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Schau in Artothek KölnLutz Driessen geht mit „Selbstpelikan“ dem Wasservogel auf den Grund

Lesezeit 3 Minuten
Der Kölner Künstler Lutz Driessen stellt in der Artothek aus.

Der Kölner Künstler Lutz Driessen stellt in der Artothek aus. 

Der Künstler Lutz Driessen erforscht in seiner Ausstellung „Selbstpelikan“ die Mythologie des Pelikans, symbolisch verbunden mit christlicher Ikonografie.

Seine Schulzeit liegt schon etwas zurück. Aber eingebrannt hat sich ihm das Bild seines Füllers und der Tinte mit dem Logo eines Pelikans. Schaut man genau hin, spielt sich da gerade eine dramatische Szene ab: Der Vogel pickt sich das Fleisch aus der Brust, um seine hungrigen Jungen zu füttern. Lutz Driessen, 1976 in Kleve geboren, betont, dass er eine katholische Schule besuchte. Einige solcher Bilder hätten ihn in Kindheit und Jugend geprägt. „Vereinnahmt“, wie er sagt. Auch das Firmenlogo der Pelikan-Schreibgeräte schaute er sich dabei ganz genau an. „Das Bild ist christlich aufgeladen. Ähnlich wie bei Jesus, der sich opfert. Und in meinem Gedächtnis blieb es ganz prägnant“, sagt der Künstler, der nun in der Artothek seine Arbeiten unter dem Titel „Selbstpelikan“ zeigt.

Symbol für Jesus Christus

Tatsächlich hat der majestätische Wasservogel eine spezielle Art, seine Jungen zu füttern. Aus dem Meer fängt er Fische, die es in seinem Schnabel aufbewahrt. Die Unterseite kann dabei ausgedehnt werden wie ein Beutel. Danach kehrt er zurück und drückt an Land seinen Schnabel an seine Brust, um die Fische für die jungen Vögel ausgespuckt.  In der Antike glaubte man, dass der Pelikan seine Jungen mit Blut füttert. In der christlichen Symbolik und Ikonographie sah man deshalb im Bild des Blut opfernden Pelikan ein Symbol für Jesus Christus.

Der Vogel wurde zum Wappentier, ist auf kirchlichen Gemälden zu sehen, eben auch Firmenlogo des gleichnamigen Schreibgeräts und sogar als schräger Vogel in Comics, die an Donald Duck erinnern. Der Pelikan taumelt dort wie im Zeichentrickfilm — wie eine tragikomische Figur in einer Erzählung, die allerdings nur angedeutet wird.

Denn die Szene wird durch eine Reihe von flachen Formen im Bild wieder abgebrochen. Lutz Driessen sammelte alle möglichen Darstellungen des großen Wasservogels. In seinen mitunter collagenartigen Zeichnungen greift er das ganze Spektrum auf. Bei ihm gibt es ulkig anmutende Geschöpfe, erhabene und martialische Darstellungen. Driessen ist ein versierter Zeichner, der lange kleinformatig arbeite, und nun auf großen Formaten eine punktgenaue Bildsprache kommuniziert. Die imposanten Flügel stellt er in wenigen Strichen mit einem hohen Wiedererkennungswert dar.

Genau durchkomponiert

Leichtigkeit und Spontaneität vermitteln seine Arbeiten, die jedoch genau durchkomponiert sind. Er gibt in Schwarz-Weiß-Zeichnungen quasi eine Art Bausatz der Körperteile des Wasservogels und den damit verbundenen Assoziationen – ohne bis zu einem bestimmten Schluss zu kommen. Immer bleibt er abstrakt. Jeder soll die Codes aus Werbung und Ikonografie auf sich wirken lassen, schauen, was sie in ihm hervorrufen. „Es könnte eine Geschichte werden, ist aber noch keine Geschichte“, sagt Driessen.

Eine andere Reihe von Gemälden zieht die Aufmerksamkeit durch ihre strahlende Farbigkeit auf sich. Um eine zentrale Form sind Arme Hände, Beine und Füße in einer an Hans Arp erinnernde pralle Körperlichkeit angesiedelt. Wie im Martyrium des Heiligen Sebastian, das mit Wunden überhäuft ist. Der teilweise überlagerte Schriftzug „Selbstpolizei “ ist noch zu lesen.

Driessen widmete das Bild der Band Inner Cop Avoidance und arbeitet großformatig, kontrastreich, aufwühlend und ausdrucksstark. Er versteht es als Appell, nicht zu zensieren, zu regulieren. Unvoreingenommen zu bleiben. Die abgebildeten Wunden sind extrem energiegeladen und fein ausgearbeitet. Das Motiv findet sich auch immer wieder in der Renaissancemalerei. Gleichsam ist sein Werk auch Gesellschaftskritik. Die Selbstausbeutung die er auch in seinem Leben als Künstler erfahre, so Driessen, gelte es kritisch zu hinterfragen.

Bis 26. April, Di bis Fr, 13 – 19 Uhr, Sa 13 – 16 Uhr. Am Hof 50.