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Eurovision Song ContestWas uns beim ersten Halbfinale erwartet

Lesezeit 3 Minuten
Loreen singt während einer Generalprobe für das erste ESC Halbfinale.

Loreen singt während einer Generalprobe für das erste ESC Halbfinale.

Die Schwedin Loreen und ihr Song „Tattoo“ gelten schon jetzt als die Favoriten.

Der Drops ist eigentlich schon gelutscht – und das seit Wochen. Schon nachdem Loreen am 25. Februar ihr Lied „Tattoo“ beim schwedischen Vorentscheid „Melodifestivalen“ gesungen hatte, schnellte Schweden bei den internationalen Buchmachern auf Platz 1. Dabei hatte die ehemalige Siegerin nur eine Vorrunde gewonnen – das Ticket nach Liverpool sicherte sie sich erst zwei Wochen später beim schwedischen Finale. Und seitdem pendelt ihre Siegerquote zwischen 39 und 45 Prozent – und lässt die Konkurrenz weit hinter sich.

Publikum in Deutschland stimmt mit ab

Dass sie sich heute Abend im ersten Halbfinale, bei dem auch das deutsche Publikum mit abstimmen kann, für das Finale am Samstag qualifiziert, steht außer Frage. Neben Loreen gehen 14 weitere Länder ins Rennen, zehn von ihnen dürfen Samstag im Finale noch mal ran. Beim zweiten Halbfinale treten 16 Starter an, ebenfalls zehn kommen weiter. Beim Finale treffen diese Zwanzig auf Vorjahressieger Ukraine sowie die Big Five: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Loreens Lied „Tattoo“ ist bei Weitem nicht so eingängig wie „Euphoria“, mit dem sie 2012 den Song Contest gewann.

Aber ihr Auftritt ist ähnlich spektakulär: Sie räkelt sich im Liegen zwischen zwei Plattformen, die sich im Laufe der nächsten drei Minuten weiter und weiter voneinander entfernen, bis Loreen aufstehen kann. Dazu viel Nebel, ausgeklügeltes Licht und endlos langer Fingernagelschmuck – fertig ist ein atemberaubender Auftritt.

Käärijä kniet zwischen seinen Tänzern.

Käärijä, ESC-Teilnehmer aus Finnland.

Auch der Finne Käärijä ist ein Hingucker: bauchfrei, mit giftgrünem Bolerojäckchen rappt er zu Technoklängen die Nummer „Cha Cha Cha“. Derzeit ist er damit in den Wettbüros auf Platz zwei gesetzt. Was gibt es noch zu sehen? Wie immer reiht sich Albernheit an Überambitioniertes, großes Drama an musikalisch laue Lüftchen. Portugal schickt mit Mimicat einen Marilyn-Monroe-Verschnitt, es wird zu Latinorhythmen über die Bühne gefegt. Aus Kroatien kommt eine Comedy-Nummer, die man sicher nur im Heimatland versteht: Fünf beschnäuzerte Männer marschieren in Village-People-Manier auf und singen ein Lied, das sie als Protest gegen Putin verstehen – eigentlich ein No-Go beim ESC, der politische Äußerungen verbietet.

Chris Harms sing bei den Proben.

Chris Harms, Sänger von Lord Of The Lost

Israels „Unicorn“ ist eine Tanznummer, zu der Noa Kirel eine Choreographie zwischen Kasernenhof und Stipclub abliefert. Für Moldau tanzt Pasha Parfeni mit einem Kleinwüchsigen, der Flöte spielt. Und Tschechien? Sechs junge Frauen in rosa schwenken ihre Pferdeschwänze - und rappen. Doch die Optik zählt halt. Die hübsche Ballade aus den Niederlanden hat man genauso schnell vergessen wie den Folkpop aus Aserbaidschan oder den Schweizer, der über Wasserpistolen philosophiert.

Siebter Sieg für die Schweden?

Wenn Loreen gewinnen würde, zöge Schweden mit den Iren gleich, die bislang sieben Siege einfahren konnten. Das letzte Mal war allerdings 1996 (Eimear Quinn mit „The Voice“ – auch eine Nummer, an die sich niemand erinnert), seitdem läuft’s für die Vertreterinnen und Vertreter von der grünen Insel alles andere als gut, oft genug überlebte man noch nicht einmal das Halbfinale. Das könnte auch der Band Wild Youth und ihrem fantasielosen „We are one“ passieren. Der goldfarbene Einteiler von Conor O'Donohoe wird das auch nicht rausreißen. Und unsere Jungs von Lord of the Lost? Die kämpfen sich tapfer mit Babyschritten bei den Buchmachern vorwärts. Bislang war für „Blood & Glitter“ nicht mehr drin als die 15 – was aber zumindest schon mal nach einer besseren Platzierung aussieht als in den vergangenen Jahren. Und wer weiß, vielleicht erfüllt sich Katja Ebsteins Prophezeiung von ESC 1970: „Wunder gibt es immer wieder“.


ESC im Fernsehen

Erstes Halbfinale: 9. Mai, 21 Uhr, bei ONE.Zweites Halbfinale: 11. Mai, 21 Uhr, bei ONE Finale: 13. Mai, 21 Uhr, in der ARD. (EB)