Die Künstlerin Filiz Özçelik arbeitet mit Funden und Fragmenten.
ArtothekKünstlerin Filiz Özçelik zeichnet Katze mit Lineal
Als Filiz Özçelik ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie aufnahm, spielte ihr der Zufall in die Hände. Gerade wurden dort die uralten Linoleumböden herausgerissen und sie hatte das Material, das sie brauchte. „Mich interessiert das Fragmentarische“, sagt sie. Die Struktur der brüchigen Platten, ihre Kratzer und Schrunden, die sich über die Jahre auf der Oberfläche gebildet hatte, ist für sie eine erste Struktur, die sie in einem intensiven Entscheidungsprozess fortentwickelt.
Rhythmus der Sprache
Unter dem Titel „the engineers came in“, der sich auf ein Gedicht des türkisch-kurdischen Dichters Cemal Süreya bezieht, stellt sie derzeit in der Artothek aus. „Die Ingenieure kamen; sie zeichneten sogar das Bild der Katze mit dem Lineal“ lautet die Übersetzung des Gedichts. Den Rhythmus der Sprache übersetzt die 1988 in Bielefeld geborene Künstlerin in Collagen, die den Betrachter immer wieder überraschen.
Auf Kacheln aus dem Baumarkt arbeitet sie mit dem Rakel, zieht in gedeckten Farben transparente Bahnen und knüpft an die Strukturen mit ihren „Funden“ an. Das kann ein Miniabakus aus der Puppenstube sein, das Sieb eines Gurkenglases oder ein Handwärmer. Oft sind die Sachen einheitlich eingefärbt und auch fragmentarisch, so dass ihre ursprüngliche Funktion Rätsel aufgibt. Alles hat eine feine Komposition, ist nie laut oder schrill, vielmehr lyrisch und aus jeder veränderten Perspektive immer wieder neu.
Zuerst studierte sie an der FH in Bielefeld Druckgrafik. Dort gab es noch ein Atelier, in dem die für die Studierenden ihrer Generation wohl exotisch anmutende traditionsreiche Fachrichtung vermittelt wurde. Filiz Özçelik versteht ihr Handwerk. Nichts ist dem Zufall überlassen, und als sie den über zwei Ebenen reichenden Ausstellungsraum der Artothek sah, entschied sie sich, erstmals auch Objekte auf den Boden zu legen. Diese wiederum korrespondieren mit Bildern auf der Galerie.
Dreidimensionale Arbeit
Der mit feinen Äderungen, Rissen und Flecken versehene Boden passt hervorragend zu den Arbeiten. Özçelik sucht nach einer Bildlogik, und die drei Objekte, welche sie für den Boden auswählte, stehen im Dialog mit dem Raum. Ihre „Funde“, die zu Bildelementen werden, erwirbt sie auf dem Flohmarkt, im Kaufhaus, oder sie erhält sie als Geschenk. Es sind immer auch kleine Zitate, Erinnerungsstücke, die am Bildrand tänzeln oder eine zentrale Funktion in der Mitte einnehmen. An Ausgrabungen erinnern manche Bilder, oder an kubistische Bildkompositionen. „Ich wollte auf ein Level gelangen, das dreidimensional wird“, sagt sie.
Von ihr Lehrerin Rosemarie Trockel bekam sie die Anregung, sich eine Situation erst einmal 20 Minuten anzuschauen und dann zu beginnen. Mit Zerfall und Wiederaufbau einer utopischen Welt ließen sich die Ideen für ihre Collagen übersetzen. „Der Überraschungseffekt wird nicht alt.“
Bis 24. August, Di bis Fr 13-19 Uhr, Sa 13 – 16 Uhr, Am Hof 50.