TikTok – Segen und Fluch gleichermaßen und der Ort, an dem nicht nur Falschmeldungen und rechte Propaganda leicht verbreitet werden können, sondern gleichzeitig Popphänomene befeuert oder sogar erst kreiert werden können.

So dürfte zur Popularität der südafrikanischen Sängerin Tyla und ihres Liedes „Waters“ sicher auch die Tatsache beigetragen haben, dass unzählige Userinnen und auch User die aufreizende Choreografie der 22-Jährigen nachahmten: Da wird „getwerkt“, also der Po wird in Tylas Fall in einem sehr ausgeklügelten Rhythmus bewegt.

Das Lied landete in vielen Ländern oben in den Charts, bei den Grammys durfte sie nicht nur auftreten, sondern auch einen Preis mit nach Hause nehmen. Nun erscheint ihr erstes Album, „Tyla“ (bei Sony Music).

Und während sie outfit-technisch schon im „Water“-Video ein wenig auf den Spuren von Janet Jackson anno 1993 und deren Hit „That's the way love goes“ wandelt, könnte dies auch Inspirationsquelle für die elf neuen Songs gewesen sein: sehr lässig, sehr sinnlich, sehr zurückgenommen. Und ihrer Stimme scheint sie dieselben Flötentöne beigebracht zu haben wie das jüngste Mitglied des Jackson-Clans seinerzeit.

Das lässt sich alles sehr gut anhören. Leider verliert man schnell den Überblick, welcher Song gerade läuft, zu ähnlich klingt das doch alles, wenn man sich dem Album am Stück widmet. Es fehlen die musikalischen Ausbrüche, um auch jenseits von TikTok dauerhaft zu punkten. Aber mit 22 hat man ja noch so viel vor sich ... Allerdings musste sie schon einen Dämpfer hinnehmen: Verletzungsbedingt musste sie ihre Tournee absagen, die sie auch nach Köln gebracht hätte.