Der niederländische Fotograf Paul Kooiker arbeitet auch für Modezeitschriften immer mit dem iPhone.
Ausstellung in KölnHinterhältig wie Magritte – Paul Kooiker stellt bei Parrotta aus
So ganz genau wird man nicht schlau in dieser Doppelausstellung, die sich einmal in der Kölner Galerie Parrotta und dann auf Burg Lede entfaltet, dem Wohnsitz der Familie in Bonn. An beiden Orten geht es um denselben Künstler, den 1964 in Rotterdam geborenen niederländischen Fotografen Paul Kooiker und dessen doppelbödige Fotografien.
Surreale Welt
Man fragt sich bei diesen kleineren oder größeren Formaten, die da im dezenten Retrostil in matten Sepia-Ausdrucken über die Wände laufen: Ist es die raffinierte Hängung mit dokumentarischer Makro-Nahsicht vom Hartem neben dem Weichem, dem Gerundetem neben dem Konturlosem, wo das eine Bild das andere ankickt? Oder sind es die Motive, die Bild für Bild immer tiefer in eine surreale Welt führen?
Narrative Ansichten sind das in unheimlicher Präsenz, manchmal rauchumfangen, von Schleiern verweht oder halbtransparent von Haaren verdeckt. Surrealistisch geht es zu – ohne Romantik, nüchtern versachlicht und doch von einer magrittehaften Hinterhältigkeit durchzogen.
Heißt der eine Titel (auf Burg Lede) „Eggs and Rarities“, so der andere (in Köln) „Fashion“. Und diese „Mode“ ist etwas verdreht. Den Modellen und Mannequins sind just die Köpfe abgeschnitten, oder es verbirgt sich ein Model hinter Haargardinen – eher wie ein Geist als wie ein Mensch.
„Ich interessiere mich nicht für die Person, nicht für Schönheit, nicht für das Gesicht“, sagt der Fotograf, der für namhafte Modezeitungen wie Vogue und für Firmen wie Louis Vuitton, Hermès oder Zara arbeitet, und er meint: „Ich arbeite nicht mit 17-jährigen dünnen Models mit Kleidergröße 34“.
Inszenierte Haarbürste
Und es wird durchaus klar, dass seine titellosen Bilder absolut gegen den Strich gebürstet sind. Wie einst im Surrealismus von Luis Buñuel werden aber auch einzelne Gegenstände, zum Beispiel Schuhe, Haarbürsten oder Fingerhandschuhe inszeniert und zu seltsamen Wesen verfremdet. Dabei überrascht die –zunächst – simple Produktion, denn alle Bilder sind „nur“ mit einem schlichten iPhone aufgenommen. Allerdings sind die Vorbereitungen oft lang, was bis zu Mastix-Verformungen von Ohren und Köpfen führen kann.
„Eigentlich versteht man dabei nicht recht, warum die großen Firmen immer so gerne mit ihm arbeiten“, meint Sandro Parrotta nachdenklich. Aber vielleicht ist dieser Kick ins Absurde gerade der kleine Appetizer im Geschäft. „Ich wollte in diesem Sommer irgendetwas zum Thema ,Mode' machen“, sagt der Galerist, der die Modeaufnahmen von Paul Kooiker 2021 in der großen Fotoausstellung im Museum Folkwang in Essen kennengelernt hat. Die bei Parrotta ausgestellten Bilder sind alle in sehr kleinen Auflagen erschienen und werden in zwei Größen verkauft.
Wunderschönes Wasserschloss
Zur Eröffnung in Köln führte das ukrainische Model Sonya Mohowa, von dem auch ein Porträt von Kooiker ausgestellt ist, eine Performance im Inneren vor den großen Fenstern auf, die von außen einsehbar war. Der Auftakt zu einem interessanten Sommerparcours, ob in der Brüsseler Straße in Köln oder in dem fast geheimen, wunderschönen Wasserschloss der Burg Lede in Bonn.
Paul Kooiker studierte an der Royal Academy of Arts in Den Haag und an der Rijksakademie van Beeldene Kunsten in Amsterdam. 1996 erhielt er den Preis von Rom und 2009 den A. Roland Holst Prize für sein Schaffen. 1996 gab es bereits den Prix-de-Rome Photography. Neben seinen weitreichenden Ausstellungsaktivitäten in den Niederlanden sowie international widmet sich Paul Kooiker der Publikation seines umfassenden Werks.
Bis 23. August in Köln, Mi bis Fr, 13 –18 Uhr , Brüsseler Str. 21, In Bonn, Fr und Sa, 17 – 19 Uhr, und in Bonn, An der Burg Lede 1. Die Formate 60 Zentimeter Mal 50 Zentimeter gibt es für 3000 Euro und die größeren Bilder, 120 Zentimeter Mal 90 Zentimeter für 8000 Euro.