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Corona-AbsageDas sagen Verantwortliche der Kölner Bühnen und Philharmonie

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Schauspielchef  Stefan Bachmann

KölnAm Donnerstag entschied der Corona-Krisenstab der Stadt Köln, vorerst bis Karfreitag (10.4.) die Vorstellungen von Oper, Schauspiel und Philharmonie abzusagen. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach erklärte dazu: „In Verantwortung für alle Bürger müssen wir auch von Seiten der Kultur alles tun, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.“ Museen und Bibliotheken bleiben vorerst geöffnet.

Schauspiel

Ganz überraschend kam der Kölner Aufführungsstopp für Schauspiel, Oper und Philharmonie nicht. „Ich fand, dass die Corona-Krise in den letzten ein, zwei Tagen noch einmal eine ganz andere Dynamik bekommen hat“, sagt Schauspielchef Stefan Bachmann. „Ich bekam im Kontakt mit Kollegen die Information, dass Düsseldorf schließen würde und fand es dann auch geboten, dass Köln und Bochum gleichziehen.“

Bachmann bekennt gegensätzliche Empfindungen: „Als Intendant, als Theatertier bin ich darauf gepolt, die Schließung des Theaters als das Allerletzte zu anzusehen, das passieren darf. Aber in dieser Ausnahmesituation ist es eine Sache der Vernunft, an der Eindämmung dieses Virus mitzuarbeiten.“

Mit Ibsens „Nora“ (geplante Premiere: 27.3.), Madame Nielsens „Endloser Sommer“ (28.3.), Elfriede Jelineks „Schwarzwasser“ (4.4.), Richard Siegals „One for the Money“ (9.4.) und einem Tanzgastspiel (18.-20.3.) sind bis 10. April gleich fünf neue Produktionen betroffen. „Da blutet einem schon das Herz, aber ich werde nun auch einen Krisenstab einberufen, um Tag für Tag präziser festzulegen, wie wir das Geplante nachholen. Wobei die Produktionen, die schon kurz vor der Premiere stehen, natürlich Vorrang haben. Es geht um Schadensbegrenzung.“

Glücklicherweise könne man intern weiter arbeiten, „so dass wir die Produktionen immerhin zu Ende probieren können. Sie dann in unsere Planung mit bis zu anderthalb Jahren Vorlauf einzupassen, wird eine Art Sisyphusarbeit. Doch dies ist eben eine Situation, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben.“

Oper

Kollegin Birgit Meyer sieht die Dinge ähnlich: „Ich habe gerade den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklärt, dass es mir in der Seele wehtut, dass wir nicht spielen können. Schließlich steckt so ungeheuer viel Arbeit in den Produktionen. Aber ich finde die Entscheidung der Stadt, den Spielbetrieb jetzt einzustellen, absolut richtig, denn unser aller Gesundheit hat einfach Priorität. Wir müssen nun diese Krise im Schulterschluss bewältigen.“

BirgitMeyer(©)HyouVielz07

Birgit Meyer

Unmittelbar betroffen ist die Oper Köln, da die ab So nntag geplante Wiederaufnahme von „Turandot“ entfällt ebenso die konzertante Premiere von „Il Viaggio a Reims“ (22./28.3.). „Da sind viele hochkarätige Gastsänger beteiligt, die natürlich verplant sind, so müssen wir sehen, ob es im nächsten Jahr eventuell noch an der einzigen freien Position für konzertante Oper klappen könnte.“

Schade sei es auch „um die gerade herausgekommene Kinderoper ,Der Teufel mit den drei goldenen Haaren‘, die noch elf weitere ausverkaufte Vorstellungen gehabt hätte, die jetzt entfallen“. So hofft die Intendantin auf die Premiere von „Miranda“, die am 19. April nach jetzigem Stand stattfinden könnte.

Absagen von Sängern habe man bisher nicht zu beklagen gehabt. Meyer sieht „die freischaffenden Künstler momentan in einer furchtbaren Situation, da auch ganz Österreich alle Theater geschlossen hat, und es da aufgrund ,höherer Gewalt“ eben auch keine Gagen gibt“. Auch dies es Problem müsse allerdings gemeinschaftlich gelöst werden.

Am Freitag werden die obsoleten Wochenpläne aktualisiert, „und ab Montag müssen wir weitere Maßnahmen besprechen. Schließlich verlieren wir ja auch Geld. ,Turandot‘ war bis zu 80 Prozent verkauft und wäre voll geworden, und insgesamt steuerten wir dieses Jahr mit Cäcilia Wolkenburg auf 90 Prozent zu. Daraus wird nun nichts, aber wir müssen jetzt vor allem dafür sorgen, dass man im Betrieb trotz der Absagen eine positive Stimmung aufrechterhält. Wir gehen’s an.“

Philharmonie

Louwrens Langevoorts Reaktion ist reserviert: „So ist es halt. Punkt. Aus. Was soll man da machen? Das ist eine Entscheidung der Stadt, und deshalb muss man das machen“, so der Intendant der Philharmonie – und weiß auch: „Sie haben gute Gründe dafür. Man könnte höchstens fragen, warum gibt es zunächst die Grenze 1000 Zuschauer und dann gilt es für alle Konzerte.“

Doch auch hier wird ohne Zuschauer weiter gearbeitet: „Wir versuchen in Bewegung zu bleiben. So wird etwa das Bach-Collegium aus Japan seine Johannespassion bei uns im Haus aufnehmen. Und wir haben es geschafft, dass der Auftritt am Sonntag ab 18 Uhr als Livestream über Philharmonie.tv verfolgt werden kann.“ Ebenso wird auch das WDR Sinfonieorchester seinen Strauss-Abend am 19. März und das Beethoven-Konzert am 3. April im Internet und im Radio übertragen. „Außerdem werden WSO und auch das Gürzenich-Orchester Aufnahmen machen.“

Langevoort

Louwrens Langevoort, Intendant der Philharmonie Köln

Die Möglichkeit, ausgefallene Konzerte zu wiederholen, ist begrenzt. „Aber viele Interpreten kommen ja fast jedes Jahr, dann halt in der nächsten Spielzeit mit einem anderen Programm.“

Den finanziellen Schaden kann Langevoort noch nicht absehen, „ob es eine halbe Million oder mehr kosten wird, hängt von der Länge ab“. Bei von der Philh armonie veranstalteten Abenden müssen zwar die Tickets erstattet, aber in diesem Fall keine Gagen gezahlt werden. Aber die entgangenen Einnahmen durch Vermietung an andere Veranstalter werden schmerzen.

Im Hinblick auf das Neue-Musik-Festival „Acht Brücken“, das am 30. April beginnt, „sind wir noch positiv gestimmt – auch weil viele der Konzerte an kleineren Orten stattfinden.“Und vielleicht dürfen Oper, Schauspiel und Philharmonie bis dahin wieder ihre Pforten öffnen.

Karten-Info

Erworbene Karten für Veranstaltungen, die in den Zeitraum bis 10. April fallen, können kostenlos gegen spätere Termine oder Gutscheine getauscht werden, oder der Kaufpreis wird zurückerstattet. Abonnenten werden gesondert benachrichtigt. Betroffene Besucher werden gebeten, sich schriftlich an die Bühnen Köln zu wenden: tickets@buehnen.koeln oder Kartenservice der Bühnen Köln, Postfach 101061, 50450 Köln. Philharmonie-Karten für abgesagte Konzerte können dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft wurden, bleiben aber bei Verschiebung, die geprüft wird, gültig. (EB)