Van Ham versteigerte das Bild "Georgia", das Anfang September in die Ausstellung der Bundeskunsthalle in Bonn geschmuggelt wurde.
Auktionshaus Van HamAus dem Pulli unter den Hammer
Auch wenn Besucher der Bundeskunsthalle in Bonn eine Nähe zur Bildsprache Frida Kahlos sahen, blieb das Bild unter dem Titel „Georgia“ gut vier Wochen eher unauffällig. So unauffällig jedenfalls, dass es das Personal der Bundeskunsthalle nicht weiter registrierte — und das über einen Monat lang. Erst als die Ausstellung „Wer wir sind. Fragen an ein Einwanderungsland“ im Oktober wieder abgebaut wurde, zeigte sich, dass es ein Bild zu viel gab.
Ins Museum geschmuggelt
Berühmtheit erlangte es daraufhin vor allem durch die Offenbarungsgeschichte, die in den sozialen Medien aufploppte: Jurastudentin und Künstlerin Danai Emmanouilidis aus Köln gab sich auf Instagram als Urheberin zu erkennen. Sie hatte das Porträt unter ihrem Pulli Anfang September in das Museum geschmuggelt und mit doppelseitigen Klebeband in einem abgeschiedenen Raum an der Wand befestigt. Gestern nahm der unerwartete Fund nun eine Hürde, die in der Kunstwelt nicht jede Porträtstudie dieser Güte nimmt.
Im Auktionshaus Van Ham kam das „Kuckucksei“ der Kuratoren nun unter dem Hammer und erzielte 2800 Euro wie Anne Rinckens, Sprecherin des Auktionshauses, erklärte. „Ersteigert wurde das Bild von der Bergisch Gladbacher Sammlerin Angelika Schmidt-Molitor, die sich per Online-Gebot in einem spannenden Bietergefecht gegen die Konkurrenz durchsetzenkonnte“, so Rinckens. Van Ham habe auch das Aufgeld gespendet, so dass nun 3700 Euro an den Kölner Verein ArtAsyl gingen.
Dieser bringt unter dem Motto „Kunst verbindet Kulturen“ zum Beispiel Musikinstrumente in Unterkünfte für Geflüchtete, um dort mit Kindern zu musizieren. Ehrenamtlich werden Projekte und Workshops zur Partizipation und kulturellen Bildung unterstützt. Ziel ist es, einen positiven Beitrag zu einer offenen Gesellschaft zu leisten. Dieser Idee dürfte sich auch Emmanouilidis mit ihrer Kunst verschrieben haben.
Mit dem Porträt unter dem Titel „Georgia“, so Rinckens, habe sich Emmanouilidis selbst in die Ausstellung eingefügt und etwas hinzu addiert: „Die Perspektive von Menschen, die nicht den akademischen Kriterien entsprechen. Die meisten ihrer Werke zeigen Menschen, die — ebenso wie die Künstlerin – oft als ,anders' als die Norm wahrgenommen werden“, so Rinckens.
Vorbesichtigung
In diesem Fall handele es sich um Georgia Polks, ein australisches Model, die ebenso wie die Künstlerin selbst ständig gefragt werde: „Wo kommst du eigentlich her?“ Die Ausstellung „Wer wir sind“ stellte kritische Fragen ans Einwanderungsland Deutschland. Die Migrationsgeschichte wurde auch anhand persönlicher Schicksale erzählt. Aus der rund 150 000 Objekte umfassenden Sammlung des Kölner „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“, DOMiD, stammten Exponate wie Fotos, Schriftssücke oder Protestschilder.
Hinzu kam dann das Bild, das Emmanouilidis in die Ausstellung schmuggelte. Ein bisschen übergriffig, sagt Johanna Adam, sei das ganze natürlich schon gewesen. Aber ein gewisses Vergnügen war der Kuratorin der Bundeskunsthalle doch anzumerken. Denn als sie und ihre Kollegen Anfang Oktober beim Abbau bemerkt hätten, dass es ein Exponat mehr gab als zu Beginn , hätten sie nicht schlecht gestaunt. „Besser ein Bild zu viel als eines zu wenig.
Das ist uns Gott sei dank noch nicht passiert“, sagte Johanna Adam gegenüber dem WDR-Fernsehen. Als sich die Urheberin des Bildes und der damit verbundenen Verwirrung zu Wort meldete, gab es dann noch ein klärendes Gespräch. Mit dem Ergebnis, dass man es zum Auktionshaus Van Ham brachte, wo es in der Vorbesichtigung dann gleich noch einmal ausgestellt wurde.