In „Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch“ liefert der herausragende Hornist Felix Klieser eine ermutigende Botschaft der Lebensfreude und der Überwindung scheinbar unmöglicher Hindernisse.
Musiker ohne ArmeHornist Felix Klieser teilt Lebensweisheiten in neuem Buch
Wie lernt man, mit dem Fuß zu schreiben, wenn einem das kein Lehrer vermitteln kann? Und wie trägt sich der Schulranzen, wenn man keine Arme hat? Der vielfach ausgezeichnete Musiker Felix Klieser spielt mit dem linken Fuß, musste sich für alles eine eigene Herangehensweise, seine eigene Technik entwickeln, hat dabei viel über das Leben gelernt und ist heute als einer der besten Hornisten seiner Generation.
Geht nicht, gibt es nicht
Nun legt er ein Buch unter dem Titel „Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch“ vor, das so voller unaufdringlicher Lebensweisheit steckt, dass man es nach der letzten Seite am liebsten von vorne lesen würde. Denn eine solche Lebensschule vermittelt aus jedem Blickwinkel etwas Neues. Klieser, 1991, in Göttingen geboren, hätte sich auch gut eine Karriere als Naturwissenschaftler vorstellen können. Aber die Musik ist seine größte Leidenschaft, und wer ihn schon einmal im Konzert gehört hat, ist anschließend davon überzeugt, dass diese Leidenschaft ansteckt. Schon mit vier Jahren begann er mit dem Hornspiel, zuerst auf dem Boden sitzend und mit einem Gurt für das Instrument. Je größer er wurde, war ihm diese Haltung aber nicht mehr möglich, das Horn ist nun auf einem Ständer montiert.
Doch Klieser stieß immer wieder auf Vorbehalte — selbst bei einem seiner Hornprofessoren. Ein „geht nicht“ gibt es bei ihm aber nicht, und es klingt immer wieder durch, dass die Pauschalaussage, etwas sei „unmöglich“ ihn nicht nur einmal geärgert und ihn zum Beweis des Gegenteils angetrieben hat. „Es ist immer gefährlich, wenn Menschen andere aus der eigenen Position betrachten.“ Seine ganze Biografie versteht er als Aneinanderreihung widerlegter Unmöglichkeiten. Seine felsenfeste Überzeugung, dass Probleme lösbar sind, ist kein Kalenderspruch, keine Floskel. „Probleme zu lösen, bewegt uns ,weil es unser Leben verändert“, schreibt er.
Ein Mutmacher
Kliesers Buch ist ein Mutmacher, ein effektives Coaching und eine so undogmatische Sicht auf die Persönlichkeitsentwicklung, dass man es jedem Pädagogen, Abteilungschef oder Psychologen ans Herz legen mag. „Vielleicht ist es ganz gut, dass man nie erfahren wird, was gewesen wäre, wenn“, schreibt Klieser in der Mitte des Buchs. und kommt zu dem Schluss, dass es einen großen Teil der Lebensfreude ausmacht, gespannt zu sein, was morgen geschieht.
Mit Witz schreibt er über die Tücken des täglichen Übens, über Lampenfieber und Selbstzweifel und wie man sich überlistet und aus destruktivem Denken ausbricht. Es ist ein ungewöhnliches, sehr persönliches Buch, dessen große Stärke darin liegt, in seinen Schlussfolgerungen eben nicht vorhersehbar zu sein.
Felix Klieser: Stell dir vor, es geht nicht, und einer tut es doch. Wie wir lernen, mehr zu können, als wir denken, Econ 256 S., 22,99 Euro.