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SchauspielerHollywoods „Fürst der Finsternis“ feiert 80. Geburtstag

Lesezeit 3 Minuten
Christopher Walken in einer Szene des Kinofilms „Sleepy Hollow“

Christopher Walken in einer Szene des Kinofilms „Sleepy Hollow“

In fast 150 Filmen war Christopher Walken auf Killer und Psychopathen abonniert. Zu seinem 80. Geburtstag blicken wir auf sein Leben und sein Werk.

Der Teufel trägt Armani, wobei ihn der weiße Anzug noch bleicher wirken lässt. Augen so kalt wie Glasmurmeln, eine starre Mimik sowie sein Faible für Macho-Dominanz machen diesen Mann mehr als verdächtig. Und doch schafft er es, ein Touristenpaar in die Todesfalle seines venezianischen Palazzos zu locken. Christopher Walken verkörpert dieses kultivierte Monster, und die Hauptrolle in Paul Schraders „Der Trost von Fremden“ (1990) birgt beinahe die Quintessenz seines Schaffens.

Der Schauspieler Christopher Walken als Hans in einer Szene des Kinofilms „7 Psychos“ (undatierte Filmszene).

Der Schauspieler Christopher Walken als Hans in einer Szene des Kinofilms „7 Psychos“ (undatierte Filmszene).

In fast 150 Filmen war der Schauspieler, der am 31. März 80. Geburtstag feiert, meist auf Killer und Psychopathen abonniert. Also Lichtjahre entfernt von seinen Kinderstarzeiten voll temperamentvoller Tanz- und Gesangsszenen. Viele seiner Rollen verströmen frostige Unnahbarkeit, die Walken mit „einer Art natürlicher Fremdheit“ erklärt: „Es ist für mich sehr schwer, einen normalen Kerl zu spielen.“

Bislang nur ein Oscar

Dies gilt schon für den frühen Geniestreich in Michael Ciminos „Die durch die Hölle gehen“ (1978): Als Stahlarbeiter Nick darf er noch auf der Hochzeit seines Freundes tanzen, bevor ihm der Vietnamkrieg die Seele zermalmt. Denn Nick überlebt das Russische Roulette in Vietcong-Gefangenschaft nur, um sich später mit diesem „Spiel“ selbst zu zerstören. Lohn dieses erschütternd verkörperten Martyriums: ein Oscar als bester Nebendarsteller.

Fortan ging das Kino-Grauen meist vom gebürtigen New Yorker selbst aus: Er war nah am absolut Bösen als Sean Penns Vater im Familiendrama „Auf kurze Distanz“ oder als Gott des Gemetzels in „Das Leben nach dem Tod in Denver“. Und er schüttelte den Bond-Schurken „Im Angesicht des Todes“ ebenso lässig aus dem Ärmel wie den weißhaarigen Gotham-Gangster bei „Batmans Rückkehr“.

Mimischer Minimalismus als Markenzeichen

So monochrom diese Charakterpalette auch wirken mag: Walken gibt fast all seinen Fürsten der Finsternis eine Mischung aus Eleganz, Charme, unerwarteter Komik und schockhafter Brutalität. Vor allem vertraut er statt auf Manierismen stets einem mimischen Minimalismus.

Zu seinen größten Leistungen zählt sicherlich die Titelrolle in Abel Ferraras „King of New York“. Wieder ein Gangster, gewiss, aber mit sozialer Ader und melancholischem Trauerflor. Dem unvermeidlichen Ende gleitet er schon wie ein Untoter entgegen. Zwar streut der Schauspieler immer noch gern Stepp-Schritte in seine Filme ein – am bekanntesten wurde aber sein furioses Tanz-Solo im mehrfach prämierten Musikvideo zu Fatboy Slims Titel „Weapon of Choice“ (2001).

Der seit mehr als 50 Jahren glücklich verheiratete Mime bekennt sich zu einem grundsoliden Privatleben, dem die Arbeit ohnehin wenig Zeit lässt. Hauptrollen sind dabei eher in der Minderheit, doch dieser Mann kann sich schon mit einer einzigen Szene ins Gedächtnis ätzen. Man denke nur an sein blutiges Psycho-Duell mit Dennis Hopper in „True Romance“.

Den berühmtesten Kurzauftritt verschaffte ihm Quentin Tarantino in „Pulp Fiction“. Keine fünf Minuten dauert die Szene, in der Captain Koons dem kleinen Butch jene goldene Uhr übergibt, die drei Kriege in anrüchigen Verstecken überstanden hat. Der heilige Ernst seiner bizarren Rede schrammt haarscharf am Grotesken vorbei, erklärt aber, warum der Knabe später für diese Uhr sein Leben riskiert.

Auch andere Star-Regisseure erlösten Christopher Walken zeitweise vom Klischee des Bad Boys. In David Cronenberges Tragödie „Dead Zone“ sah man ihn als Lehrer, den ein Unfallkoma zum Hellseher macht. Die unwillkommene Gabe lässt ihn Katastrophen verhindern, kostet ihn aber das eigene Leben.

Noch eindringlicher ist er als geschiedener Vater des Hochstaplers Leonardo DiCaprio in Steven Spielbergs „Catch Me If You Can“. Erst sein Spiel gibt der federleichten Gaunerei emotionale Tiefe und hätte den zweiten Oscar verdient gehabt. Doch Christopher Walken macht ja weiter, demnächst etwa in Denis Villeneuves „Dune 2“.