Knut Osper verabschiedet sich nach sechs Jahrzehnten von seiner Kunsthandlung und lädt zur letzten Ausstellung .
Knut OsperKölner Kunsthändler schließt nach 60 Jahren

Knut Osper schließt seine Kunsthandlung.
Copyright: Thomas Brill
Dicht an dicht reihen sich die Werke an den Wänden des Kunsthandels Osper aneinander: Farbleuchtende Blumenbilder von Klaus Fußmann, expressive Zeichnungen von Anton Räderscheidt, dessen Nachlass Knut Osper seit Jahren betreut, Grafiken von Günther Uecker. Mischtechniken von Bernd Schwarzer und vielen weiteren namhaften Künstlern – ergänzt durch Skulpturen von Niki de Saint Phalle, Stephan Balkenhol und Markus Lüpertz.
Begegnung mit Heinz Berggruen
Mit einer opulenten Verkaufsausstellung, die den bezeichnenden Titel „Schatzsuche“ trägt, verabschiedet sich Osper nach 60 Jahren von der Kunsthandlung, die von Anfang an ihren Sitz in der mondänen Pfeilstraße hatte. Der Schritt fällt ihm nicht leicht, schließlich gibt es über Jahrzehnte gewachsene Kontakte zu zahlreichen Kunden. „In manchen Fällen betreue ich mittlerweile drei Generationen“, berichtet Osper nicht ohne Stolz. Auch wirtschaftlich war er äußerst erfolgreich: „Keine Galerie hat mehr Werke von Gerhard Richter verkauft als wir“, gibt er preis. Kunstfreunde haben die Qual der Wahl: Der Bestand ist üppig, denn Osper hat „das Geld immer in die Galerie gesteckt“.
Die Preise reichen von einer kleinen Grafik von HAP Grieshaber für 200 Euro bis zu einer Lüpertz-Skulptur für 76.000 Euro. Als 20-Jähriger ist der aus Bocholt stammende Sohn eines kunstsinnigen Kaufmanns in den Handel eingestiegen. Das Geld für ein Moped hat er sich in den Ferien mit dem Abzug von Radierungen verdient; durch den Job bei einem Bildhauer kam er ebenfalls hautnah mit der Kunst in Kontakt. „Ich wollte immer selbstständig sein“, erzählt der heute 80-Jährige, dem es nie an Mut und Geschäftssinn gefehlt hat.
Unvergesslich ist ihm die Begegnung mit dem legendären Galeristen und Sammler Heinz Berggruen, der ihm bei seinem Besuch in Paris 24 Picasso-Grafiken in Kommission gab, die er für einen Kunden beschaffen sollte. „Das war ein enormer Vertrauensvorschuss“, so Osper, der sich mit Berggruen bestens verstanden hat. Bis weit in die achtziger Jahre hinein ist er nahezu monatlich in die französische Hauptstadt gefahren, um für Nachschub an Werken von Picasso, Miró, Matisse, Braque, Chagall und anderen zu sorgen. 1991 wurde er Niki de Saint Phalles Händler in Deutschland. Kaum ein bedeutender Künstler der klassischen Moderne fehlt in Ospers Künstlerliste.
Banken und Kliniken ausgestattet
Später kamen deutsche Maler wie Sigmar Polke, Markus Lüpertz und eben Gerhard Richter hinzu. Kein Wunder, dass Osper deshalb auch ein gefragter Leihgeber für Museums-Ausstellungen war. Auf Auktionen hat er im Kundenauftrag oft „trickreich eingekauft“ und den gelungenen Coup anschließend mit reichlich Champagner gefeiert. Die Geschäftsräume wurden nach und nach erweitert, denn „es lief von Anfang an ganz gut“, wie der Galerist verlauten lässt, der in den 1980er Jahren Versicherungen, Banken und Kurkliniken mit hochwertiger Grafik ausstattete. Da war es praktisch, dass er zudem über eine eigene Rahmenwerkstatt verfügte.
Zehn Jahre hatte er einen weiteren Standort an der Mittelstraße, sechs Jahre betrieb er den 2009 gegründeten Projektraum in der Großen Brinkgasse, den seine Mitarbeiterin Anja Knoess seither als eigenständige Galerie führt. Knut Ospers Engagement und Unternehmergeist, seine Kontaktfähigkeit und Verlässlichkeit werden von Künstlern und Sammlern gleichermaßen geschätzt. Anton Räderscheidts Witwe vertraute ihm den Nachlass ihres Mannes an.
„Wir haben den Namen wieder sichtbar gemacht und viele Werke in tollen Sammlungen platziert“, so Osper, der stets auch junge Positionen gefördert hat. Dass er „ausführlich beraten und oft selbst ausgeliefert hat“, trug ihm die Wertschätzung vieler Kunstfreunde ein. Zuhause umgibt sich Knut Osper mit Gemälden von Karel Appel, dem er freundschaftlich verbunden war, von Georg Baselitz, Anton Räderscheidt und Bernd Schwarzer; im Garten stehen Skulpturen von Hannes Helmke. Nie wäre er auf die Idee gekommen, die Domstadt zu verlassen. „Ich liebe Köln und schätze die Mentalität der Kölner“, so Osper.
Langjährige Sammler weiter betreut
Außerdem ließen sich im Rheinland gute Geschäfte machen. Langjährige Sammler wird er auch weiterhin betreuen. „Die meisten haben Lebensart und essen und trinken gern“ – Vorlieben, die der Genussmensch Osper mit ihnen teilt und die die Beratung zum Vergnügen werden lässt. Noch aus einem weiteren Grund wird der „Osper-Spirit“ sich nicht so schnell verflüchtigen. Margrit ten Hoevel, die langjährige Geschäftsführerin der Kunsthandlung, macht sich demnächst selbstständig und wird Künstler wie Martin Noel, Klaus Fußmann, Herta Müller und Hannes Helmke weiterhin vertreten.
Die Ausstellung „Schatzsuche“ ist bis 31. Mai geöffnet. Pfeilstr. 29, Di bis Fr 10-18 Uhr, Sa 11-17 Uhr.