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Cologne JazzweekEröffnungskonzert in der Philharmonie enttäuscht

Lesezeit 3 Minuten
Sängerin Rebekka Ziegler von der Band Salomea.

Eröffnungskonzert der Cologne Jazzweek in der Philharmonie: Auftritt der Kölner Band Salomea mit Sängerin Rebekka Ziegler.

Beim Eröffnungskonzert der Cologne Jazzweek in der Philharmonie traten die Band Salomea und die Sängerin Genevieve Artadi auf. Die Auftritte waren laut unserem Autor nicht immer überzeugend.

Wenn die Veranstalter der Cologne Jazzweek gleichzeitig mit dem Festival eine Kampagne unter der Überschrift „Jazz is dead“ starten, meinen sie Letzteres natürlich nicht ernst. Aber sie sollten bedenken, dass sie sich damit trotzdem selbst „ins Knie schießen“ – mindestens ein bisschen. Denn das mutierte Zitat erinnert daran, dass Frank Zappa schon vor ziemlich genau 50 Jahren wusste, dass der Jazz tot ist. Sonst hätte er es ja nicht bestritten („Jazz isn't dead“). Er sorgte für ein Trauma, das einige standfeste Jazzer bis heute umtreibt: Oh Gott, wir sind nicht mehr der Maßstab für Coolness, den setzt heute der Pop.

Nur diese Form des Ablebens meinte Zappa damals vermutlich, denn ihm war nicht zuletzt durch sein eigenes Schaffen klar, dass Jazz-Strukturen und -Spielweisen in anderen musikalischen Genres überleben würden. Auch wenn der seit den Sechzigern immer stärker avantgardistisch und experimentell orientierte „reine“ Jazz nur noch einen kleinen Zirkel von Interessenten fand. Doch den Veranstaltern der dritten Jazzweek reicht das offensichtlich nicht, sie wollen beweisen: Wir können cool – immer noch.

Jedenfalls kann man das Programm des Eröffnungsabends in der Philharmonie, die erstmals im Rahmen des Festivals bespielt wurde, so verstehen. Die Kölner Band Salomea und Genevieve Artadi aus L.A. sollten für poppiges Flair sorgen, und Salome machten das ganz ordentlich: R'n'B, Soul, Funk, Hip-Hop – alles da. Und Sängerin Rebekka Ziegler zeigt gegen Ende des kurzen Sets, dass sie auch ein bisschen bitchy sein und die Zuhörer aufmischen kann.

Eröffnungskonzert ist kein Aushängeschild für den Jazz

Jazzige Elemente wurden auch registriert: Komplexe Rhythmen, häufige Tempowechsel, expressive Soli und Musiker, die ihre Instrumente beherrschen. Aber das ist noch kein Jazz, sondern heute Standard im internationalen Pop. Und die Philharmonie ist kein Dancefloor, trotz Spots und Trockeneis-Schwaden.

Dann ein Schock durch Überzuckerung: Genevieve Artadi tritt auf in glitzerndem Lollipop-Barbie-Outfit mit riesigen pinken Plateau-Stiefeln und Mikro in Form einer Eistüte mit Erdbeerkugel. Leider passten ihre bewusst naiven Träller-Pop-Liedchen nie zur Begleitung, denn die Band phrasierte jazzmäßig, sachlich und dezidiert unglamourös an der Sängerin vorbei. Der Saal war schon zu Beginn des Abends nur zur Hälfte gefüllt, nun wanderten die Zuhörer in Scharen ab.

Sängerin Genevieve Artadi.

Genevieve Artadi trat im poppigen Glitzerkostüm und mit Eiswaffel-Mikro auf.

Dumm ist diese Pleite auch, weil ein Eröffnungsabend so etwas wie ein Aushängeschild sein sollte. Das ging gründlich daneben, denn ernstzunehmender Jazz ist längst nicht mehr Pop, sondern leider Gottes häufig „schwierig“, elitär und akademisch, auf Förderung durch öffentliche und private Geldgeber angewiesen. Dass in diesem Rahmen noch immer viel Interessantes und Spannendes passieren kann, werden wohl die Konzerte dieser Jazzweek wieder beweisen. Das ist cool genug.