Elegant, resolut und geheimnisvoll: Catherine Deneuve das weibliche Aushängeschild des französischen Kinos schlechthin. Ausgerechnet der Beginn ihrer Karriere ist aber mit einer großen persönlichen Tragöde verbunden.
Catherine DeneuveDie grande Dame des Kinos wird 80
Ob sie zu ihrem 80. Geburtstag an diesem Sonntag noch einmal in einem Spitzen-Body und mit High Heels posieren wird, so wie vor zehn Jahren für das New York Magazine? Ungewiss. Der Trubel um ein Foto, das damals spontan entstand und das ihre langen Beine von hinten zeigte, nahm in ihren eigenen Augen „etwas exzessive Formen an“. Aber sie ist eben die Deneuve, das weibliche Aushängeschild des französischen Kinos, die Femme fatale schlechthin. „Ikone mit 70 Jahren“, titelte das US-Magazin damals. Und mit 80?
Elegant gekleidet und mit dem gewohnt resoluten Ton gab Catherine Deneuve zuletzt mehrere Interviews zu ihrer jüngsten Hauptrolle im Film „Bernadette“ über die frühere First Lady Bernadette Chirac, der gerade in den französischen Sälen läuft. Deneuve spielt darin eine Frau, die aus dem Schatten ihres Mannes heraustritt, um nicht nur die ewige Begleiterin zu bleiben. Es sei eine Komödie, wie sie sie gerne öfter angeboten bekäme, sagte die Schauspielerin nun – nach mehr als 140 Filmen und einer 67 Jahre andauernden Karriere.
Eher tragische Rollen bei Buñuel und Truffaut
Ihre geheimnisvolle, unterkühlt wirkende Aura brachte ihr vor allem zu Beginn eher tragische Rollen in Dramen wie „Belle de Jour – Schöne des Tages“ von Luis Buñuel oder „Die letzte Metro“ von François Truffaut ein. Dabei liegt ihr auch das komische Genre, etwa in „Das Schmuckstück“ von François Ozon. Deneuves Einstieg ins Filmgeschäft schien naheliegend, obwohl sie, wie sie später verriet, zunächst große Selbstzweifel und wenig Lust auf den Beruf hatte. Er erschien ihr nicht sofort als Berufung.
Dabei wurde sie am 22. Oktober 1943 in Paris als Catherine Dorléac in eine Schauspielerfamilie hinein geboren: Beide Eltern arbeiteten in der Welt des Films und des Theaters, ihr Vater Maurice Dorléac war Leiter der Synchronstudios von Paramount. Zwei ihrer drei Schwestern wurden ebenfalls Schauspielerinnen. Die eineinhalb Jahre ältere Françoise Dorléac brachte sie noch im Teenager-Alter ins Filmgeschäft, indem sie sie dazu überredete, ihre jüngere Schwester in „Die kleinen Sünderinnen“ zu spielen. Um Verwechslungen zu vermeiden, wählte Catherine für ihre Auftritte den Mädchennamen ihrer Mutter, Deneuve. Im Gegensatz zu ihr hatte Françoise Schauspielunterricht genommen und erlebte einen rasanten Aufstieg – bis sie mit nur 25 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Deneuve bezeichnete den frühen Tod ihrer Schwester als „den größten Riss in meinem Leben“. Zuvor standen die beiden mehrmals gemeinsam vor der Kamera, unter anderem in der Rolle von Zwillingen im erfolgreichen Filmmusical „Die Mädchen von Rochefort“. So kam auch Deneuves Karriere rasch ins Rollen.
Ihre Schönheit und mysteriöse Ausstrahlung machten aus ihr schnell einen Star des französischen Kinos. „Was ich an ihr mag, ist dieses Geheimnisvolle“, sagte François Truffaut. Auch andere berühmte Regisseure wie Roman Polanski und Roger Vadim engagierten sie, lobten die Professionalität dieses Stars ohne Allüren. Mit Vadim ging sie eine Beziehung ein. 1963, ein Jahr vor der Trennung, kam der gemeinsame Sohn Christian Vadim zu Welt, der ebenfalls Schauspieler wurde. Dasselbe gilt für Chiara Mastroianni, die 1972 geborene Tochter von Deneuve und ihrem italienischen Kollegen Marcello Mastroianni. Mehrmals standen Mutter und Tochter gemeinsam vor der Kamera.
Zeitweise betätigte sich Deneuve auch als Produzentin und Duett-Sängerin an der Seite anderer Stars, sie warb für Kosmetikprodukte von Chanel, Yves Saint-Laurent, L'Oréal und brachte sogar ihr eigenes Parfüm heraus.
Etliche Auszeichnungen erhielt sie, darunter mehrere Preise für ihr Lebenswerk. Trotz alledem wirkt sie bei Auftritten auf dem Boden geblieben. Sie schütze ihr Privatleben, sagte sie in einer TV-Show, und halte sich mit politischen Ansichten zurück: „Ich denke nicht, dass sich jedermann ständig zu allem äußern sollte.“ Ab und zu tut sie es aber doch. Als sie 2018 in einem offenen Brief als Antwort auf die #metoo-Bewegung für die „Freiheit, lästig zu sein“ plädierte, die sie Männern zugestehe, reagierten Feministinnen geschockt.
Stern in Hollywood
Es passte auch nicht zum Bild jener Deneuve, die sich in den 1970er-Jahren für das Recht auf Abtreibung in Frankreich einsetzte oder 2001 für die Abschaffung der Todesstrafe in den USA. Als eine der wenigen französischen Schauspielerinnen wurde sie in den „Walk of Fame“ in Hollywood aufgenommen.