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Gewinnt Schweden zum achten Mal?Dieser Sauna-Song ist heißer ESC-Favorit

Lesezeit 4 Minuten
08.03.2025, Schweden, Stockholm: Die Musikgruppe KAJ steht nach dem Gewinn des Finales des Melodifestivalen Song Contests in der Strawberry Arena mit dem Lied "Bara bada bastu" auf der Bühne. Foto: Anders Wiklund/TT News Agency/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

KAJ beim Finale des Melodifestivalen mit dem Lied „Bara bada bastu“.

Das Trio Kaj hat sich mit seinem Sauna-Song zum Top-Favoriten des Eurovision Song Contest 2025 gemausert. Findet der ESC also nächstes Jahr wieder in Schweden statt?

Beim Fernsehsender SVT in Stockholm legt man gerade wieder ein bisschen Geld auf die Seite: Denn wenn man den Buchmachern Glauben schenkt, dürften die nächsten Sieger des Eurovision Song Contest, der vom 13. bis 17. Mai in Basel stattfindet, einmal mehr aus Schweden kommen.

Das Trio Kaj wird mit seiner eingängigen Comedy-Nummer „Bara Bada Bastu“ mit einer Quote von 37 Prozent für den Sieg gewettet. Zum Vergleich: Dahinter liegt mit 15 Prozent der österreichische Sänger JJ mit seinem Lied „Wasted Love“ . Frankreichs Louane, die „Maman“ singt, kommt derzeit auf 9 Prozent. Es wäre der achte Sieg für Schweden, das dann am bislang ebenfalls siebenfachen Gewinner Irland vorbeiziehen würde.

Schon Ende letzten Jahres lag Schweden bei den Wettbüros ganz vorn, was allerdings daran lag, dass bekannt wurde, dass Måns Zelmerlöw noch einmal für sein Heimatland antreten würde. Schon 2015 hatte er mit dem Song „Heroes“ den ESC gewonnen. Wir erinnern uns: Das war die Nummer, bei der er zusammen mit einem Strichmännchen singt. Und so klang sein „Revolution“ sehr auf Spiel, Satz und Sieg getrimmt.

Doch wie es schon mal passiert: Kaj setzten sich mit ihrer Nummer nicht nur in den Gehörgängen fest, sondern sangen sich mit ihrem fröhlich-unbekümmerten, aber hochprofessionellen Auftritt während des sechswöchigen Auswahlverfahrens „Melodifestivalen“ in die Herzen.

Am Ende stand Zelmerlöw wie ein begossener Pudel da und zeigte sich nicht als souveräner Zweitplatzierter. Kurz darauf wurde aber bekannt, dass er mitten in der wohl unschönen Scheidung von Ehefrau Ciara steckt.

Kaj, das sind Kevin Holmström, Axel Åhman und Jakob Norrgård, samt und sonders 1993 geboren. Sie kommen aus Vörå, aus dem Teil Finnlands, in dem Schwedisch gesprochen wird. Die drei kennen sich seit der Schulzeit, spielten zusammen Fußball und begannen 2009 mit Comedyauftritten, veröffentlichten mehrere Alben.

„Bara Bada Bastu“ aus Schweden: Einfach saunieren

Für die Teilnahme am Vorentscheid brachte man sie unter anderem mit Anderz Wrethov zusammen, der schon unzählige Songs fürs „Mello“ geschrieben hat, darunter auch zwei, die die Qualifizierung als schwedische Beiträge für den ESC schafften, etwa „Too late for love“ von John Lundvik.

„Bara Bada Bastu“ kann man mit „einfach saunieren“ übersetzen „bastu“ ist das schwedische Wort für Sauna. Dazu wird die eine oder andere finnische Phrase eingestreut, etwa „yksi, kaksi, kolme, sauna“ (eins, zwei, drei, Sauna). Auf der Bühne sitzen Kaj zunächst vor gestapeltem Holz, braten Würstchen und besingen die entspannenden Vorzüge des Schwitzens. Im weiteren Verlauf wird der Holzstapel umgekippt und mutiert zur Sauna.

Unterm Strich, ein riesiger Spaß, der mittlerweile weite Internet-Kreise gezogen hat: Da sitzt ABBA-Björn in der Sauna und zitiert aus dem Lied, andere singen es als Ballade oder Heavy Metal-Nummer nach. Extrem charmant: die Bibliothekarinnen, die den Bibliotheksbesuch preisen („Bara plöcka böcker“).

Eine einfache Nummer, die Spaß macht

Natürlich kann man der Nummer ihren Humtata-Rhythmus vorwerfen, ihr Sommerhit-Potenzial schrappt haarscharf am Ballermann vorbei. Aber es ist schwer, sich der Eingängigkeit, der albernen Choreografie und der schalkhaften Herzlichkeit der Interpreten zu entziehen.

Um eine ganze Reihe anderer Beiträge gab es schon einigen Wirbel: um das angeblich zu freizügige Outfit der finnischen Teilnehmerin Erika Vikman, deren Technonummer den deutschen Titel „Ich komme“ trägt. Um den Originaltitel von Mariana Conte aus Malta: Das Lied hieß zunächst „Kant“, was auf Maltesisch „singen“ bedeutet, aber klanglich dem englischen Schimpfwort für das weibliche Geschlechtsorgan ähnelt.

Und dem Esten Tommy Cash wurde vorgeworfen, er würde sich mit seinem „Espresso Macchiato“ über die Italiener lustig machen. Musikalisch ist das alles nichts Dolles, Fans unken im Netz schon vom einem der schlechtesten ESC-Jahrgänge. Bislang trug die Ausgabe 2011 in Düsseldorf diesen Stempel.

So machen sich die Schweden also schon mal startklar für 2026. Es sei natürlich eine schwere Aufgabe, direkt nach 2024 einen ESC auszurichten, sagte Anton Glanzelius von SVT, dem schwedischen Radiosender P3. „Schaffen wir das? Die Antwort ist: ja!“. Der ESC in Malmö habe rund 23 Millionen Euro gekostet, acht davon stemmte der Sender. Es könne sein, dass man nun geplante Programme verschieben müsse, „aber wir werden eine Lösung finden.“

Deutscher Beitrag „Baller“ von Abor auf Platz 22

Solche Gedanken muss sich Deutschland nicht machen: „Baller“ von Abor & Tynna dümpelt seit Wochen bei den Buchmachern auf Platz 22 herum.

Am 13. Mai findet das erste Halbfinale statt, am 15. Mai das zweite. Aus beiden qualifizieren sich jeweils zehn Beiträge für das Finale am 17. Mai, für das Deutschland wie immer gesetzt ist. Anhören kann man sich schon alle Songs auf dem aktuellen Sampler (bei Universal erschienen).