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Das Ende der LegendeVor 55 Jahren trennen sich die Beatles

Lesezeit 5 Minuten
Die Beatles v.l.n.r. mit Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison (undatierte Aufnahme).

Die Beatles um 1967: Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison (v.l.n.r.) haben die Musikwelt verändert. Ihre Kompositionen beeinflussen bis  heute Musikerinnen und Musiker weltweit.

Die Beatles gelten immer noch als die berühmteste Band der Welt. Ihr Einfluss auf die Pop- und Musikgeschichte währt bis heute. Dabei ist die Beatlemania schon ganz schön lange her. Vor genau 55 Jahren trennten sich die vier Superstars aus Liverpool.

Der Abgesang auf die Band war länger als ein typischer Rock’n’Roll-Song (zwischen zweieinhalb und drei Minuten), auch länger als ihr längstes Lied („Hey Jude“, sieben Minuten, sechs Sekunden). Über Monate hielten sich zum Ende der swingenden Sixties die Gerüchte, dass sich die Beatles trennen würden, getrennt hätten oder nicht mehr zusammen wären, weil einer von ihnen schon gar nicht mehr lebe.

Paul McCartney, der aufgrund angeblich eindeutiger bildlicher Botschaften auf dem berühmten Zebrastreifen-Cover des im September 1969 erschienenen Albums „Abbey Road“ für tot gehalten wurde (er hält als Linkshänder die Zigarette in der falschen Hand, das Nummernschild des VW Käfer zeigt sein Todesalter, er läuft barfuß) ist doch noch quicklebendig und verkündet am 10. April 1970, morgen vor 55 Jahren, das endgültige Aus der legendären Liverpooler Band.

Ein Ende, das sich abgezeichnet hatte – schon Monate vorher waren John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr getrennte Wege gegangen, hatten an Soloalben gearbeitet und wussten, wenn man ihren eigenen Erinnerungen glauben darf, selbst nicht mal mehr, ob es die Band nun noch gab oder nicht.

Aus der Beatles wurde von Paul McCartney verkündet

Das offiziell verkündete Aus kam von Paul McCartney, der der britischen Presse ein Vorabexemplar seiner ersten Solo-LP „McCartney“ schickte und in einem beigefügten Interview fast beiläufig die Trennung der Beatles bekanntgab. Dabei war es wohl schon im Spätsommer zuvor John Lennon gewesen, der ausgestiegen war.

Die Beatles-Anthologie aus dem Jahr 2000 gilt als so etwas wie eine Autobiografie der Beatles und liefert zuhauf Erklärungen zum Ende der Band. So wird John Lennon zitiert: „Ich habe die Band gegründet. Und ich habe sie aufgelöst.“ Laut Aussage von Ringo Starr wurde die Trennung aber nicht sofort publik gemacht: „Allen Klein (damaliger Manager, Anm. der Red.) hatte diese Idee: „Geht auseinander, wenn ihr wollt, Jungs aber erzählt bloß keinem davon.“

Klein wird von vielen Fans für das Zerwürfnis der Beatles mit verantwortlich gemacht. Nach dem Tod ihres legendären Entdeckers und Managers Brian Epstein 1967 führte die Verpflichtung Kleins zu Streit zwischen McCartney und seinen Band-Kollegen. Noch in den 1970er Jahren wurde vor Gericht über Verträge und Tantiemen gestritten, wie auch schon bei den Aufnahmen zum Album „Let it Be“, das noch vor „Abbey Road“ aufgenommen worden war, aber erst einen Monat nach dem offiziellen Aus der Beatles, im Mai 1970, veröffentlicht wurde.

Welche Rolle spielte Yoko Ono?

Dennoch machten sich die Fans immer wieder Hoffnungen, es könnte zur Wiedervereinigung der Band kommen. Doch die Jungs aus Liverpool, die sich im Raketentempo an den Rockhimmel katapultiert, haufenweise Rekorde der Musikgeschichte geschrieben, alle Höhen und Tiefen des Ruhms gemeinsam erlebt und durchlitten hatten, wollten Individuen sein, nicht mehr gefangen im goldenen Käfig, den festgefahrenen Beschreibungen ihres Könnens und ihrer Charaktere: Lennon, der Intellektuelle, McCartney, der Strebsame, Harrison, der Schüchterne, Starr, der Lustige. Und sie waren sich einfach auch ein bisschen satt. Auszug aus der Anthologie: „Wir ließen alles aneinander aus, weil niemand anderer zur Verfügung stand“, so Lennon.

Hartnäckig hielten sich vor allem die Gerüchte, dass Yoko Ono, die Avantgarde-Künstlerin, die Lennon 1969 heiratete, schuld an der Trennung der Band gewesen sein. Seit den späten 1960ern wich sie nicht mehr von seiner Seite, ob in der Plastic Ono Band oder beim legendären „Bed in“ für den Frieden im Amsterdamer Hilton, wo das Paar eine Woche nicht das Bett verließ. Starr äußerte sich dazu so: „Yoko ist ziemlich mit Dreck beworfen worden (…). Aber die Trennung ist nicht ihre Schuld. Es war einfach so, dass wir plötzlich alle dreißig und verheiratet waren. Wir hatten uns verändert und konnten dieses Leben so nicht weiterführen.“

Und so war das oben erwähnte Cover des Abbey-Road-Albums dann doch ein vorweggenommenes Signal. Die Songs auf dem Album waren es auch. Für Millionen Beatles Fans beschreibt das Stück „The End“ das Ende – wenn auch mit versöhnlicher Botschaft: „And in the end the love you take is equal to the love you make“. Was bleibt, sind ungebrochene Rekorde bis heute (1,3 Milliarden verkaufte Tonträger, die meisten Nr. 1 Hits weltweit).

Die Ermordung Lennons im Dezember 1980 zerstörte schließlich alle Träume der Fans von einer möglichen Reunion der Band. Doch der Mythos lebt weiter, selbst wenn inzwischen auch Harrison schon 24 Jahre tot ist. Dafür sorgen nicht zuletzt neue Aufnahmen – wie „Now and Then“, die dritte Singleveröffentlichung, nach „Free as a bird“ (1995) und „Real Love“ (1996). Die von Lennon in den späten 1970ern komponierte und mit digitaler Technik neu arrangierte Nummer, die als „Last Beatles Song“ gilt, landete im November 2023 auf Platz 1 der Charts – 53 Jahre nach der Trennung der Band!

Ich habe keine Ahnung, aber ich liebe diese Burschen immer noch
John Lennon über das Aus der Beatles in "The Anthology"

Im März machte Erfolgsregisseur Sam Mendes publik, dass er an einem Beatles-Projekt arbeite – vier Filme, jeweils eine für jedes Bandmitglied – besetzt mit Hollywood-Stars wie Harry Dickinson und Paul Mescal. 2028 soll das Biopic in die Kinos kommen.

Die Legende geht also weiter. Oder, wie Lennon sagte: „Mit den Beatles ist es aus, aber John, Paul, George und Ringo … Gott weiß, wie ihre Beziehung in Zukunft aussehen wird. Ich habe keine Ahnung, aber ich liebe diese Burschen immer noch! Weil sie immer die Menschen sein werden, die dieser Teil meines Lebens waren.“ Das dürfte für Millionen Fans auf der Welt auch gelten.