit tragischen Tremoli im opernreifen Belcanto. „I like sex, drugs, rock’n roll“ skandiert seine Gefolgschaft, so als sei das Teil eines Gebets. Sie brüllen „Fick ihn doch“, als verhieße das Erlösung, lauschen den Botschaften ihres Meisters, die da lauten: „Erstens: esst weniger Menschen. Zweitens: Warme Socken im Winter. Und drittens. Zu hause ist immer da, wo Alligatoah ist.“

In den sozialen Medien klingt es nach Abschied

In „Feinstaub“ schimmert ein rosenstolzverwelktes „Liebe ist alles“ auf, bei „Alli-Alligatoah“ reitet der Protagonist nicht, wie in Goethes Ballade, auf einem Ross durch Nacht und Wind, sondern auf einer goldenen Kuh. Akustisch mit Gitarre spielt er „Nebenjob“ und „Nicht adoptiert“ vom letzten Album „Rotz & Wasser“ (2022), entdeckt vor „Wie zuhause“ ein Klavier und zaubert zur letzten Zugabe, dem „Trauerfeier Lied“, gar ein ganzes Orchester aus dem mexikanisch anmutenden Hut, den er nun anstatt Käppi trägt. Bester Spruch des Abends: „Wenn ihr auch die Schnauze voll habt von der ganzen Social Media – folgt mir: Ich poste nix.“

Dem der Rapper auch Taten folgen lässt: Auf seinen Kanälen etwa bei Instagram herrscht plötzlich gähnende Leere bis auf den Satz „Alligaoah war ein deutschsprachiger Musiker“(1989-2023). Mal schauen, ob es eine Auferstehung gibt...