Neues Album, neuer Look - das kennt man nicht nur von Madonna. Sam Smith schämt sich nicht mehr sener Pfunde und singt auf „Gloria“ befreit von allen Zwängen.
Das neue Album von Sam SmithWarum „Gloria“ so viel Spaß macht
Das Gejammer ging einem irgendwann auf die Nerven. Lange Zeit quälte sich Sam Smith durch Opfersongs, beweinte zu viel Gewicht und zu wenig Liebe. Auf dem neuen Album „Gloria“ (Universal) hat sich das Blatt gewendet – nicht nur musikalisch.
In den Videos von „Unholy“, „Love me more“ oder „Gimme“ genießt Smith das (Nacht-)Leben, trägt Körperbetontes, lässt sich zu House-und Reggae-Rhythmen bezirzen. Der Vogel wird im Clip zur Disco-Hymne „I’m not here to make friends“ abgeschossen: In durchgeknallten Outfits gibt Smith den König einer noch durchgeknallteren Party. Und diese Lieder funktionieren auch ohne optische Reize, sie sind beschwingt, knackig und getragen von Smiths plötzlich tiefer gelegter Stimme.
Seit einiger Zeit definiert sich Sam Smith als nicht-binär, also weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig (was in deutschen Texten dazu führt, dass man so gut es geht versucht, Personalpronomen zu vermeiden, da es kein Äquivalent für das im Englischen verwendete „they“ gibt). Und so wie die Geschlechtergrenzen wurden scheinbar auch die Liebes- und Figurprobleme ad acta gelegt. Gab es noch beim zweiten Album die Abgemagert-Optik, folgten beim dritten den Griff zu weiten Hemden. Der freie Oberkörper auf dem Cover von„ Gloria“ deutet es an: Es wird nichts mehr versteckt. In „I'm not here to make friends“ heißt es „I'm a blessing of a body to love on“ - in etwa:„Ich bin mit einem Körper zum Verlieben gesegnet“. Mehr Selbstbewusstsein geht kaum.
So kann man also hoffen, dass Smith bei den nächtlichen Streifzügen nicht auf jemanden trifft, der sich als Quell von Liebeskummer entpuppt - damit das Gejammere nicht wieder von vorne losgeht. Sam Smith in fröhlich macht nämlich richtig Spaß!