„#diesejungedame“Journalist vergreift sich gegenüber Baerbock im „MoMa“ im Ton
Der „Tagesspiegel“-Redakteur Christoph von Marschall hat sich in einem Interview im ZDF-„Morgenmagazin“ gegenüber Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Ton vergriffen. Unter dem Hashtag „diesejungedame“ erntete von Marschall heftige Kritik für seine Aussage.
„Das Bild ist ziemlich entlarvend. Man sieht eindeutig, dass sich diese junge Dame, die unsere Außenministerin ist, in der Situation nicht besonders wohl fühlt“, sagte von Marschall im Interview mit Moderatorin Dunja Hayali mit dem Bezug auf ein Bild, das Baerbock beim Front-Besuch in der Ukraine zeigt. Der knapp 15 Sekunden lange Clip wurde auf Twitter binnen weniger Stunden mehr als 135.000 Mal angeklickt (Stand: Mittwoch).
Christoph von Marschall verspottet Annalena Baerbock
Die Journalistin Annika Brockschmidt kommentierte von Marschalls Auftritt mit: „Würde diesen älteren Herren ja ganz gern mal fragen, 1. wie er diese tiefenpsychologisch Analyse begründet und 2. wer zur Hölle sich bitte an einer Kriegsfront wohlfühlt.“
Brockschmidt führte weiter aus: „Am Beispiel Baerbock und ihrer Titulierung durch einen der Chefkorrespondenten des Tagesspiegel als #diesejungedame sieht man übrigens wieder, wie empfindlich das Patriarchat darauf reagiert, wenn (junge) Frauen in sog. 'Männerdomänen' Raum einnehmen. “
Kritik an Annalena Baerbock: „Beispiel für Misogynie“ in unserer Gesellschaft
Hannah Neumann, Europa-Abgeordnete der Grünen, schrieb zu „#diesejungedame“: „Wenn wir Frauen in der Sicherheitspolitik nicht in die Schubladen alter Herren passen, sind vielleicht deren Schubladen ein Problem. Weil wir sind real und wir gehen auch nicht mehr weg. So better fix your mindset.“
Die Journalistin Eva Horn ergänzte: „Das ist ein Beispiel von entlarvender Misogynie in unserer Gesellschaft, in all der Selbstverständlichkeit mit der dieser Christoph das äußert.“ Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn sei lediglich ein halbes Jahr älter als Baerbock und wäre nie als „junger Mann“ bezeichnet worden.
Moderatorin Dunja Hayali äußert sich zu „#diesejungedame“
Moderatorin Dunja Hayali hatte zunächst nicht auf die Aussagen von Marschalls reagiert. Auf Twitter schrieb die Moderatorin nach der Sendung: „In der Presseschau laden wir Kolleg*innen ein, um ihre Kommentierung zu hören. Anders als bei Politiker*innen/ Expert*innen widersprechen wir hier in der Regel nicht. Hätt ich heute tun können/eventuell müssen, hab mich aber für Variante: ich kläre das verbal hinterher mit Marschall entschieden.“
Hayali teilte zudem von Marschalls Antwort auf die Vorwürfe. Der Journalist schrieb in einer Text-Nachricht: „Die 'junge Dame' war nicht despektierlich gemeint, sondern eine Beschreibung der Szene. Schutzhelm und kugelsichere Weste sind eine, in der sie sich sichtbar unwohl fühlt. [...] Jünger oder älter, Frau oder Mann, das ist per se weder besser noch schlechter. Und auch kein Maßstab für Kompetenz.“
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Es tue ihm leid, falls er mit seiner Formulierung Anlass für Missverständnisse gegeben habe. „Ich werde mir das zu Herzen nehmen“, ergänzte von Marschall. (shh)