Die Abwicklung der Akademie der Künste der Welt, wie sie im Haushaltsplanentwurf vorgesehen ist, beschäftigt Künstler und Politiker.
Haushalt 2025/26Schulterschluss mit der Akademie der Künste der Welt

Ökologie in der Kunst erforschten Sancia Miala Shiba und Drew K Broderick für die Akademie der Künste der Welt.
Copyright: Akademie der Künste der Welt
Als 2012 die „Akademie der Künste der Welt“ als Plattform für zeitgenössische Kunst und öffentlichen Diskurs in Köln aus der Taufe gehoben wurde, war die finanzielle Situation der Stadt bereits schwierig. Nun steht das Prestigeprojekt neben dem Festival „Acht Brücken“ im Haushaltsentwurf 2025/26 auf der Streichliste.
Stimmen des globalen Südens
Gab es 2024 noch 981 000 Euro, soll die Förderung im laufenden Jahr auf 380 400 Euro gekürzt und danach gar nichts mehr gezahlt werden. „Damit“, so Sprecherin Janna Dittmeyer, wäre der geplante Ausbau der Vermittlungsprogramme, die insbesondere Jugendliche und marginalisierte Gruppen erreichen, nicht mehr realisierbar.“ Das gelte auch für das Ziel, die Akademie als inklusiven und diversen Begegnungsort zu etablieren.
Womöglich ist es der Laborcharakter, der es nicht leicht macht, für die Bilanz der Akademie im letzten Jahrzehnt einige Leuchtturmprojekte hervorzuheben. Die Brücke, die man zu anderen Kulturen baut, bleibt jedoch unbestritten. Zahlreiche Stimmen aus der Kunst- und Kulturszene sowie Lehrende der Kunsthochschule für Medien (KHM) und anderer wissenschaftlicher Institute melden sich dazu nun zu Wort.
Die ADKDW veröffentlicht die Statements auf ihrer Website und in den Sozialen Medien. Maria Helmis-Arend, Aufsichtsratsvorsitzende der Akademie und für die SPD im Kulturausschuss, spricht von Wortbruch, „wenn Institutionen wie die Akademie auf null gesetzt werden, ohne dass dem ein erneuter politischer Beschluss vorausgeht.“ Es sei ein Schlag ins Gesicht der Akademie-Mitglieder, die in den vergangenen Jahren überzeugend die Brücke zu Institutionen in der Stadt wie KAT 18, Rautenstrauch-Joest-Museum oder den Hallen Kalk geschlagen und gemeinsame Projekte auf die Beine gestellt hätten.
Auch von Wortbruch spricht die Sozialdemokratin, denn einen solchen kulturellen Kahlschlag habe Oberbürgermeisterin Henriette Reker immer betont, vermeiden zu wollen. „Eine Abwicklung wäre unverantwortlich und würde die Stadt eine Stange Geld kosten“, sagt Helmis. Unter anderem wegen der Mietverpflichtungen, die bis in das Jahr 2026 vertraglich festgelegt seien. Dafür müsse die Stadt aufkommen ebenso wie für die Auflösung bestehender Arbeitsverhältnisse. Gerade erst habe man mit Monika Kerkmann als Geschäftsführerin eine hochkompetente Kunstsachverständige gewonnen, die für Köln Akzente setzen könne.
Gemeinsamer Appell
In einem gemeinsamen Appell mit Kerkmann und der Künstlerischen Leiterin Ala Younis appelliert Helmis-Arend daher an den Stadtrat, die Existenz der Akademie zu sichern und deren Pionierarbeit in den letzten zwölf Jahren anzuerkennen und ihren Fortbestand zu garantieren. „Gerade in einer Zeit, in der Verrohung und gesellschaftliche Spaltung zunehmen, braucht Köln eine Institution wie die ADKDW, die durch Kunst und Kultur Brücken in alle Welt baut.“
Donna Kukama, Professorin für Zeitgenössische Kunst an der KHM, resümiert, dass die Akademie, die sich der Verstärkung globaler Stimmen und der Förderung des interkulturellen Austauschs widme, landesweit einzigartig sei: „Sie hat unseren Studierenden einen unschätzbaren Zugang zu Stimmen aus dem globalen Süden ermöglicht, die sonst unerreichbar geblieben wären.“
Aus der Praxis berichtet Filmemacherin Sancia Miala Shiba Nash. Sie war gemeinsam mit Drew K. Broderick im vergangenen Jahr Residenzkünstler der Akademie. Beide leiteten die Filminitiative „kekahi wahi“, luden zu Filmen und Workshops, die einerseits den Wandel auf dem hawaiianischen Archipel zu dokumentierten und mit pflanzlichen Materialien aus Köln arbeiteten. Sie heben den Wert „für das Kölner Ökosystem der Kunst“ hervor. Und es gibt darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit der Hawai’i Triennale 2025. Deren Kuratorin Binna Choi konstatiert: „Die Akademie ist das, wodurch Köln mit der Welt verbunden bleibt. Teil der Welt und Akteur für eine neue Welt. Wir können diese Kraft nicht einfach nach zwölf Jahren verlieren. Das bedeutet, dass Köln mit Sicherheit eine ganze Welt verliert.“
Erprobung von neuen Formaten
Yvan Herve Butera, der vor zwei Jahren Residenzkünstler der Akademie war, versteht diese als lebendigen Ort, an dem Innovation, soziale Vielfalt und globaler Dialog zusammenkommen. „Sie bot mir eine Plattform, um meine künstlerischen und kuratorischen Fähigkeiten als Künstler, Kurator und Theaterregisseur zu erproben und gleichzeitig wertvolle Kontakte zu einer internationalen Gemeinschaft von Kreativen zu knüpfen.“ Als eine der wegweisendsten Kunstinstitutionen Kölns wertet Isabell Lorey die Akademie. Sie lehrt als Professorin für Queer Studies in Künsten und Wissenschaft an der KHM: „Durch ihr internationales Programm bringt die Akademie herausragende Persönlichkeiten nach Köln, die quer durch die Stadt wirken."
Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, sorgt sich um den künftigen Blick über den Tellerrand, den die Akademie möglich macht: „Sie verbindet lokale Künstlerinnen und Künstler mit solchen, die aus verschiedenen Kontinenten nach Köln eingeladen werden. Der Austausch ist von unschätzbarem Wert und großer Nachhaltigkeit.“
Für Nanna Heidenreich, Professorin für Transkulturelle Studien an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, ist die Akademie einer internationalen Idee verpflichtet. „Was uns Mitgliedern die Teilnahme und Mitwirkung ermöglicht, die Erprobung von Formaten, die Erforschung von Themen, das Durchspielen von Konstellationen, die Umsetzung von Kunst in die Praxis.“
„Die Akademie macht sichtbar, dass Köln eine internationale Stadt ist, sie treibt voran, dass Neues entsteht“, folgert Silvia Fehrmann, Leiterin des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Die Abwicklung der Akademie würde eine traurige Leerstelle hinterlassen.