Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Dagmar BerghoffDie erste „Miss Tagesschau“ wird 75

Lesezeit 3 Minuten
Berghoff 1976

Dagmar Berghoff, aufgenommen 1976, vor ihrem ersten Auftritt bei der ARD.

Hamburg – „Das ist ja „Tagesschau“-pünktlich!“, ruft Dagmar Berghoff durch die Gegensprechanlage und öffnet die Tür zu ihrer Wohnung in Hamburg. Hört man ihre markante Stimme, fühlt man sich sofort zurückversetzt in jene Zeit, als die Frau mit den blonden Haaren und dem makellosen Image das Gesicht der „Tagesschau“ war. Berghoff war die erste „Miss Tagesschau“ und blieb bis zu ihrem Abschied am Silvesterabend 1999 auch in der Beliebtheit für viele die Nummer eins. Die 20-Uhr-Hauptausgabe einzuschalten, ist für sie noch immer Pflicht. Es sei denn, es gibt was zu feiern - wie ihren 75. Geburtstag am Donnerstag (25. Januar).

Berghoff Header

Die ehemalige Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff sitzt am 16.01.2018 in ihrem Wohnzimmer in Hamburg.

Mit ihrem Ex-Kollegen Wilhelm Wieben und zwei weiteren Freunden wird dann wieder Rummikub gespielt, wie seit vielen Jahren an Geburts- und Feiertagen. Was sie sich wünscht? „Eigentlich nur Gesundheit. Wenn man jünger ist, wünscht man sich so viel, aber - so banal es auch klingen mag - Gesundheit ist doch das Wichtigste.“ Wie 75 fühle sie sich nicht. „Wenn man früher an dieses Alter gedacht hat, dann hat man alte, schwarz gekleidete Frauen gesehen. Mein Lebensgefühl ist gute 20 Jahre jünger“, sagt sie. „Ich glaube, das liegt daran, dass man in der heutigen Zeit so viele Angebote hat. Wenn man noch ein bisschen neugierig und lebhaft ist, kann man ganz viel davon annehmen.“ Anders sei das natürlich bei Krankheiten.

23 Jahre lang das Gesicht der „Tagesschau“

23 Jahre lang war Berghoff das Gesicht der „Tagesschau“. Die Momente, in denen sie selbst mal vor laufender Kamera für Schlagzeilen sorgte, gehören zu den bekanntesten Anekdoten in der Geschichte der Sendung. Etwa die Proteste, die die Sprecherin auslöste, als sie eines Tages mit Lockenfrisur auf dem Bildschirm erschien. „Mir schrieben die Leute zum Beispiel: Mein Hirtenhund liegt vorm Fernseher und bellt Sie an.“ Auch ihr Lachkrampf beim „WTC-Turnier“-Versprecher ist legendär - zuvor hatte sie noch mit der Redaktion darüber gewitzelt, doch mal lesen zu können, Boris Becker habe im WC gewonnen.

Berghoff mit Kollegen 1976

Dagmar Berghoff, aufgenommen im August 1976 im Kreise ihrer Kollegen (l-r) Werner Veigel, Joachim Brauner, Wilhelm Wieben und Karl-Heinz Köpcke.

Bis vor einigen Jahren arbeitete die Moderatorin noch fürs Radio, wie von Anfang an. Auch damals, als „Tagesschau“-Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke sie zu seinem nur aus Männern bestehenden Team holte - obwohl auch er zu den Zweiflern zählte. „Er war eigentlich nicht der Meinung, dass Frauen die „Tagesschau“ sprechen können. Von Politik würden sie nichts verstehen, von Sport schon gar nichts, und bei Unglücken in Tränen ausbrechen“, hatte Berghoff mal erzählt.

Nachdem sie unter anderem beim damaligen Südwestfunk als TV-Ansagerin, Moderatorin und Hörfunksprecherin in Baden-Baden gearbeitete hatte, begrüßte Berghoff am 16. Juni 1976 erstmals die Zuschauer der „Tagesschau“.

Berghoff 1999

Dagmar Berghoff am 31.12.1999 während ihrer letzten Sendung

Dabei hatte die gebürtige Berlinerin, die in Ahrensburg bei Hamburg aufwuchs, Schauspielerin werden wollen und das auch studiert. Anfangs nahm sie parallel zur TV- und Radioarbeit einige Rollen an, etwa für Dieter Wedels „Die Semmelings“. Als die „Tagesschau“ kam, war Schluss damit. „Dieter Wedel, mit dem ich damals liiert war, sagte mir: „Wenn Du 'Tagesschau'-Sprecherin wirst, ist Dein Gesicht für die Schauspielerei verbraucht, dann bist Du wirklich das Gesicht der 'Tagesschau„.“ Zumal ich auch noch die erste Frau bei der „Tagesschau“ war“, erinnert sich Berghoff.

Berghoff 2002

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der "Tagesschau" sind (l-r) Wilhelm Wieben, Jan Hofer, Dagmar Berghoff, Jo Brauner und Eva Herman am 18.12.2002 im Hamburger Studio der "Beckmann"-Show zu Gast.

Mit Wedel habe sie nur wenig Kontakt, „aber wenn wir uns sehen, begrüßen wir uns herzlich“, erzählt Berghoff und sagt angesichts der Schlagzeilen um ihn: „Ich denke, Dieter Wedel hatte es nicht nötig, eine Frau gegen ihren Willen ins Bett zu bekommen. Außerdem meine ich, dass jede Frau, wenn sie nicht gerade noch sehr jung und unerfahren ist, weiß, wie sie sich zu wehren hat.“ Der #MeToo-Debatte stehe sie etwas zwiegespalten gegenüber. „Ich selbst habe sexuelle Annäherungsversuche erlebt, nicht innerhalb der „Tagesschau“, aber von anderen Kollegen. Ich wusste aber so etwas sofort abzuwehren.“ (dpa)