Jörg ImmendorffProzess um Millionenerbe abgebrochen

Der schwer kranke Künstler Jörg Immendorff und seine Frau Oda Jaune, aufgenommen 2006. Knapp sechs Jahre nach dem Tod des Malers Jörg Immendorff wird vor dem Landgericht Düsseldorf am Dienstag erneut um das Millionenerbe des Künstlers gestritten.
Copyright: dpa Lizenz
Düsseldorf – Ein jahrelanger Zivilprozess um das Millionenerbe des 2007 gestorbenen Künstlers Jörg Immendorff ist am Dienstag überraschend abgebrochen worden. Grund ist „möglicher Parteiverrat“. Am 7. März will das Landgericht Düsseldorf entscheiden, ob die Klage eines unehelichen Sohnes Immendorffs gegen die Künstler-Witwe Oda Jaune auf den gesetzlichen Pflichtteil am Erbe ganz abgewiesen werden muss, weil der Junge nicht ordentlich vertreten wurde.
Die Richterinnen wollen prüfen, ob der Anwalt des heute 14-jährigen Jungen das Mandat wegen eines Interessenkonflikts überhaupt hätte annehmen dürfen. Der Jurist hatte das Mandat erst vor kurzem angetreten, nachdem der jahrelange Rechtsvertreter des Jungen aus unbekannten Gründen ausgeschieden war. Der neue Anwalt vertritt allerdings auch einen Galeristen, von dem die Witwe Immendorffs noch knapp 500 000 Euro aus dem Verkauf von Affenskulpturen fordert.
Kein Ende in Sicht
Ein Ende des Prozesses um Immendorffs Erbe ist damit nicht abzusehen. Denn selbst wenn ein Versäumnisurteil ergehen sollte, kann der Immendorff-Sohn nach Angaben eines Gerichtssprechers dagegen Widerspruch einlegen. Dass dem 14-Jährigen ein Achtel vom Erbe seines Vaters als Pflichtteil zusteht, ist unbestritten. Streit gibt es aber darum, wie hoch der Anteil zu beziffern ist.
Die Witwe Immendorffs hat bereits 1,1 Millionen Euro gezahlt und dem Vernehmen nach einen weiteren sechsstelligen Betrag angeboten. Zu wenig, meint der Anwalt des Jungen. Abzüglich der Verkaufs- und Galeriekosten seien vier Millionen Euro angemessen.
Nach Gerichtsangaben haben zwei Auktionshäuser den Wert der mehr als 6500 Immendorff-Werke auf rund 58 Millionen Euro geschätzt. Dabei wurden die Gemälde mit 38 Millionen, die Skulpturen mit fünf, die Grafiken mit 1,7 und die Zeichnungen mit 13,5 Millionen Euro angesetzt. Immendorffs Nachlassverwalter Michael Werner dagegen geht nur von 33 Millionen Euro Gesamtwert aus, spart dabei allerdings die Skulpturen aus.