Masken, verstörende Kostüme und irre Performances, das alles boten der Musikkünstler Bonaparte und Band am Dienstagabend ihren begeisterten Fans im ausverkauften Gloria. Das Konzert fand im Rahmen ihrer "The Quiet & The Riot"-Tour statt.
Konzert im GloriaBonaparte zeigen Hör- und Augenschmaus der wilden Art
Der Name „The Quiet & The Riot“-Tour ist bei Bonaparte und Band Programm: am Montagabend in der Volksbühne ruhig, melancholisch („quiet“) und am Dienstagabend im Gloria dann aufständisch, wild und irre („riot“). Die zwei Gesichter des außergewöhnlichen Schweizer Musikkünstlers und Produzenten Tobias Jundt, alias Bonaparte.
Auf der Bühne macht er am Dienstagabend mit rasierter Zottelfrise und rotziger Haltung aus seinen musikalischen Wurzeln des Punk und „dreckigen“ Rock'n'Roll keinen Hehl. Ganz im Gegenteil: Wild und wie vom „Teufel geküsst“ wirbelt er über die Bühne, gluckst, schreit und protestiert mal mit Stakkato-, mal mit Rap-Gesang gegen das Böse und die menschlichen Sünden dieser Welt. Bonaparte ist ein musikalischer Sturm, wenn er „riot“ wird. Und beim Ruf „Make some noise!“ („Macht mal ordentlich Lärm!“) machen gefühlt alle mit. Das Gloria bebt an diesem Abend.
Aber nicht nur der extravagante Sänger sorgt für einen wahren Hör- und Augenrausch im ausverkauften Saal an der Apostelnstraße: Seine Band und zwei Performance-Künstler kreieren eine eigene geisterhafte, verrückte Rock-Welt auf die Bühne. Beginnend mit gruseligen Masken, irren Verkleidungen von alienhaften Wesen und Wölfen in Würstchenketten, die tanzend und sabbernd über die Bühne jagen. Irgendwann sind dann nackte oder nackt-verkleidete Menschen auf der Bühne, die ihre Fans für eineinhalb Stunden ins „Land“ Absurdistan einladen. Man könnte auch übersetzen: „Lasst uns alle mal die Sau raus lassen und riot oder närrisch sein!“ Die Kölner haben damit bekannterweise kein Problem.
Im Song „Wir sind keine Menschen, wir sind Tiere“ treibt er den kritischen Blick auf das „höchste“ Wesen dieser Erde auf die Spitze. Begleitet von zwei übergroßen Spermien nimmt die Bühnengroteske in Glitzer und live in Farbe seinen Lauf. Dennoch ist bei all den Übertreibungen und dem närrischen Kult auch die tiefer gehende Satire auf die Welt von heute Bonapartes Programm. Er will die Menschen musikalisch und verbal aufrütteln, sie aus ihrer Komfortzone reißen und sei es mit künstlerischer Gewalt.
Das funktioniert bemerkenswert gut. Fast keiner im Saal kann sich dem närrischen, irren Treiben auf der Bühne entziehen. Und wenn Bonaparte zum Stagedive ansetzt, gibt es kein Halten mehr. Er ist „verrückt“ kein Zweifel, aber mitreißend. Am Ende „schwimmt“ ein schwarzer Planschbeckenschwan mit Passagier durch den Saal. Was auch sonst?