„Eine der großartigsten Stimmen der Welt“Operndiva Jessye Norman ist tot
New York – Die US-amerikanische Opernsängerin Jessye Norman ist tot. Die Sopranistin starb am Montag (Ortszeit) im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus in New York, wie unter anderem die „New York Times“ und der Radiosender NPR unter Berufung auf einen Sprecher ihrer Familie berichteten. Auch die New Yorker Metropolitan Opera bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod der Sängerin.
Ursache dafür waren ein septischer Schock und Multiorganversagen infolge von Komplikationen nach einer Rückenmarksverletzung, die sie 2015 erlitten hatte.
Norman gewann in ihrer Laufbahn vier Grammys für ihre Aufnahmen und einen für ihr Lebenswerk, zudem die Ehrenmedaille National Medal of Arts. Die Afroamerikanerin feierte als eine der ersten dunkelhäutigen Künstler in der Opernwelt Erfolge. Sie war vor allem als Interpretin von Opern Richard Wagners bekannt. Zu ihrem großen Repertoire gehörten aber auch Werke unter anderem von Francis Poulenc, Leos Janáček, Béla Bartók, Giuseppe Verdi, Richard Strauss oder Arnold Schönberg. Sie galt als eine der weltweit bekanntesten Opernstars, wurde aber auch als Jazz-Interpretin geschätzt.
In einer Erklärung ihrer beiden Geschwister James Norman und Elaine Sturkey hieß es, sie seien stolz auf die musikalischen Leistungen Jessye Normans. „Wir sind ebenso stolz auf ihr humanitäres Engagement im Kampf gegen Hunger, Obdachlosigkeit, für Ausbildung der Jugend sowie Kunst- und Kulturbildung.“
Einer der größten Künstler an der Met
Die Met, an der sie in rund 80 Aufführungen mitwirkte, teilte mit, man trauere um Norman, „eine der großen Sopranistinnen des vergangenen halben Jahrhunderts.“ Generaldirektor Peter Gelb sagte: „Jessye Norman war einer der größten Künstler, die je auf unserer Bühne gesungen haben“. Ihr Vermächtnis werde für immer weiterleben. Norman habe das Publikum mit ihrem schönen Ton, ihrer außergewöhnlichen Kraft und ihrem musikalischen Feingefühl begeistert. Die Vorstellung von „Porgy and Bess“ am Montagabend sei Norman gewidmet gewesen.
Norman war am 15. September 1945 in Augusta im US-Bundesstaat Georgia als eines von fünf Kindern in eine musikalische Familie hinein geboren wurden. Schon als Kind hörte sie Opern im Radio. „Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, dass Operngeschichten nicht anders als andere Geschichten sind: Mann trifft Frau, sie verlieben sich, sie können aus irgendeinem Grund nicht zusammen sein und meistens geht es nicht gut aus“, schrieb Norman in ihrer Autobiografie. „Für mich waren das Erwachsenen-Versionen von Geschichten, die ich schon kannte.“
Norman studierte Musik in Washington. 1968 gewann sie einen Musikwettbewerb in München, im darauffolgenden Jahr feierte sie ihr Operndebüt an der Deutschen Oper in Berlin in Wagners „Tannhäuser“.
Zahlreiche Kollegen und Stars betrauerten den Tod der Sängerin. „Was ein betroffen und traurig machender Verlust heute“, schrieb die Operndiva Renee Fleming per Kurznachrichtendienst Twitter und der Sänger Rufus Wainwright kommentierte: „Die Welt hat eine der großartigsten Stimmen verloren, die wir je hatten und gehört haben. Sie hat sich für uns ausgeschüttet. Ruhe in Frieden, liebste Jessye Norman.“ (dpa)