In „Ein Mann namens Otto“ spielt Tom Hanks einen Griesgram mit goldenem Herzen. Der Ex-Bond-Regisseur Marc Forster spricht im Interview über seinen neuen Kinofilm.
Interview mit Regisseur von „Otto“„Man möchte eigentlich nur noch mit Tom Hanks arbeiten“
Was haben Sie mit Mike Krüger, Hildegard Knef und Albert Einstein gemeinsam?
Forster: (Lacht) Wir sind alle in Ulm geboren! Wobei ich dort allerdings schon lange nicht mehr gewesen bin. Als ich vier Jahre war, ist meine Familie nach Davos gezogen, wo ich aufwuchs. Mit 20 bin ich dann nach New York gegangen.
Eine Katze spielt in „Ein Mann namens Otto“ eine zentrale Rolle. Wer ist schwieriger zu bändigen, die Katze oder Tom Hanks?
Unser Smeagol war nicht einfach, der ist eine Diva mit so einigen Allüren. Hatte er keine Lust mehr, lief er eben einfach weg aus der Szene. Bei Tom Hanks ist das genaue Gegenteil der Fall. Tom hat absolut keine Allüren. Man möchte eigentlich nur noch mit Tom Hanks arbeiten!
Sie haben nicht nur Erfahrungen mit Tom Hanks, sondern auch mit Daniel Craig, Halle Berry und Brad Pitt. Muss man ein Star-Flüsterer sein oder sind das vor der Kamera ganz normale Schauspieler?
Stars sind Menschen wie jeder von uns. Ein großer Star hat es eben einfach schwieriger, weil alle ständig etwas von ihm wollen. Auf lange Sicht gesehen, ist das nicht einfach. Umso mehr beeindruckt mich ein Tom Hanks, der nach so vielen Jahren als Star noch immer derart großen Spaß an seiner Arbeit hat und dabei so wahnsinnig freundlich und respektvoll auftritt.
Gibt es kein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn ein derartiger Publikumsliebling einen Griesgram verkörpern soll?
Gerade darin liegt die Faszination, weil Hanks ein derart guter Schauspieler ist. Zudem war es sehr wichtig, dass dieser Otto jemand ist, den man eigentlich mag. Wenn er von jemandem gespielt worden wäre, den man sowieso völlig unsympathisch findet, wäre das viel schwieriger gewesen.
„Rita Wilson, die Ehefrau von Tom Hanks tritt als Produzentin auf, Sohn Truman spielt auch im Film den Sohn. Wie kam es zum Familienfilm?“
Es ging darum, jemanden zu finden mit dem Aussehen des jungen Tom Hanks. Da kam mir sein Sohn Truman in den Sinn. Beide Eltern winkten allerdings sofort ab, ihr Sohn wäre Kameramann und wolle nicht als Schauspieler auftreten. Bei einem Kaffee konnte ich Truman schließlich zur der Rolle überreden und bin sehr begeistert von dem Ergebnis. Er sieht dem Vater sehr ähnlich.
Ihr „Otto“ ist das Remake einer skandinavischen Vorlage. Gilt für Komödien eigentlich so etwas wie der Gulasch-Effekt: Aufgewärmt schmeckt besser?
Das kann für das Kino manchmal gelten. Wir haben uns gleichermaßen stark an dem Roman sowie der Filmvorlage orientiert. Wir haben von beiden jene Elemente übernommen, welche uns am besten gefielen. Von daher hat das Aufwärmen eigentlich ganz gut geklappt! (Lacht)
Bei aller Komik geht es auch um Suizid. In den Medien wird das Thema wegen der Gefahr von Nachahmern überaus vorsichtig dargestellt. Wie geht man damit im Film um?
Durch das Buch und den ersten Film wussten wir, dass Suizid nie als Problem aufgefasst worden ist. Das entspricht auch meiner Erfahrung, nachdem wir den Film vorab einschlägigen Beratungsstellen gezeigt haben. Zum einen sieht man die Schattenseiten von Otto, der seine Frau und seinen Job verliert und nun völlig alleine da steht. Zum anderen zieht mit den neuen Nachbarn eine neue Lust am Leben ein. Sie geben nie auf, wodurch Otto wieder Sinn gewinnt.
Ist „Otto“ der Aufruf, dass auch ein Griesgram ein goldenes Herz haben kann?
Ich glaube schon, dass Miesepeter in ihre Vergangenheit oft viel Schmerz erfahren haben. Erst dadurch haben sie sich zu jenem Griesgram entwickelt, der sie am Anfang ja nie waren.