Die Eröffnung des Festivals „Sommerblut“ fand in diesem Jahr im Depot 2 des Schauspiel Köln statt. Mit „Until the Beginnings“ gelang den Machern des zweiwöchigen Performance-Events ein überzeugender Start.
Eröffnung des Sommerblut-FestivalsHilferuf und Appelle an die Politik - Kampf ums Überleben
„Eat the borders“, reiß die Grenzen ein, lautet das Motto des diesjährigen, noch bis zum 20. Mai laufenden Sommerblut-Festivals auf mehreren Bühnen und Plätzen in Köln. Am Wochenende wurde es im Depot 2 des Schauspiel Köln von der neuen ersten Vorsitzenden des Fördervereins „Sommerblut Kulturfestival“, Patrizia Kubanek, eröffnet. „Ich sitze im Rollstuhl und stehe mit meiner Person für Inklusion. Barrieren zu überwinden im Alltag, in der Kunst, zwischen Geschlechtern und den Kulturen ist mir daher ein besonderes Anliegen. Und es ist Aufgabe der Politik, inklusive Veranstaltungen wie das Sommerblut-Festival mit den nötigen Mitteln weiter engagiert zu unterstützen.“
Es sollte an diesem Eröffnungsabend in der Halle des ehemaligen Carlswerk-Geländes in Köln-Mülheim nicht der letzte finanzielle Hilferuf an die anwesenden Politiker und Vertreter der Stadtregierung gewesen sein. Dazu später. Denn die Kunst sollte trotz aller Appelle an die Kulturförderung im Zentrum der Eröffnungsveranstaltung stehen. Eine der prägenden Choreografinnen des Sommerblut-Festivals der letzten Jahre, Stephanie Thiersch, inszenierte in Zusammenarbeit mit Alesandra Seutin, künstlerische Leiterin der École des Sables aus dem Senegal, das Stück „Until the Beginnings“, einen wilden Ritt aus urbanen zeitgenössischen und traditionellen Tanzstilen.
Inspiriert von den aktuellen Ereignissen in den Konfliktregionen der Welt
Inspiriert von den weltweiten aktuellen Ereignissen und Folgen durch Ungleichheit, Krieg und Flucht richteten Thiersch und Seutin den Blick auf die Verwicklungen der Betroffenen im Spannungsfeld zwischen Gastfreundschaft und der Kriminalisierung von Fremden. Trommelnde Schritte, zitternde und sich windende Körper – Angst, Wut, Schmerz und Hoffnung übertrugen sich von den Tänzern auf das Publikum. Beeindruckend auch die musikalischen Darbietungen von Kora-Spieler Tarang Cissokho und Rapperin Shelly Quest, die mit ihren Texten dem Gefühlschaos eine Stimme gab.
Trotz allen Leids und Konflikten verströmten die acht Tänzerinnen und Tänzer immer wieder auch Hoffnung – wenn sich Chaos auflöste in harmonischen Folkloretänzen, die das Potenzial haben, identitäts- und heimatstiftend zu sein. Doch wenn sie plötzlich mit angedeuteten Ruderzügen in die Lage verzweifelter Bootsflüchtlinge eintauchten, wurde diese Zuversicht abrupt wieder erstickt.
Die Besucher an diesem Abend überschütteten Tänzer und Macher mit einem verdienten jubelnden Applaus, bevor es anschließend zur leider verregneten Eröffnungsparty im "Carlsgarten" überging. Auch Festivalleiter Rolf Emmerich richtete sich mit eindringlichen Worten an die Politik und speziell an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Unter den aktuellen Voraussetzungen werden wir nächstes Jahr nicht weitermachen können. Wir benötigen mehr Unterstützung.“
Weitere Aufführungen der nächsten Tage
Das Sommerblut-Festival läuft noch bis zum 20. Mai an mehreren Bühnen und Plätzen im Kölner Stadtgebiet. Hier einige kommende Veranstaltungen:"Am Ufer des Sees", Di, 7. Mai, 20 Uhr, Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33"Queere Revolution", Mi, 8. Mai, 19.30 Uhr, Freies Werkstatt Theater, Zugweg 10 (weitere Aufführungen)"Crossing Common Borders", Do, 9. Mai, 19 Uhr, Orangerie Theater (Bühne), Volksgartenstraße 25 (weitere Aufführungen)