Ein Format mit Jörg Thadeusz, der auch täglich im WDR zu hören ist, sollte beim RBB aus dem Programm fliegen. Nun darf er doch weitermachen.
Jörg ThadeuszTalkshow mit WDR 2-Moderator sollte eingestellt werden – jetzt geht es doch weiter

Jörg Thadeusz ist nicht nur für den WDR tätig, sondern auch für den RBB. Dort gab es jetzt eine Verlängerung seines Talks „Thadeusz und die Beobachter“.
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Eigentlich wollte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sein Talk-Format „Thadeusz und die Beobachter“ im November einstellen – nun gibt es quasi einen „Rücktritt vom Rücktritt“. Die Show mit Jörg Thadeusz soll doch fortgeführt werden, wie der öffentlich-rechtliche Sender am Montag (27. November) bekannt gab. Allerdings wird der Talk künftig über einen anderen Kanal ausgestrahlt.
Statt live im Fernsehen läuft die Sendung nun dienstags um 19 Uhr live bei RBB Kultur im Radio. Außerdem soll es eine zeitversetzte Ausstrahlung im Fernsehen geben, ebenso wie einen Live-Stream mit bewegten Bildern. Pro Jahr sind je nach Ereignislage acht bis zehn Sendungen geplant, Start ist Ende Januar 2024.
Eigentlich sollte der Talk abgeschafft werden, wie der RBB im Februar bekannt gegeben hatte. Grund waren Einsparungsmaßnahmen und Stellenstreichungen, die nach dem Spesen-Skandal rund um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger notwendig waren. Anfang des Jahres war von einer „Misswirtschaft der vergangenen Jahre“ die Rede. Neben der Sendung mit Jörg Thadeusz sollte auch eine einzelne Sendung mit Dieter Nuhr 2024 entfallen.
Jörg Thadeusz ist „brillanter Analytiker und charmanter Gastgeber“
Nun also die Rolle rückwärts bei Thadeusz, möglich geworden offenbar durch eine Art „Taschenspielertrick“, wie der Branchendienst DWDL es nennt. Wenn für den Sendeplatz nach 22 Uhr nicht mehr Geld ausgegeben werden soll, rückt „Thadeusz und die Beobachter“ eben nach vorne – und ins Radio.
Martina Zöllner, RBB-Programmdirektorin, erklärt: „Durch die Umstellung von einer TV-Produktion auf einen Stream und die Verlagerung ins Radio haben wir das trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen gemeinsam ermöglichen können“. Sie lobt Thadeusz als „brillanten Analytiker und charmanten Gastgeber“, dessen Show ein Alleinstellungsmerkmal habe.
Am Dienstag, 28. November, läuft die vorerst letzte Ausgabe im RBB-Fernsehen, bevor es dann im neuen Jahr weitergeht.
Jörg Thadeusz auch bei WDR2 zu hören – Kritik an Jan Böhmermann
Bei „Thadeusz und die Beobachter“ diskutiert der Gastgeber mit seinen „Beobachtern“ Sabine Adler, Claudia Kade, Hajo Schumacher und Claudius Seidl über tagesaktuelle Politik und Gesellschaft. Bereits seit 2013 gibt es die Sendung. Einige Talk-Runden von Thadeusz erreichten überregionale Aufmerksamkeit. So stritt der Moderator, der als eher konservativ gilt, im „Talk aus Berlin“ 2020 heftig mit der Transformationsforscherin Maja Göpel. Diese fühlte sich offenbar nicht ernst genommen, Thadeusz sah sich dagegen als Corona-Zweifler in die Ecke gestellt.
ZDF-Satiriker Jan Böhmermann wurde von Thadeusz vor einiger Zeit hart als „abscheulich“ und „würstchenhaft“ kritisiert. Dessen Umgang mit Personen, die nicht seiner Meinung seien, sei „menschenfeindlich“, urteilte Thadeusz.
Auch im Westen ist Jörg Thadeusz bekannt und beliebt. Für WDR 2 moderiert der 55-Jährige seit 2017 eine tägliche Radiotalkshow zwischen 19 und 20 Uhr, für die er immer wieder Prominente vor das Mikrofon holt.