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Hauskonzerte für die WeltWie Musiker in der Krise das Internet nutzen

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Der Pianist Igor Levit spricht auf der Bühne. Levit setzt sich fast jeden Abend an seinen Flügel und überträgt ein Konzert kostenlos im Internet.

  1. Musiker wie Igor Levit, Anne-Sophie Mutter und Daniel Hope nutzen die neuen Möglichkeiten, die die erzwungene Pause bieten.
  2. Wir haben uns im Netz umgeschaut und stellen die verschiedenen Projekte vor.

Im Fernsehen gibt es die beliebte Show „The Masked Singer“, ein Titel, der sich mittlerweile auch auf andere Gebiete des Musiklebens ausweiten ließe. In einem Video, das das man auf Facebook anschauen kann, sieht man eine Maske tragende Anne-Sophie Mutter zusammen mit drei Musikern des London Philharmonic Orchestra Beethovens sogenanntes „Harfenquartett“ (op. 74 in Es-Dur) spielen. Alle vier sitzen sie in eigenen Zimmern, verbunden nur durch eine Videokonferenz-Schaltung. Nach kaum vier Minuten beenden sie diesen „kleinen musikalischen Gruß“, wie Mutter den Beitrag nennt, und sie Geigerin bekennt in die Kamera hinein, dass sie positiiv auf den Coronavirus getestet worden sei. Und dann wünscht sie ihren Zuhörern, „Zuversicht zu finden in der Musik Beethovens“.

Aktivitäten ins Internet verlagert

Auf die Schließung der Konzerthäuser und die völlige Stillegung des Musiklebens haben Musiker und auch größere Institutionen ihre aktivitäten vermehrt ins Netz verlegt. Der erste, der mit Hauskonzerten über seinen eigenen Twitteraccount #igorpianist an die Öffentlichkeit ging, war der Pianist Igor Levit. Jeden Abend Punkt 19 Uhr ist er mit seinen Zuschauern verabredet. Dann schaltet er seine Kamera auf Sendung, geht, sehr leger gekleidet, zum Flügel, der in einem karg eingerichteten weißen Zimmer steht, setzt sich und erläutert erst einmal, was er spielen wird. „Heute ist mir nach Beethoven“, sagt er dann zum Beispiel und kündigt die Sonate in As-Dur op. 110 an, erzählt von tragischen Momenten in dieser Musik und von dem größten Glück, das man hier genauso finden kann. Zehntausende Zuhörer versammeln sich dann vor ihren Handy, Tablets und Computern und lauschen gebannt.

Die Tweets sind dann entsprechend euphorisch: „Nie hat mir jemand Beethoven näher gebracht“, schreibt einer, „Jeden Abend ein Geschenk“, eine andere. Und er selbst postete am Freitag: „Ich erlebe Musik in diesen Wochen als nicht nur heilend, sondern rettend. In den letzten Tagen habe ich hin u. wieder Bachs Goldbergvariationen gespielt. Nur für mich. Die Aria gehört mit zum Schönsten, was es gibt. Das ist für Euch alle. Bleibt gesund. Und bewahrt Euer Licht.“ Levits Idee ist so erfolgreich, dass mittlerweile das öffentlichrechtliche Onlineportal ZDF-Kultur sich eingeklinkt hat und die Twitter-Sendung ebenfalls verbreitet.

Kontakt zum Publikum aufrecht erhalten

Mittlerweile machen es viele Musiker Levit nach. Auch sie wollen in Corona-Zeiten den Kontakt zu ihrem Publikum aufrecht erhalten, wollen Musik teilen. Mit Musik von Johann Sebastian Bach und Franz Schubert hat der Geiger Daniel Hope in dieser Woche seine Reihe von Wohnzimmerkonzerten gestartet. Er will erst einmal bis zum 7. April täglich aus dem eigenen Wohnzimmer in Berlin senden, wobei er der deutsch-französische Kultursender Arte Concert den Livestream, den er mit wechselnden Gästen gestaltet, zusammenarbeitet. Zum Auftakt war der Pianist und Komponist Christoph Israel bei „Hope@Home“ zu Gast. „Musik ist es, die uns heute verbindet“, sagte Hope, der seit kurzem auch Präsident des Beethoven-Hauses Bonn ist.

Die Berliner Philharmoniker waren die ersten, die nach der Schließung der Konzerthäuser den Zugang zu ihrer Digital Concert Hall (befristet) für alle gratis geöffnet haben. Das Angebot an nneuen und historischen Produktionen ist riesig. Ein Highlight: Kirill Petrenkos Einstand als Chefdirigent im vergangenen Jahr mit Beethovens neunter Sinfonien.Unter dem Titel #ElphiAtHome spielen sie über die hauseigenen Kanäle ein vielfältiges Programm, zu dem virtuelle Hausführungen („ZuHausführungen“) ebenso gehören wie halbstündige Konzerte in kleinen Besetzungen, die im leeren Großen Saal der Elbphilharmonie mit ferngesteuerten Kameras aufgenommen werden, wie das Konzerthaus am Donnerstag mitteilte. Digitale Angebote gibt es freilich auch bei Kölner Institutionen, neben dem randvoll mit Konzertmitschnitten aus Sinfonik, Kammermusik und bestückten WDR-3-Konzertplayer auch sind diverse „GO Plus“-Mittschnitte von Konzerten des Gürzenich Orchesters in der Mediathek des Orchesters abzurufen.