Gisela Zick auf dem Edimotion-Festival mit dem Ehrenpreis Schnitt ausgezeichnet.
Medien-Luft von Kind aufGisela Zick mit Schnitt-Preis ausgezeichnet
Sie hat sich schon früh für jenen Beruf entschieden, den sie auch heute noch, im hohen Alter von 79 Jahren mit einer Energie und Begeisterung ausübt, die auch aus ihren wachen Augen aufblitzt, wenn sie sich erinnert: „Schon als Dreikäsehoch schnupperte ich beim Kinderfunk in meiner Heimatstadt Saarbrücken Medien-Luft.“ Nach der mittleren Reife machte sie dann Ernst, absolvierte eine Tonschnitt-Lehre beim SR-Hörfunk und eine Ausbildung zur Filmeditorin beim SR-Fernsehen, versuchte sich auch als Regieassistentin.
„Als ich 1980 nach München zog, wollte ich dann unbedingt Regie machen und habe mich etwas in der Unterhaltungsbranche verloren, obwohl ich als Studioregisseurin der „Herzblatt“-Show durch den Star Rudy Carrell viel über Perfektion gelernt habe.“
Deutscher Filmpreis 2022
Erst die Begegnung mit dem noch in der ehemaligen DDR ausgebildeten Regisseur Andreas Kleinert brachte sie Mitte der 1990er Jahre endgültig zum „Filmschnitt“ zurück. Und da sich die Zusammenarbeit mit Kleinert zu einer fruchtbaren, künstlerischen „Ehe“ entwickelte, war ihr Umzug 2004 nach Berlin nur die logische Folge. Nach vielen gemeinsamen Kinofilmen (u.a. „Wege in die Nacht“, 1999) und noch mehr „Tatorten“ und „Polizeirufen“ folgte mit „Lieber Thomas“ der Höhepunkt: Der Film über den DDR-Schriftsteller Thomas Brasch wurde 2022 mit neun Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet, darunter für den „Besten Schnitt“ und die „Beste Regie“.
„Mit Andreas ist es immer ein Austausch auf Augenhöhe. Und da man heute ja im Gegensatz zu früher immer schon während des Drehens schneidet, bin ich schon mal der Ansicht, dass da vielleicht noch Material fehlt, um dir gewünschte Aussage zu erreichen. Manchmal nimmt er meine Änderungsvorschläge an, manchmal überzeugt er mich von seiner Vision. Aber ich respektiere immer, dass er das letzte Wort hat: Es ist ja sein Film!“
Was das „Einmischen“ angeht, hat Gisela Zick aber im Medienbetrieb, besonders bei Fernseh-Produktionen, auch ganz andere Erfahrungen gemacht: „Die TV-Redakteure reden heute viel mehr rein als früher, obwohl sie oft wenig Ahnung haben. Sie haben zwar studiert, aber nie Filme selber gemacht oder glänzen etwa durch Set-Besuche.“
Und noch etwas macht ihr Sorge: Die inkonsequente Ausbildung an viel zu viel Filmhochschulen in Deutschland, die nicht erfüllbare Illusionen wecken, statt auch mal zu sagen, das man einfach kein Talent für den Beruf hat. Dass sie diese Talente als Dozentin vielleicht hätte herauskitzeln können, hat man ihr allerdings damals in Bayern gründlich ausgetrieben: „Als die Filmakademie bei mir anfragte, wollte sie zuerst wissen, ob ich in einer kommunistischen Verbindung bin und ob ich auf dem Boden des Grundgesetzes stehe. Das wars dann für mich. Da mache ich doch lieber Filme – und freue mich jetzt auf die Zusammenarbeit mit Regisseur Georg Maas bei seinem ‚Kafka und Dora Diamant‘.“