Modedesignerin Fatima Halwani hat es schon auf das Vogue-Cover geschafft. Ihre Kleider sind weltweit bekannt.
Prinzessinnenträume in PinkBonner Designerin ließ sich für neue Kollektion von Kirschblüten inspirieren
In der Bonner Altstadt sind die Kirschblüten aufgeploppt. In zwölf Straßen entfalten die in de 80er Jahren gepflanzten japanischen Zierkirschen ihre volle Pracht. An Ästen, die sich wie Halbbögen zwischen den Hausfassaden spannen, schaukeln rosafarbene Dolden sanft im Wind und lassen ab und zu helle Blättchen aufs Pflaster segeln, die Bürgersteige und Fahrbahnen aussehen lassen, als sei gerade eine Hochzeitsgesellschaft mit Blumen streuenden Mädchen vorbeigezogen.
Flaneure sitzen in den Straßencafés und können sich nicht sattsehen an dieser flüchtigen Schönheit um sie herum, selbst aus Japan kommen Touristen, um das Spektakel zu fotografieren.
In all diesem Kommen und Gehen fällt eine Gruppe von sechs jungen Frauen in Abendgarderobe auf: knisternde Seide, viel Tüll, die bodenlangen Kleider hoch geschlitzt, schulterfrei und dekolletiert, manche mit langen Schleppen: Prinzessinnenträume in Pink.
Die rosafarbene Kirschblüte hat die Bonner Modedesignerin Fatima Halwani zu ihrer neuen Kollektion inspiriert, die sie – erstmals in Bonn – nun unter einigen der 60 japanischen Nelkenkirschen (Prunus serrulata Kanzan) in der Heerstraße fotografieren lässt – und damit für einiges Aufsehen in der Nachbarschaft sorgt.
Pop-Up-Store im Kameha Grand Hotel
Fatima Halwani wurde 1984 im Libanon geboren und zog mit ihrer Familie als Vierjährige nach Bonn. Die Stadt, sagt sie, sei ihre Heimat. Schon im Kindesalter begeisterte sie sich für Mode, mit sechs änderte sie die Kleider ihrer Puppen um oder nähte neue aus Stoffresten der Mutter.
Im Schulunterricht saß sie mit Papier und Stift und zeichnete Porträts ihrer Mitschülerinnen oder Modebilder. Mit 14, erzählt sie weiter, habe sie ihre ersten Stoffe gekauft, daraus Entwürfe für Kleidungsstücke gemacht und die Ausfertigung dann in die Hände eines Schneiders gegeben. Klar, dass auch ihr Kleid für den Abiball eine eigene Schöpfung war, genäht von einem Bekannten im Libanon.
Der Weg in die Welt der Mode schien für sie vorbestimmt zu sein, doch die Abiturientin wollte Meeresbiologin oder Ärztin werden, entschied sich dann aber doch für das künstlerische Talent, machte erst eine Ausbildung zur Textiltechnikerin und schloss dann ein Designstudium in Düsseldorf an. Ihre Abschlusskollektion auf der Modemesse CPD in Düsseldorf habe 2010 das Publikum verzaubert, wird berichtet. Kurz danach eröffnete sie ihr eigenes Atelier im Bonner Stadtteil Lannesdorf, wo sie sich auf die Herstellung von Unikaten in aufwendiger Handarbeit spezialisiert hat.
Nazan Eckes posierte in einem Kleid von Halwani
Das hat sich auch international herumgesprochen. Die Portugal-Ausgabe der Zeitschrift Vogue brachte eine Halwani-Schöpfung aufs Cover, im Internet liest man von ihrer Teilnahme an großen Modenschauen wie der Berlin Fashion Week, ihre Werke sind bei Galas und TV-Shows zu sehen, die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes posierte auf dem roten Teppich in einem Kleid made in Bonn.
Dort hat die Designerin unlängst im Hotel Kameha Grand einen Pop-Up-Store eröffnet. Im Atelier in Lannesdorf stapeln sich Ballen von Seide, Satin und Spitzen, auf Kleiderpuppen stecken ihre Kreationen. Ein Brautkleid zum Beispiel, die Farbe wie das unschuldige Weiß einer Zwergkirsche, Dutzende von Swarovski-Steinchen hineingearbeitet und einzeln von Hand gefertigte Blütensymbole appliziert – welche Frau möchte in diesem Modell nicht zum Traualtar geführt werden?
Preise nach oben offen
Solch ein Einzelstück ist nicht billig. Die Preise für Halwanis Galaroben fangen bei 1000 Euro an und sind, abhängig vom Herstellungsaufwand und Material, nach oben offen. An dem Hochzeitskleid habe sie bis zu 20 Stunden am Tag gesessen, sagt sie. Die Kundin sei begeistert gewesen und habe es ihr für das Fotoshooting ausgeliehen.
Dort wuselt derweil die Stylistin Nisrin Mahhi mit einer Spraydose zwischen den Models herum, sprüht schnell noch etwas Haarfestiger auf die Wasserwelle einer Ukrainerin mit dem Gesicht einer 20er-Jahre-Heroine und leiht sich bei einem Anwohner, der aus seinem Fenster die Freiluft-Modenschau beobachtet, eine Steckdose für zwei Brennstäbe, mit denen sie die Locken einer Blonden eindreht.
Fatima Halwani steckt mit kleinen Nadeln noch schnell eine Falte an einem Kleid ab, erzählt, dass dieses Stück hellroten, gerafften Stoffs mit der großen Schleife über der linken Schulter erst in der Nacht zuvor seine Form gefunden habe, und springt aus dem Bild, als Fotograf Karim Kahtan das Kommando übernimmt und die jungen Frauen ihr Profilächeln anknipsen. Eine Assistentin hat Kirschblüten gesammelt, die sie von einer Leiter aus vor die Kameralinse pustet, so dass sie wie leichter Schnee zu Boden schweben und auf den Kleidern kleben bleiben.