Mit einem enormen Tempo erobert KI alle Lebensbereiche. Fluch und Segen der Technik stehen auch bei der Frankfurter Buchmesse im Fokus.
Frankfurter Buchmesse startetKünstliche Intelligenz im Fokus
Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf einen tiefgreifenden Wandel des Buchmarkts durch Künstliche Intelligenz hingewiesen. KI biete viele Chancen, auch für Verlage, Buchhandlungen und die Logistik, räumte Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs am Dienstag ein. „Was sie - zumindest noch - nicht kann: Überraschende, irritierende, berührende, inspirierende Texte schreiben. Und was oft vergessen wird: Die Fähigkeiten dieser Systeme basieren auf dem größten Datenklau der Geschichte.“
Urheberrechtlich geschützte Texte und Bilder würden millionenfach ohne das Einverständnis der Urheber und ohne Honorarzahlungen als Trainingsmaterial für Künstliche Intelligenz eingesetzt, beklagte Schmidt-Friderichs. „Das geht so nicht! Wir brauchen klare Regeln.“ Das europäische KI-Gesetz, bezeichnet die Vorsteherin des Börsenvereins als einen ersten Schritt in die richtige Richtung.
Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, fügte hinzu, dass die großen Plattformen im Internet inzwischen 50.000 nur mit KI-generierten Stimmen erstellte Hörbücher im Angebot hätten. Auch das zeige den Wandel des Marktes. Auf der Buchmesse gehe es dagegen um echte Stimmen und reale Autorinnen und Autoren.
Mehr als Informationen aus dem Internet
Die britisch-türkische Autorin Elif Shafak warnte bei der Eröffnungs-Pressekonferenz zur Buchmesse davor, allein auf die vermeintlichen Segnungen der modernen Technik zu setzen. Dank Internet sei die Menschheit zwar von einer Fülle an Informationen umgeben. Aber für wahres Wissen brauche es die Gabe, einander zuzuhören. Es brauche Zeit, zum Beispiel für die Lektüre von Büchern und Zeit für einen „langsamen Journalismus“. Hinzukommen müsse Weisheit, die Herzen öffne und Menschlichkeit hervorbringe. Dazu könne Literatur einen Beitrag leisten, so die Autorin deren jüngster Roman „Am Himmel die Flüsse“ in diesem Jahr erschienen ist.
Unterdessen blickt die Branche mit Zufriedenheit auf die aktuelle Marktlage. Der Umsatz bleibe auch nach den ersten drei Quartalen des laufenden Jahre stabil und liege derzeit mit einem Plus von 0,5 Prozent leicht über dem des Vorjahreszeitraums, sagte Vorsteherin Schmidt-Friderichs. „Bücher begeistern Menschen unverändert.“ Besonders hob sie ein „Lesefieber“ bei jungen Leserinnen und Leser hervor. Dafür verantwortlich seien vor allem die Bereiche „New Adult“ und „Young Adult“. Ein Drittel der unter 30-Jährigen erhalte Anregungen zur Lektüre über die Sozialen Medien. Noch häufiger jedoch springe „der Funke der Begeisterung“ in den Buchhandlungen vor Ort über.
Erstmals wird es auf der Buchmesse einen eigenen, 8.000 Quadratmeter großen „New Adult“-Bereich geben. Das weltweit größte Branchentreffen von Autoren, Verlagen und Lesepublikum wird am Dienstagabend eröffnet. 2023 nahmen daran mehr als 4.000 Aussteller aus aller Welt teil. Seit 1988 stellt jeweils ein Gastland die eigene Literatur vor, begleitet von einem kulturellen Programm. 2024 ist dies Italien. (kna)