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„Hart aber fair“ zu MinuszinsenCSU-Mann ist peinlicher intellektueller Totalausfall

Lesezeit 3 Minuten
Haf Susanne Link

Susan Link (r.) und ihre Gäste bei „Hart aber fair“

  1. „Hart, aber fair: Wer jetzt noch spart, ist selber schuld – Muss die Politik vor den Minuszinsen retten?“ fragte Susan Link am Montagabend.
  2. Sie vertritt den erkrankten Frank Plasberg derzeit bei „Hart aber fair“.
  3. Zu Gast waren Markus Blume (CSU-Generalsekretär), Christian Achilles (Deutscher Sparkassen- und Giroverband DSGV), Sahra Wagenknecht (Linke), Anja Kohl (ARD-Börsenexpertin) und Dorothea Mohn (Verbraucherzentrale).

Zum Einstand hätte man sich für Susan Link, die bei „Hart, aber fair“ als Moderatorin für die kommenden Wochen den erkrankten Frank Plasberg vertritt, vielleicht ein knackigeres Thema gewünscht. Zumindest eines, das zu einer kompetenten Beurteilung nicht so viel volks- und betriebswirtschaftliche Detail-Sachkenntnis erfordert, als sie der über die Null- oder gar Negativzinsen seiner Sparkasse verärgerte Durchschnittssparer gemeinhin hat (und über die auch der Schreiber dieser Zeilen, der Musikkritiker aus der Kulturredaktion, nicht verfügt).

Tatsächlich aber brennt die Frage, wo sie ihr Geld denn überhaupt noch mit etwas Aussicht auf Rendite anlegen können, vielen Leuten auf den Nägeln, und so passte das Thema trotz seiner nur mittelbaren Aktualität.

Wagenknecht und Kohl geraten aneinander

Gesorgt hatte man auch für ein leidlich konfrontatives Diskussions-Panel: Christian Achilles vom Sparkassen- und Giroverband, die ARD-Börsenexpertin Anja Kohl, CSU-Generalsekretär Markus Blume, Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht und Dorothea Mohn von den Verbraucherzentralen – da war schon Musik drin, und die wurde auch gespielt.

Weniger zwischen Wagenknecht und Blume, der sich mit dem wohlfeilen Sozialismus-Vorwurf an seine Nachbarin als peinlicher intellektueller Totalausfall präsentierte, als vielmehr zwischen Wagenknecht und Kohl. Beide sind ziemlich toughe Vertreterinnen, die einander nichts schenken. Da prallen einfach – für eine solche Sendung dramaturgisch sicher nicht schlecht – zwei gegensätzliche Weltorientierungen aufeinander.

HAF Anja Kohl

ARD-Börsenexpertin Anja Kohl

Zum Beispiel bei der Frage, ob man angesichts des Sparfrustes nicht lieber in Aktien und Immobilien investieren solle. Auf jeden Fall, empfahl die ordoliberale Marktwirtschaftlerin Kohl: „Sachwerte überstehen alle Krisen.“ Nein, beschied die „Sozialistin“ Wagenknecht: Anstatt den unwissenden Durchschnittsverdiener in das Casino namens Kapitalmarkt zu schicken, solle der Staat lieber für ein angemessenes und vor Altersarmut schützendes Rentenniveau sorgen.

Richtig schlau dürfte der Durchschnittszuschauer aus diesem Für und Wider nicht geworden sein. Sogar an der Frage, ob die Null-Zins-Politik der EZB wirklich so schlecht ist, schieden sich die Geister. Immerhin seien deshalb auch die Bauzinsen niedrig und der Schuldendienst easy.

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Ach ja, und die Neue, der Plasberg-Ersatz Susan Link, die für diesen lediglich bescheiden den Stuhl warmhalten wollte? Sie machte ihre Sache ziemlich routiniert, freundlich und konzentriert. Lampenfieber war ihr jedenfalls nicht anzumerken – auch nicht, als mal ein Einspielfilmchen arg spät losging. Die Gäste machten es ihr allerdings auch nicht sonderlich schwer. Und sie ließ in halbwegs gerechter Verteilung reden, ohne sich selbst die Butter vom Brot nehmen zu lassen.

Da hat Plasberg gelegentlich schlechter moderiert (in einer Sendung etwa, in der Gregor Gysi überhaupt nicht zu Wort kam – was Wagenknecht diesmal nicht passierte). Der Wechsel vom Sparkassen-Bashing zu den möglichen Alternativen bei der Geldanlage – diese Kurve hätte sie vielleicht etwas früher kriegen können.

Aber sie kriegte sie immerhin – über Ausweichmodelle wurde dann noch relativ intensiv gesprochen. Ohne dass dies dem Ratsuchenden im Ergebnis sehr geholfen hätte.