Elegant gedunkeltDas Ausnahmetalent Barbra Streisand wird 80

Das Ausnahmetalent Barbra Streisand wird 80.
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Derzeit treiben die Hardcore-Fans von Barbra Streisand im Internet zwei Fragen um: Wird die Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin zu ihrem 80. Geburtstag am 24. April endlich verkünden, wann ihre Autobiografie, an der sie seit mehreren Jahren schreibt, erscheinen soll? Und heiß diskutiert wird, ob Beanie Feldstein am Broadway Fanny Brice im Musical „Funny Girl“ verkörpern, also in die Rolle schlüpfen kann, die Streisand 1964 berühmt machte und die ihr nach der Verfilmung den ersten von zwei Oscars einbrachte?
Barbra Streisand: Nonchalente Geste
Nun ja, wie es sich für eine Diva vom Kaliber einer Streisand gehört, überlässt sie es nicht anderen, Entscheidungen zu treffen. So erhielt Nachwuchsstar Beanie Feldstein, wie sie dem US-Late-Night-Talker Stephen Colbert erzählte, einen – selbstredend mit der Hand geschriebenen! – Brief von Streisand, in dem sie der neuen Fanny viel Glück wünschte. Eine nonchalante, große Geste von einer Frau, die im Laufe ihrer 60-jährigen Karriere mehr als einmal selber erleben musste, wie es ist, wenn einem ein rauer Wind oder gar Stürme um die Nase wehen.

Paul Williams (l) und Barbra Streisand freuen sich am 28.03.1977 in Los Angeles (USA) bei der Oscar-Verleihung über ihren Oscars für den Song „Evergreen“ im Film „A Star is Born“.
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Aber die gebürtige New Yorkerin wird auch mit 80 nicht müde, dieses Narrativ zu bedienen. Doch, und auch das muss gesagt werden, sie wird ebenso wenig müde, alle Unkenrufer in die Schranken zu weisen.
Angefangen von der eigenen Mutter, die meinte, die Teenagerin Barbara (damals hatte sie noch drei a’s) sei nicht hübsch genug, um im Showgeschäft etwas zu werden. Bis hin zu all jenen, die meinen, die süß-pummelige Beanie hätte nicht das Zeug, in Streisands Broadway-Fußstapfen zu treten.
Barbra Streisand: Reichlich Männer versuchten, ihr ihre Karriere auszureden
Dazwischen gibt es reichlich Männer, die versuchten, ihre Instinkte als Künstlerin an die Kandare zu nehmen. Zugegeben, bei manchen ihrer Filme hätte man sich gewünscht, sie hätte auf Menschen gehört, die vielleicht gesagt haben: „Dreh ,Was, Du willst nicht?’ oder ,All Night Long’ besser nicht!“ Für eine Frau, die sich selbst eher als Schauspielerin und Regisseurin betrachtet, ist ihre Filmographie überschaubar, weist aber mit „Yentl“, „A Star Is Born“ oder vor allem „Is was, Doc?“ echte Highlights auf.

Barbra Streisand, die ihren Hund Sadie auf dem Arm hält, trifft den französischen Designer Yves Saint Laurent am 12.11.1965 backstage im Winter Garden Theater in New York (USA).
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Doch Streisand ist und bleibt in aller erster Linie eine Ausnahmesängerin, gesegnet mit einer strahlenden Stimme, die mit den Jahren elegant gedunkelt ist, aber im Pop- und Musicalbereich immer noch ihresgleichen sucht. 36 Studioalben gehen auf ihr Konto, dazu Kompilationen, Liveplatten und Soundtracks – 150 Millionen verkaufte Tonträger weltweit. Zwölf Millionen mal allein verkaufte sich „Guilty“, das Album, das sie mit Barry Gibb aufnahm und von dem ihre erfolgreichste Single „Women in love“ stammt. Ihre Klassiker wie „People“, „The way we were“ oder „Evergreen“ (das Lied, für das sie ihren zweiten Oscar gewann) gehören zur US-amerikanischen Entertainment-DNA.
Über die Jahrzehnte ist sie dabei musikalische Wagnisse eingegangen. So singt sie etwa auf ihrem ersten Album „Who’s afraid of the big bad wolf?“. Immer wieder probiert sie für sie Neues aus, vollzieht etwa Anfang der 70er den Wandel ihres Repertoires von Liedern des Great American Songbooks hin zu zeitgenössischem Pop. Und bisweilen setzt sie sogar langanhaltende Trends: Als sie 1985 ihr „Broadway Album“ herausbringt, hatten die Plattenbosse zuvor abgewunken – danach widmen auch viele andere Sängerinnen und Sänger ganze Platten Musicalmelodien.
Barbra Streisand erntete nicht nur Erfolge
Dennoch muss auch die erfolgsverwöhnte Streisand Rückschläge einstecken. Dass ihr 1966 erschienenes französisches Album „Je m’apelle Barbra“ mehrere Jahrzehnte braucht, um Goldstatus zu erreichen, erzählt sie gern als charmante Anekdote.
Dass aber „Walls“, mit dem sie 2018 gegen die Trump-Administration ansang, das schlecht verkaufteste Studioalbum ihrer Karriere blieb, muss die überzeugte Demokratin tief getroffen haben. Bislang hat sie sich nicht öffentlich dazu geäußert. Aber vielleicht steht etwas dazu in ihrer Biografie – wann auch immer die erscheint.