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Cologne PopfestAndreas Dorau verletzt sich und spielt weiter

Lesezeit 3 Minuten
Andreas Dorau auf der  ‚Im Gebüsch‘-Tour beim Cologne Popfest.

Andreas Dorau auf der ‚Im Gebüsch‘-Tour beim Cologne Popfest.

Beim Cologne Popfest tritt einer der Urväter des Deutsch-Pop, Andreas Dorau, auf. Am Ende spielt er Hits wie „Das Telefon sagt Du“.

Die Vorfreude der Indie-Fangemeinde des diesjährigen Cologne Popfestes war spürbar. Einer der Urväter des Deutsch-Pop, Andreas Dorau, schaute am Samstagabend im Gebäude9 an der Deutz-Mülheimer Straße vorbei. Wie gewohnt, legte der gebürtige Hamburger in seiner leicht schrägen Art und ohne große Umschweife los.

Mit „Ein trauriger Tag“ und „Edelstein auf Erden“ performte er Hits aus seinen Alben von 2017 und 2011. Das Publikum folgte gut gelaunt im voll besetzten Saal ihrem tanzenden Antistar auf der Bühne. Dann passierte das Malheur: Dorau sank auf die Knie und musste den Song abbrechen. „Ist vielleicht ein Arzt im Saal?“, rief er einigermaßen verzweifelt.

Was zunächst wie einer seiner skurrilen Bühnenscherze wirkte, sollte sich als wahr erweisen. Dorau hatte sich an der Wade oder am Knöchel verletzt und konnte nicht mehr allein stehen. Ein Hocker musste her. Von seinen Bandmitgliedern gestützt, nahm der im Januar 60 Jahre alt gewordene Sänger auf besagtem Hocker Platz und setzte unter dem Jubel der Fans das rund einstündige Konzert von da an sitzend fort. „Das Singen fällt auf dem Hocker leichter“, scherzte er wenig später, „aber ist auch langweiliger“, setzte er noch einen drauf.

Party endet im Disco-Style

Am Ende spielte er seinen Hit „Das Telefon sagt Du“, um dann mit „So ist das nun mal“ aus dem Jahr 1997 die Party im Disco-Style noch mal richtig zu rocken. Das Cologne Popfest hatte so eine weitere Anekdote für die noch kurzen Annalen zu verzeichnen. Mitgründer Susanne Klapper (42) und Christoph Menningen (53) konnten aufatmen.

Die anderen Sorgen, die bei der Organisation eines zweitägigen Musikfestivals dazugehören, sind eingepreist. Sie hätten es ja nicht anders gewollt. „Warum wir das machen? Weil wir Indiemusik, Indiepop lieben“, sagt Klapper und lächelt dabei. Die Idee, Lieblingsbands nach Köln einzuladen und daraus ein regelmäßiges Popfest zu veranstalten, kam den beiden und einigen weiteren Freunden 2017.

Anfänge in Blue-Shell-Bar

Begonnen hatte es in der Blue-Shell-Bar im Kölner Kwartier Latäng, bis sie dann zu groß wurden und der Wechsel ins Gebäude9 möglich war. „Wir lieben die britische Independent-Musikszene und haben eine lange Liste, auf die wir zurückgreifen und die Bands anschreiben und fragen, ob sie Lust haben zu kommen“, erläutert Menningen das Vorgehen.

Sie hätten immer wieder auch Bands dabei, die „es eigentlich gar nicht mehr gibt und auf unsere Anfrage wieder auftreten. Das ist wunderbar“, fügt Klapper hinzu. Keiner verdiene hier etwas daran. „Wir machen das ehrenamtlich und rein aus Herzblut zu unserer Musik und für unsere Gäste.“

Ohne Frage überträgt sich dieses Konzept auf die Atmosphäre dieses kleinen, aber feinen Musikfestivals. Alles wirkt familiär und freundlich. Viele kennen sich, sind mit den Machern befreundet und teilen die Leidenschaft an der Musik kleinerer Bands vor allem aus dem Londoner Raum, die manchmal nur Insider kennen. Am Samstag traten gleich drei Bands aus dem Bade- und Studentenstadt Brighton von der englischen Südküste auf. Viel Applaus bekamen „Jetstream Pony“, die in Deutschland nicht unbekannt sind.

„Blueboy“ aus London, die sich 1999 aufgelöst hatten, „Hadda be“ aus Brighton sowie „Pale lights“ aus New York bespielten den Samstagnachmittag mit ihren eingängigen Indie-Gitarrenweisen. Und nach der aufregenden Dorau-Schau betrat mit Jake Shillingford von „My life story“ noch ein Urgestein des Britpop-Phänomens aus den 1990ern erstmalig nach 27 Jahren wieder eine deutsche Bühne und brachte zum Finale die Menge im Konzertsaal des Gebäude9 mit seiner extrovertierten Schau zum Lächeln.