Mit 77 Jahren hat Cher ihr erstes Weihnachtsalbum aufgenommen. Neben Standards wie „Run Run Rudolph“ singt sie auch ein paar neue Songs und im Duett mit Michael Bublé, Stevie Wonder und Cyndi Lauper. Steffen Rüth sprach mit ihr in Paris.
Cher Christmas"Wir haben immer eine Party"
Wie ist das Befinden?
Jetzt schon viel besser als heute Morgen. Als ich aufwachte, fühlte ich mich ziemlich gerädert, weil ich ganz schön hart gearbeitet hatte die letzten Tage. Die Fashion Show zu besuchen klingt nicht unbedingt nach harter Arbeit, ist es aber. Ich genieß meine Zeit hier in Paris, aber ich muss echt ganz schön ackern.
Hatten Sie denn überhaupt keine Freizeit?
Doch, aber nur einen einzigen Tag. Trotzdem versuche ich natürlich, so gut es geht Spaß zu haben. Mein Freund ist auch hier, er begleitet mich.
Sie sind also zusammen mit Alexander Edwards in Paris, der Stadt der Liebe, der Stadt der Romantik.
Richtig, richtig. Hier haben wir uns vor einem Jahr kennengelernt, und daher ist es schon wirklich toll, dass wir hier jetzt auch unseren Jahrestag feiern. Er ist ein Schätzchen, aber wir haben uns echt nicht viel gesehen. Oft nur so „Hi“, schnelles Küsschen, und dann musste ich auch schon wieder weg. Gestern Abend konnten wir endlich mal zusammen essen gehen. Aber mein Freund begleitet mich zu den Shows, was bewundernswert ist, denn so wahnsinnig spannend ist das nicht für ihn – selbst, wenn er Mode an sich liebt. Egal, er kommt mit, und wir können immer ein bisschen Händchen halten.
Ihr Freund ist Musikproduzent. Hat er auch an „Christmas“ mitgearbeitet?
Ja, er schreibt und produziert mit vielen tollen Leuten, er arbeitet häufig mit dem Rapper Tyga zusammen, und er hat auch „Drop Top Sleigh Ride“, ein Duett von Tyga und mir produziert. Ich dachte immer, Alexander hätte seinen Kumpel ganz schön bequatschen müssen, den Song mit mir zu machen, doch jetzt meinte er, nein, nein, Tyga hätte richtig Lust auf die Nummer mit mir gehabt.
Sie haben ja schon echt eine Menge Genres ausprobiert, aber Hip-Hop ist Neuland gewesen, oder?
Oh ja. Ich meine, ich bin mit Tyga befreundet, trotzdem wäre mir der Gedanke nicht unbedingt gekommen. Alexander aber war sich sicher, dass Tyga mitmachen würde, die beiden stehen sich sehr nah. Alexander weiß sehr gut, wer Tyga ist, und was ihm liegt.
Wissen Sie eigentlich selbst auch sehr gut, wer Sie sind?
Ich denke, ich habe einen gesunden siebten Sinn, was meine Person angeht. Im Unterbewusstsein ist mir oft sehr klar, was gut für mich ist, was ich anziehend finde und wer oder was zu mir passt.
Ist es auch Ihr siebter Sinn gewesen, der Ihnen eingeflüstert hat, in diesem Jahr ein Weihnachtsalbum aufzunehmen?
Nein, es ist wirklich so, dass ich mir vorgenommen hatte, niemals ein Weihnachtsalbum zu machen. Doch dann hatte ich so eine wunderbare Unterhaltung mit meiner Plattenfirma, und wir verständigten uns darauf, dass ich nicht das Weihnachtsalbum deiner Oma, sondern ein echtes Cher-Weihnachtsalbum machen würde (lacht). Und was soll ich sagen? Ich mag die meisten der Alben, die ich gemacht habe. Einige jedoch liebe ich richtig von Herzen. Und ganz egal, ob die Menschen „Christmas“ hören werden oder nicht, ich denke, es ist eines der besten Alben, die ich je gemacht habe. Ich bin sehr stolz auf diese Platte.
Worauf kam es Ihnen bei „Christmas“ denn an?
Ich wollte keine hundertste Version von „Silent Night“ präsentieren, nicht diese ganzen alten Lieder, die so oft schon von besseren Sängerinnen und Sängern eingesungen wurden als von mir. Ich habe mir stattdessen lieber einfach Songs ausgesucht, die ich mag.
„Christmas“ besteht aus Klassikern, aber auch neuen Stücken. Bis auf wenige Ausnahmen sind keine Balladen auf der Platte.
Genau, es sind lediglich zwei traurige Songs drauf.
Ist Weihnachten für Sie mit die fröhlichste und unbeschwerteste Zeit des Jahres?
Na, klar. Ich liebe Weihnachten. Ich dekoriere das Haus und alle kommen vorbei. Ich stehe auf diese traditionell amerikanische Weihnachten, wie es sich der Maler und Illustrator Norman Rockwell immer vorgestellt hat. Sie singen „DJ Play A Christmas Song, I want tob e dancing all night long“.
Tanzen Sie an Weihnachten?
Das kann ich nicht versprechen. Ich bin in der Hinsicht keine große Planerin. Vielleicht tanze ich, vielleicht hänge ich auch den ganzen Abend in der Küche fest und klatsche Kartoffelpüree auf sämtliche Teller. Wir haben ganz gewiss aber immer eine Party und schmücken alles, was glaube ich eine ziemlich deutsche Tradition ist.
Sie haben deutsches Blut in sich, nicht wahr?
Ja, das stimmt. Meine Urgroßmutter hatte deutsche Wurzeln, und ich weiß nicht genau, was deutsche Weihnachtstraditionen sind, aber wir haben zum Beispiel immer einen Baum. Ist das was Deutsches? Oder haben die Briten das mit dem Baum erfunden? Ich weiß, wie Prince Albert Mitte des 19. Jahrhunderts einen Weihnachtsbaum zu Königin Victoria brachte und diesem Brauch auf diese Weise dem Volk vorstellte.
Das insgesamt 27. Album markiert „Cher Christmas“. Es erscheint am 20. Oktober und ist ihr erstes Album mit neuem Material seit „Closer tot he Truth“ vor zehn Jahren. Zu den populärsten Cher-Singles der Musikgeschichte gehören „Believe“ (1998), „I Hope You Find It“ (2013) und „SOS“ (2018).