Der Kölner Autor Frank Schätzing hat die bald erscheinende Serie zu seinem Roman „Der Schwarm“ scharf kritisiert. Die Serie bliebe unter ihren Möglichkeiten, Teile seien „zusammengeschusterter Unsinn“, sagte Schätzing in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die ersten Folgen der achtteiligen Serie zu „Der Schwarm“ sollen Anfang März im ZDF zu sehen sein.

„Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt. [...] Die globale Dimension der Bedrohung wird nicht spürbar, von Aktualität oder einer intelligenten Alien-Strategie ganz zu schweigen“, moniert Schätzing. Auf die Verfilmung von „Der Schwarm“ hatten Fans lange gewartet, bereits vor mehr als 15 Jahren war ein Filmprojekt gescheitert.

Frank Schätzing: Scharfe Kritik an ZDF-Serie zu „Der Schwarm“

Schätzing war zunächst in die Gestaltung der Serie involviert gewesen, sogar als Executive Producer. Dann habe es allerdings Meinungsverschiedenheiten mit Showrunner Frank Doelger, der schon bei „Game of Thrones“ hinter der Kamera stand, gegeben: „Wir hatten unmissverständlich vereinbart, den Roman im Team zu adaptieren, Frank Doelger mit seiner Expertise als Producer, ich mit meiner Expertise als Storyteller. Aber Frank zog auch das Storytelling an sich. Am Ende wollte er den Schwarm im Alleingang erzählen, nur nach seinen Vorstellungen.“

Schätzing habe sich daher entschieden, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Es komplett einzustellen, war für ihn keine Option: „Ein Projekt einfrieren, in das Hunderte Menschen involviert waren, noch dazu in Krisenzeiten? Das wäre mir unanständig vorgekommen“, so der Kölner Autor weiter.

„Zusammengeschusterer Unsinn“ - Kölner Autor Frank Schätzing kritisiert ZDF-Serie

Er habe noch die Hoffnung gehabt, dass er trotz der Reibereien mit dem Ergebnis zufrieden sein würde. „[Ich hatte die Hoffnung], dass mich das Resultat trotz allem begeistern wird. Tut es nicht. Schwamm drüber. Ich wünsche den Machern viel Erfolg damit“, zieht Schätzing sein Fazit zur Serie.

Ihm fehle der moderne Zeitgeist in der Serie, stattdessen würden viele alte Klischees bedient: „Und wie kann man den Schwarm im Jahr 2023 ohne das Kräftemessen zwischen den USA und China erzählen? Man muss Dinge straffen, ändern, absolut! Aber sinnvoll. Der neu erfundene Erzählblock um die japanische Fraktion und das ominöse Council IPCO ist leider zusammengeschusterter Unsinn ohne aktuelle Relevanz, erzählerisch grundfalsch.“

ZDF-Verfilmung von „Der Schwarm“: Showrunner wehrt sich gegen Kritik von Frank Schätzing

Showrunner Frank Doelger bezeichnet gegenüber des Medienmagazins „DWDL“ die Serien-Adaption von „Der Schwarm“ als „enorm heikle Angelegenheit“. Dies sei bei Beststellern grundsätzlich immer der Fall. Es habe zwischen Schätzing und ihm unterschiedliche Auffassung zur Adaption der Serie gegeben.

Doelger habe sich bewusst dazu entschieden, aktuelle politische Themen oder Bewegungen aus der Serie herauszuhalten: „Um dieses breite und allumfassende Thema zeitlos zu behandeln, haben wir darauf verzichtet, explizit auf bestimmte aktuelle politische Phänomene einzugehen, wie z.B. die Fridays-for-Future Bewegung.“ Auch aktuelle Konflikte zwischen Staaten, wie beispielsweise den USA und China, kämen daher nicht vor.

„Der Schwarm“ im ZDF: teuerste deutsche TV-Produktion aller Zeiten

Er sei die ganze Zeit offen für Vorschläge Schätzings gewesen, Schätzing ebenso ihm gegenüber. „Als sich die Serie zu verselbstständigen begann, gingen unsere und seine Vorstellungen davon, was die Serie sein könnte, auseinander“, so Doelger weiter.

Auch das ZDF hat sich gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mittlerweile zu Schätzings Kritik geäußert: „Das Publikum kann sich in einigen Tagen selbst einen Eindruck von der Qualität der internationalen Highend-Produktion machen“, so der Sender. Aus Sicht des ZDF sei die Serie „eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004“.

Die ersten Folgen von „Der Schwarm“ erscheinen am 22. Februar in der ZDF-Mediathek. Ab dem 6. März laufen die Folgen auch im Fernsehen. Mit 40 Millionen Euro Produktionskosten ist „Der Schwarm“ die aufwendigste deutsche TV-Produktion aller Zeiten. (shh)