Kölns früherer Intendant Michal Hampe ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Unter ihm erlebte Köln seine goldenen Opern-Jahre. Ein Nachruf
Ehemaliger Intendant der Kölner OperTrauer um Michael Hampe in Köln
Es waren fürwahr Kölns goldene Opern-Jahre, als Michael Hampe am hiesigen Haus als Intendant agierte. Noch Jahrzehnte später geraten die Zeitzeugen ins Schwärmen – was sicher auch dazu beigetragen hat, dass bis heute alte und neue von ihm erdachte Inszenierungen fester Bestandteil des Spielplans sind. 2020 feierte seine „Zauberflöte“ Premiere, die im Mai nächsten Jahres wiederaufgenommen wird – genauso wie seine „Bohème“ von 2015, die ab Dezember wieder zu sehen ist. Doch leider ohne ihn. Denn wie jetzt bekannt wurde, ist Michael Hampe am 18. November im Alter von 87 Jahren gestorben.
Trauer an der Oper Köln
„Michael Hampe hat als langjähriger Intendant künstlerisch und menschlich die Oper Köln in ganz besonderer Weise geprägt. Sein Tod ist ein großer Verlust für unser Haus“, sagt sein Nachfolger Hein Mulders. „Es ist mir daher eine große Ehre und ein persönliches Anliegen, seine herausragende Inszenierungen von ,La Bohème’ und ,Die Zauberflöte’ in dieser Spielzeit im StaatenHaus zeigen zu können und sein künstlerisches Wirken außerordentlich zu würdigen.“
Geboren wurde Hampe am 3. Juni 1935 in Heidelberg. Architektur ist meine zweite Passion, ein Erbe meines Architekten-Vaters!“ sagte er einmal im Gespräch mit der Rundschau. Und so promovierte er nicht nur nach dem Studium der Theater- und Musikwissenschaft über Bühnentechnik, sondern fungierte auch als Berater bei Bauten der Pariser Opéra Bastille und des Neuen Nationaltheaters Tokio.
Aber in erster Linie zog es ihn in den Bühnenraum. Zunächst als Schauspieler, dann als Regisseur. In den 60er Jahren inszenierte er in Bern und Zürich, an letzterer Stelle arbeitete er unter anderem mit Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch zusammen. Parallel begann er, sich für die Oper zu interessieren.
Auf eine Intendanz am Nationaltheater Mannheim (1972−1975) folgte die Kölner Zeit, die von 1976 bis 1995 dauerte. Damals „war Salzburg eine Nebenstelle von Köln“ – wo Hampe von 1983 bis 1990 zum Direktorium gehörte – lobte ihn seine Nachfolgerin Birgit Meyer in Bezug zu seinem 80. Geburtstag. Was sicher nicht zuletzt am höheren Etat lag, den der damalige Kulturdezernent Kurt Hackenberg ermöglichte. Später waren Abende von ihm an der Scala, in London, Paris, München, Dresden, Los Angeles oder Tokio zu sehen
Michael Hampe war kein Anhänger des Regietheaters
Hampe wollte Geschichten erzählen. „Oper ist Musik zu einem Zweck“, so sein Credo. Diesem Zweck müssten Regisseure, Sänger und Orchester als „Musikdetektive“ nachspüren, um mit ihrer Interpretation „mitten ins Herz“ zu treffen. „Opulenz gebrauche ich nur da, wo sie für die dramatischen Gegensätze angebracht ist,“ entgegnete er Stimmen, die seine Regiearbeiten für zu üppig hielten.
Das sogenannte Regietheater war seine Sache nicht. „Wenn einer lauthals verkündet, er kenne keine Oper, könne auch keine Noten lesen, vielmehr sei er unmusikalisch und überhaupt, er möge keine Musik, dann wird er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen oder gar mehrere Intendanten finden, die ihn als ,Mann neuer Wege’ zur Regie drängen,“ heißt es in seinem Buch „Über Theater“.
Dass ihn manche für nicht zeitgemäß hielten, focht ihn nicht weiter an. „Was ist modern? Wenn ich ein Wunderwerk wie den ,Parsifal’ den Kaninchen ausliefere?“ so seine Reaktion. „Man darf das Publikum nicht für dumm verkaufen. Oper heißt, eine Geschichte durch Musik erzählen. Dafür muss man das Handwerk beherrschen.“
Und das Publikum dankte ihm für diese klare Haltung, indem es in Scharen in seine Inszenierungen strömte. Dabei erwies er sich immer wieder im Spielplan als goldener Anker für das kritische Abonnenten-Publikum – und darüber hinaus: Zwischen 95 und 100 Prozent lag die Auslastung von „Bohème“, „Zauberflöte“ und „Fidelio“.
Auch nach seiner Zeit als Intendant blieb er Köln nicht nur als Regisseur erhalten, sondern auch als Kritiker in Sachen der örtlichen Kulturpolitik. Zuletzt hatte er sich für die Vertragsverlängerung von Birgit Meyer stark gemacht: Die Entscheidung dagegen sei „sachlich für die Oper völlig falsch und lässt dazu jeden Anstand vermissen“. Aber er blieb realistisch, was generell seine Einflussmöglichkeiten auf Politik und Verwaltung anging: „Ich habe Schlachten gewonnen, aber den Krieg verloren“, so seine trocken-resignierte Einstellung. Aber sicher hat er die Herzen vieler Opernfans gewonnen.