Nachrichten aus dem Krieg sind immer entsetzlich. Menschen sterben, Dörfer und Städte werden zerstört, und immer ist da diese Angst. Ein Film bringt Szenen aus dem Grauen nun auf die große Leinwand.
Neu im KinoDie Sinnlosigkeit des Krieges im Film „Warfare“

Ray Mendoza (l) und Alex Garland, Co-Autoren und Co-Regisseure des Films „Warfare“.
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„Warfare“ zeigt die Brutalität des Krieges, das Dröhnen, die Explosionen, das Stakkato der Schüsse - und die Schmerzensschreie. Erzählt wird die Geschichte einer Handvoll US-Soldaten 2006 während eines Einsatzes im Irak, die auf wahren Begebenheiten beruht. Kriegsveteran Ray Mendoza war damals mit dabei und führt nun mit dem Briten Alex Garland Regie. Ihr Werk ist handwerklich brillant, aber auch erschütternd und verstörend und führt vor Augen, wie sinnlos Kriege sind. Warum sollte man sich das ansehen?
Hervorragende Schauspieler
Sehenswert sind auf jeden Fall die Schauspieler, die mit exaktem Spiel, sensibel abgestimmten Emotionen und einer überragenden Teamleistung beeindrucken. D'Pharaoh Woon-A-Tai („Reservation Dogs“) spielt Ray Mendoza, damals der Kommunikations-Offizier der Einheit. Auch mit dabei sind Will Poulter („The Bear“), Charles Melton („Riverdale“), Joseph Quinn („Stranger Things“) und „Shogun“-Hauptdarsteller Cosmo Jarvis.
Sie mussten die schwierige Aufgabe meistern, sich wie echte Soldaten der Spezialeinheit Navy Seals zu verhalten, vom Umgang mit Waffen über Gesten und Sprache bis hin zum Verhalten untereinander, das auf unbedingtem Vertrauen basiert. Jedes Wort, jede Geste der Soldaten sitzen, Befehle führen sie widerspruchslos aus. Denn ein Fehler kann alle in Gefahr bringen.
Teamgeist im Bootcamp
Dafür durchliefen sie vor dem Dreh ein dreiwöchiges Bootcamp mit hartem Militärtraining, unter Hochdruck und oft völlig übermüdet. Das Wichtigste: der Teamgeist. „Selbst wenn sie gerade nicht trainierten, hingen die Schauspieler zusammen ab, aßen in der Gruppe, wuschen ihre Wäsche“, erinnert sich Mendoza an diese intensive Zeit. Wie beim Militär richtete er eine Befehlskette ein, die auch im realen Leben während des Drehs galt. Nur die Teamleiter durften mit Mendoza kommunizieren. „Das war meine Methode, um eine Hierarchie zu schaffen, denn nur so funktioniert es bei den Seals.“
Keine Heldenverehrung
US-Soldaten als Helden, die die Welt retten? Nicht in diesem Film. Als Werbung für den riskanten Job eignet sich der Streifen nicht. Er zeigt das angespannte, stunden- oder tagelange Warten darauf, dass etwas passiert, die Langeweile und die bange Frage, ob oder eher wann die Feinde - in dem Fall vom Terrornetzwerk Al-Quaida - zuschlagen.
Als es passiert, wird es grauenvoll. Der Schock nach der Explosion der Bombe, die Sinne wie betäubt und Geräusche, die nur wie durch Watte ans Ohr dringen. Als sich der Staub legt, liegen auf der Straße abgerissene Gliedmaßen und ein Toter, dessen Gedärme aus dem Körper quellen. Nach Minuten der Lähmung setzen die Sinne wieder ein und bringen die gellenden Schmerzensschreie eines schwer verletzten Soldaten zum Bewusstsein, die markerschütternd sind.
Kriegsfilme in Krisenzeiten?
„Warfare“, auf Deutsch Kriegsführung, ist schwer auszuhalten. Schließlich ist Krieg in der Ukraine seit mehr als drei Jahren Alltag. Und die Angst geht um vor einer Ausweitung des Konflikts. Warum also sollte man sich so etwas ansehen? Nervenkitzel, Adrenalin und Neugier nennt die Medienforscherin Anne Bartsch von der Universität Leipzig als mögliche Gründe, ebenso den Wunsch, sich psychologisch und moralisch damit auseinanderzusetzen. Und das Verlangen, mehr zu wissen, zu verstehen.
In „Warfare“ wird nie recht klar, worum es bei dem Einsatz überhaupt geht, bei dem die USA damals ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates kämpften. Warum besetzen die Soldaten im Film das Haus einer Familie, in dem sie von Feinden umzingelt sind? Warum riskieren sie Leib und Leben? Zwei Männer ringen später mit dem Tod. Opfer, die am Ende völlig sinnlos erscheinen und die Frage aufwerfen: warum? (dpa)