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Film Festival CologneVor dem Start  Vorwürfe gegen Geschäftsführerin

Lesezeit 3 Minuten
Szene aus Grand Theft Hamlet

Szene aus dem Festival-Beitrag „Grand Theft Hamlet“.

Am Tag, als das Film Festival Cologne, das am 17. Oktober beginnt, sein Programm vorstellt, erheben ehemalige Mitarbeitende in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsführerin Martina Richter.

Noch bevor sie das Programm des kommenden Film Festival Cologne vorstellt, spricht Geschäftsführerin Martina Richter den weißen Elefanten im Raum an. „Gestern ist ein offener Brief rausgegangen an 160 Branchenvertreter, an unsere Förderer, an unsere Sponsoren. Darin wird mir Machtmissbrauch, ein ausbeuterisches Unternehmenssystem und ein Klima der Angst vorgeworfen. Und darüber hinaus ein intransparenter Umgang mit öffentlichen Fördergeldern“, gibt Richter die zentralen Vorwürfe des offenen Briefes wieder.

Die Absender bleiben anonym, bezeichnen sich als „neun ehemalige Mitarbeitende des Film Festival Cologne“ (der Rundschau sind sie namentlich bekannt).

Richter weist Vorwürfe von sich

Auf Nachfrage weist Martina Richter alle Vorwürfe von sich, vor allem die Vorwürfe in Sachen Fördergelder. „Ich könnte das alles offenlegen“, und seit dem man Landesförderung bekomme, würde man auch vom Landesrechnungshof geprüft, so Richter.

Das Film Festival Cologne ist eine Veranstaltung der Cologne Conference GmbH, deren Geschäftsführerin und alleinige Gesellschafterin Martina Richter ist. Gefördert wird das Festival unter anderem von der Stadt Köln, dem Land NRW und der Film- und Medienstiftung mit einer Summe von insgesamt 1,09 Millionen Euro.

Hohe Personal-Fluktion

Die hohe Personal-Fluktuation, für die Briefschreiber ein Anzeichen für ein schlechtes Klima, erklärt sie unter anderem mit der Tatsache, dass während des Festivals mehr Personal im Einsatz ist, vorher und nachher weniger. „Wir haben auch Mitarbeitende, die seit 20 Jahren dabei sind.“

Wenn die Absenderinnen und Absender auf sie zukämen, wäre sie aber „natürlich selbstverständlich“ zu Gesprächen bereit. Wie die Rundschau erfuhr, wurde der Weg der Anonymität gewählt, um sich durch eine offene Kritik nicht beruflich zu schaden.

Auswirkungen ungewiss

Es bleibt abzuwarten, wie oder ob überhaupt sich die im Raum stehenden Vorwürfe auf das Festival auswirken, das vom 17. bis 24. Oktober stattfinden wird. So oder so bietet es einmal mehr ein spannendes Programm.

Aus den „1400 Einreichungen aus 50 Ländern“ seien, so Martina Richter, „80 Beiträge aus zwei Dutzend Ländern“ für die verschiedenen Sektionen ausgewählt worden, in denen Fernsehproduktionen, Kino- und Dokumentarfilme oder auch Arbeiten mit einer besonderen visuellen Bildsprache gezeigt werden. Wie etwa „Grand Theft Hamlet“ von Pinny Grylls und Sam Crane, in dem das Shakespeare-Stück in den Kulissen des Videospiels „Grand Theft Auto“ inszeniert wird.

Zusätzlich gibt es den NRW-Wettbewerb, in dem Produktionen unter Beteiligung von Firmen an Rhein und Ruhr antreten.

Film über Riefenstahl zur Eröffnung

„Einen großen Schwerpunkt legen wir dabei auf Filme, die die autoritären, antidemokratischen Kräfte behandeln, die gerade weltweit auf dem Vormarsch sind.“ Die aktuellen Wahlerfolge der AfD zeigten, dass sich die „illiberalen Tendenzen“ auch hierzulande immer weiter ausbreiten.

Und so freue man sich ganz besonders, dass man das Festival mit Sandra Maischbergers und Andres Veiels Doku über Leni Riefenstahl eröffnen könne.

Neues von Almodóvar und Swinton

Ebenfalls dabei: der neue Film von Pedro Almodóvar („The Room Next Door“), ein filmisches Essay von Tilda Swinton („Der sechseckige Bienenstock und die Maus im Labyrinth“) oder auch die Filme, die von Deutschland („Die Saat des heiligen Feigenbaums“) oder Österreich („Des Teufels Bad“) für die Vorauswahl für den Auslands-Oscar eingereicht worden sind.

Autorin Helene Hegemann stellt sich bei der Serie „Zeit: Verbrechen“ als Regisseurin vor, andere Folgen stammen unter anderem von Jan Bonny. Jacques Audiard („Lippenbekenntnisse“) zeigt sein neues, in Cannes bereits gefeiertes Werk „Emilia Pérez“.

Wichtiger Preis an Udo Kier

Einige der Preisträger stehen schon fest: Udo Kier erhält den International Actors Award und wird mit einer Retrospektive geehrt. Der haitianische Filmemacher Raoul Peck wird mit dem Filmpreis Köln ausgezeichnet. Der Phoenix Preis geht an den New Yorker Michael Premo – für seinen Film„Homegrown“, in dem er gewaltbereite Trump-Unterstützer porträtiert. Bei der Verleihung im E-Werk zum Abschluss sollen dann auch die Gewinner des NRW-Wettbewerbs bekannt gegeben werden.

Komplettes Programm unter filmfestival.cologne