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Jean Reno zum 75.Der Mann für hartgesottene Schauspielaufgaben

Lesezeit 4 Minuten
Jean Reno in Im Rausch der Tiefe

Jean Reno 1988 in „Im Rausch der Tiefe“

Seit den 80er Jahren brilliert Jean Reno in den unterschiedlichsten Filmen. Nun feiert er am 30. Juli seinen 75. Geburtstag.

In seinen Rollen sagt er oft nicht viel – außer, er spielt in Komödien mit. Aber wenn er etwas sagt, dann hört man auf seine Stimme. Er ist ein Meister des Ungesagten, der Zwischentöne, der kurzen Sätze. Jean Reno, ein Schauspieler, der die französische Riege großer prägender Darsteller, der Gabins, Montands, Depardieus fortführt.

Sohn spanischer Eltern

Dabei ist er gar kein gebürtiger Franzose, sondern wurde am 30. Juli 1948 als Juan Moreno y Herrera Jiménez in Casablanca, Marokko, geboren. Es wird noch komplizierter: Seine spanischen Eltern waren vor dem Franco-Regime im Spanien der 40er Jahre nach Marokko geflüchtet. Erst 1960 war er als Zwölfjähriger erstmalig in Frankreich – zunächst nur für zwei Jahre in einer Schule in Montpellier. Mit 19 trat er dann in die französische Armee ein, auch um schneller Staatsbürger der „Grande Nation“ zu werden. Danach zog es ihn in die Hauptstadt nach Paris. Er sagte einmal dazu: „In Paris wuchs langsam dieses Gefühl, Franzose zu sein.“

Er begann ein Schauspielstudium, nahm professionellen Schauspielunterricht und war danach in den 1970ern Mitglied der Theatergruppe Didier Flamands Theatertruppe, mit der er damals quer durch Frankreich tourte.

Freundschaft mit Luc Besson

Im Jahr 1981 lernte er den Regisseur Luc Besson kennen. Sie wurden Freunde und arbeiteten fortan immer wieder zusammen. Besson besetzte Reno zunächst in kleineren Rollen, erkannte aber laut Aussage seines aufstrebenden Schauspielers bereits früh das große Talent Renos. Es war wohl die wichtigste Begegnung für den späteren Superstar vor allem des französischen Kinos.

Sein Durchbruch gelang ihm 1988 mit dem Besson-Film „Im Rausch der Tiefe“ („Le Grand Bleu“), einem Biopic-Drama, angelehnt an zwei Apnoe-Tauchrekordler, die sich in den 1960er Jahren die Tauchrekorde gegenseitig abnahmen. Reno spielt den italienischen Rekordhalter Enzo, der zu seiner Liebe zu seinem Vaterland Italien keinen Hehl macht. Die Szene, wo er mit seiner Mama vor einem Wettkampf Spaghetti isst und dann ein grandioses „Italia“ an seine Gefolgschaft raushaut, ist klischeehaft und köstlich zugleich. Den großen, unrasierten Kerl in seinem Italien-Tauchanzug muss man einfach lieben.

Jede Menge Kultfilme

Mit „Im Rausch der Tiefe“ hatte er sich auch erstmalig in Deutschland einen Namen gemacht. Nun kannte man den bärbeißigen, grummeligen, aber auch mal sehr witzigen Schauspieler aus Frankreich. Es folgten weitere große Erfolge mit „Die Besucher“ (vor allem in Frankreich ein Kinohit) und den kultigen Killerfilmen „Nikita“ (1990) und „Leon – der Profi“ (1994) – beide wieder von Luc Besson: In „Leon – der Profi“ spielt eine blutjunge Natalie Portman an seiner Seite und ein grandios aufspielender Gary Oldman als Super-Bösewicht.

Der Clou bei diesem unvergessenen Film: Jean Reno spielt den Auftragskiller als gefühllosen, brutalen Auftragsmörder, der von seinem Wesen her noch ein Kind ist. Die Zuneigung zu der durch eine Mordtat im Haus von Leon verwaisten Mathilda legt kurioserweise die weiche Seite dieses Monsters offen. Und das Verrückte an dem Film ist, dass man dieser unheiligen Beziehung zwischen der Teenagerin und dem Killer bedingungslos folgt und hofft, dass – bei allen Verbrechen, die sie gemeinsam begehen – ihnen nichts passieren möge. Natürlich kommt es anders.

Trotz der Komödien wie „Die Besucher“ (1993) und einer späteren Fortsetzung oder in Nebenrollen wie in „French Kiss“ (1995) bleiben vor allem die harten Rollen Renos im Gedächtnis. In „Die purpurnen Flüsse“ Teil eins und zwei (2000/2004) oder „Der Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006) spielt er jeweils Inspektoren der hart gesottenen Art. Actionreiche und blutige Geschichten wie in „Die purpurnen Flüsse“ sind hier sein Metier, dass er genauso grandios meistert wie seine charismatischen Rollen davor.

Ruf nach Hollywood

Wenn Reno ins Bild kommt, verschwinden die anderen. Seine Aura und seine Präsenz sind einzigartig. Das ist auch Hollywood aufgefallen, wo er immer wieder arbeitet. Aber so richtig zog es ihn nie dorthin. Seiner Wahlheimat Frankreich bleibt er nur zu gerne treu. Er sagte einmal, dass er für jeden Hollywood-Film auch einen französischen mache.

Reno hat sechs Kinder aus drei Ehen. Seit 2006 ist er mit dem 23 Jahre jüngeren Model und Schauspielerin Zofia Borucka verheiratet. Der damalige Innenminister und mittlerweile sehr umstrittene ehemalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy sowie Sänger Johnny Hallyday waren unter den Hochzeitsgästen.

„Matrix“ abgelehnt

Was hätte filmisch im Leben von Jean Reno noch passieren können? Er hätte in der Matrix-Trilogie den Gegenspieler von Neo, Mr. Smith, spielen können. Das Angebot lag wohl auf dem Tisch. Aber er entschied sich für eine Rolle in „Godzilla“ (1998). Nicht alles gelingt, auch nicht Monsieur Reno.