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Caterina Valente stirbt mit 93Die Frau der vielen Sprachen und Genres – ein Nachruf

Lesezeit 4 Minuten
Caterina Valente bei ihrem letzten Auftritt im Jahr 2005.

Caterina Valente bei ihrem letzten Auftritt im Jahr 2005.

Die beliebte Sängerin Caterina Valente ist mit 93 Jahren in Lugano, Schweiz, verstorben. Zu ihren Hits gehörten „Ganz Paris träumt von der Liebe“ und „Wo meine Sonne scheint“.

Aus der Öffentlichkeit hat sie sich schon vor Jahren zurückgezogen. Doch was über sie geschrieben wurde, ließ sie von ihrem Team mit Argusaugen überwachen, es sollte nichts Falsches oder gar Erfundenes über die in der Presse stehen.

Nun gibt es eine Meldung, die leider auf jeden Fall stimmt: Am 9. September ist Caterina Valente im Alter von 93 Jahren gestorben, „friedlich in ihrem Haus in Lugano, Schweiz, eines natürlichen Todes“, wie es auf ihrer Homepage heißt. „Auf Wunsch der Verstorbenen wurde die Beerdigung in strikter Privatsphäre abgehalten, und es wird keine weiteren Zeremonien oder Gedenkfeiern geben.“

Am 14. Januar 1931 wurde sie in eine Künstlerfamilie hineingeboren, trat schnell mit der ganzen Familie auf, später dann nur noch mit ihrem Bruder Silvio Francesco.

Im Wirtschaftswunder-Deutschland wurde sie mit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ bekannt, sie lässt die Menschen hierzulande träumen, wenn sie davon singt, „Wo meine Sonne scheint“. Dass man doch bitte „ein bisschen mit nach Italien“ kommen oder noch einmal für sie der „Habanero“ spielen möge. Oder dass „Tipitipitipso“ beim Calypso alle wieder froh werden.

Caterina Valente: Ein Garant für gute Laune

Sie versprühte gute, aufgeräumte Laune – in Filmen, im Fernsehen, sehr oft an der Seite von Peter Alexander.

Doch was wirklich an musikalischem Talent in ihr steckte, konnte sie erst in den USA unter Beweis stellen — die Belege dafür erfreuen sich im Internet nach wie vor größter Beliebtheit.

Satte zwanzig Millionen Aufrufe verzeichnet mittlerweile etwa ein Video, in dem die Valente mit Dean Martin in dessen TV-Show „One note Samba“ zum Besten gibt, in einer perfekten Kombination aus exzellent getimter Comedy und großer Musikalität.

Den Show-Dino verdammt sie dazu, in dieser Samba nur die eine Note zu singen, um dann selber in einem halsbrecherischen Tempo, auf den Punkt intoniert und natürlich auf Portugiesisch das Lied zu performen.

Mit Bing Crosby singt sie in einem anderen Clip ein siebeneinhalb Minuten langes Medley aus Hits der frühen 60er Jahre. Und mit Ella Fitzgerald liefert sie sich einen vokalen Schlagabtausch der Spitzenklasse – so sehr im Einklang, als hätten die beiden Frauen ein musikalisches Leben lang nichts anderes gemacht.

Ob als Gast bei anderen oder in eigenen Shows — die Valente machte in Amerika richtig Karriere. Aber, und das ist es, was sie dann wirklich sympathisch macht: Sie war sich nie zu schade, hierzulande die alten Lieder oder neue leichte Kost zu singen.

Und während Kolleginnen damals oder später darauf bestanden, als ernsthafte Schauspielerinnen, große Chansonsängerinnen oder versierte Jazzerinnen wahrgenommen zu werden, hatte die Valente nie das Problem, zwischen den Genres, zwischen Qualität und Quatsch hin- und herzuspringen. Sie verstand sich augenscheinlich immer als Entertainerin – und das Publikum bekam, womit es unterhalten werden wollte.

Und so sang sie in 13 verschiedenen Sprachen, praktisch überall auf der Welt und nahm jede Menge Lieder auf. 1986 führte das Guinness-Buch der Rekorde sie als erfolgreichste europäische Sängerin mit mehr als 1350 veröffentlichten Aufnahmen.

Catarina Valente und ihre Gedanken zum Altern

Ihr letztes Album „Girl Talk“ erschien 1999, 2005 trat sie zum letzten Mal öffentlich auf, als sie den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm. Und wenn jemand in dieser Kategorie eine Auszeichnung verdient hat, dann wohl Caterina Valente.

Über das Altern machte sie sich öffentlich Gedanken, gab auf Facebook vor ein paar Jahren Auskunft über ihr Befinden: „Bette Davis sagte: Das Alter ist nichts für Schwächlinge. Natürlich macht sich mein Alter bemerkbar. Man wird langsamer, die Umwelt wirkt chaotischer, man hat Wehwehchen wie den grauen Star, oder Ektropium. Aber was mich so fasziniert, ist, wie heute solche Wehwehchen von Spezialisten im Nu beseitigt werden und uns die Möglichkeit geben, ein gutes Leben im Alter zu führen.“

Kollegin Mary Roos erinnert sich an die Valente als „die tollste Mentorin“ und vermutet: „Im Himmel werden sich alle auf Dich freuen!“ Dem kann man sich nur anschließen – und hier unten bleibt ihre Musik. (mit dpa)