Am Freitag öffnet die Kölner Kunstmesse Art Cologne für die Besucher. Direktor Daniel Hug hat die Messehalle für 190 Galerien neu gestaltet und setzt darauf, zeitgenössische Kunst einem großen Publikum verständlich zu machen.
Art CologneFür Aktivisten mit Kartoffelbrei oder Suppe könnte es teuer werden

Daniel Hug, Direktor der Art Cologne, führt durch die neu gestalteten Messehalle 11 des Congress-Centrum Ost.
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Gabelstapler rangieren piepsend durch Gänge und über Plätze. Deswegen schützen Folien die silbrig-weißen Teppiche und knistern unter den Füßen. Noch spielt sich die Choreografie der 55. Art Cologne in den Weiten der Messehallen 11.1 und 11.2 und 11.3 im Kopf von Daniel Hug ab. Von Freitag bis Sonntag ist sie für Besucher geöffnet.
Der Direktor der Kunstmesse hat alles durchkomponiert. So wie er die sich abwechselnden künstlerischen Positionen in den Kojen mit etablierten und ganz neuen Namen 190 internationaler Galerien erläutert, versprechen es spannende Begegnungen zu werden.
Guter Anlauf im Onlinegeschäft
Schon Ende September, zwei Monate vor Beginn der Messe, konnte online auf der „Galerieplattform“ mit Kunst gehandelt werden. „Ich weiß von ein paar sehr großen Verkäufen – weil wir die von der Plattform wieder entfernen sollten“, sagt Hug. Für das kommenden Jahr denke man an einen interaktiven Online-Katalog.
Auch in schlechten Zeiten geht Kunst gut weg. „Ich mache mir definitiv Sorgen wegen Russland und der Ukraine. Meine Frau kommt aus Lettland und wir haben auch eine kleine Immobilie dort. Da mache ich mir schon Sorgen“, sagt Hug. „Aber dass das einen Einfluss auf die Kunstkäufe hat, glaube ich nicht. Kunst ist eine Anlage, hat einen Sachwert und das ist in schwierigen ökonomischen Zeiten von vielen auch gewünscht.“ Auf den Kunstmessen in Paris oder London seien die Verkäufe sehr gut gelaufen.
Im Teilnehmerfeld der Art Cologne finden sich neben etablierten Namen wie Gisela Captain, Boisserée oder Karsten Greve aus Köln auch junge Galeristen wie Max Mayer aus Düsseldorf, der während der Pandemie neben seinem etablierten Vater Hans eine zweite Galerie im Mehrgenerationen Haus Schmela eröffnet hat. Aus New York kommt die Galerie „The Hole“.
Froh ist Hug, wieder Galerien aus Brüssel mit im Boot zu haben. Die fehlten, nachdem die Art Cologne ins Frühjahr gegangen war und sich der Termin dann auf einmal mit der Art Brussels überschnitten hatte. In den Beneluxländern gibt es jedoch enorme Kaufkraft.
Junge Galerien mit enormen Erfolg
Neue, junge Positionen sind Hug eine Herzensangelegenheit. Was passiert da gerade auf dem Markt? „Einiges. Es ist nicht unbedingt der Fall, dass die Galerien mit dem größten Stand oder den bekanntesten Namen auch die teuersten Künstler haben. Es ist ganz gemischt. Es gibt auch junge Galerien, die aktuell sehr erfolgreiche Künstler haben, die auf Auktionen auftauchen und für über eine Million versteigert werden.“ Anderseits gebe es etablierte Galerien, deren Werke im Vergleich erschwinglich seien. „Die Preissituation ist nicht mehr so klar. Aber ich glaube, das Wichtigste für die Besucher ist, dass die Galeristen selbst vor Ort sind und man sie fragen kann.“
Auch Wiederentdeckungen machen Hug Spaß: Martin Kudlek aus Köln wird mit feinen Papierarbeiten des Zero-Künstlers Oskar Holweck aufwarten. Für eine raumgreifende Skulptur von Max Ernst steht bereits der Sockel und auch der amerikanische Bildhauer Alexander Calder ist mit einer kinetischen Arbeit mit von der Partie.
Kryptokunst legte eine Crash hin
Die NFT-Kryptokunst legte einen Crash hin. Nach Ansicht Hugs „ist das definitiv noch ein Thema, selbst wenn die Preise abgestürzt sind. Aber das hat auch sein Gutes. Denn es geht nicht so sehr darum, wie viel Geld man mit NFT verdient oder was welches Werk wert ist. Das Gleiche gilt für die analoge Kunst. Was am teuersten ist, heißt nicht automatisch, dass es das Interessanteste ist.“
Nachdem es die „Cologne Fine Art & Design“ nicht mehr gibt, integriert die Kunstmesse einen neuen Sektor der „Art + Objekt“. Dabei kann Daniel Hug auf die Expertise des Designspezialisten Sebastian Jacobi zurückgreifen, der als Berater und Kurator fungiert.
„Ein Gedanke, warum ich so eine Sektion auf der Art Cologne haben wollte, ist, dass es so viele Ausnahmen gibt. Vieles passt nicht in das klassische Raster der Klassischen Moderne oder der Nachkriegsmoderne oder zeitgenössischer Kunstgalerien“, so Hug. „Es gibt viele Künstler, die machen mehr Design oder Art Brut.“
Kunst der Aborigines
Aber auch im Spektrum der Art Cologne selbst gebe es neue Sichtweisen: „Wir haben zum ersten Mal seit den 1980er Jahren australische Kunst der Aborigines, die sehr oft als Volkskunst bezeichnet wird. Es ist aber zeitgenössische Kunst. Denn Malerei auf Leinwand existiert dort erst seit den 70er Jahren. Davor wurde in den Sand gemalt. Es gilt, eine Brücke zu schlagen, um den historischen Kontext zeitgenössischer Kunst besser zu verstehen.“
Das Verständnis für die Kunst soll bei allen Generationen gefördert werden. Klima-Aktivisten, mit Kartoffelbrei oder Tomatensuppe, warnt Daniel Hug. Auf der Art Cologne seien die Bilder nicht geschützt hinter Glas und meist in Privatbesitz. Bei Angriffen müssten sie damit rechnen, dass es teuer werden könne.