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Als die Venus einen Bikini trugSchau in Hamburg rückt Kaiser Augustus in den Fokus

Lesezeit 3 Minuten
Der Kaiser mit der Bürgerkrone: Blick in die Ausstellung „Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom“ in Hamburg

Der Kaiser mit der Bürgerkrone: Blick in die Ausstellung „Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom“ in Hamburg

Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) war der römische Kaiser, der wie kein andere vor ihm eine regelrechte PR-Maschinerie rund um seine Person in Gang setzte. Sein Konterfei zierte Statuen und Münzen im ganzen römischen Reich. Im Hamburger Bucerius Forum sind Ausstellungsstücke aus seiner Epoche versammelt.  

 Sie ist nur gut 60 Zentimeter groß, aber die Schönste von allen. In der imposanten Ausstellung „Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom“, die das Bucerius Kunst Forum zeigt, ist die gerade ins Bad steigende Venus in ihrem goldverzierten Bikini der Hingucker schlechthin. Vor 2000 Jahren war sie das Prunkstück in einem Privathaus in Pompeji, nun kam sie aus dem Archäologischen Museum Neapel angereist für diese erste Augustus-Schau nach 34 Jahren, die damals im Berliner Gropius-Bau stattfand. Inzwischen hat die Forschung viel Neues über die augusteische Zeit herausgefunden, zum Beispiel über ihren Umgang mit den Bildmedien. Und darauf legt die Hamburger Präsentation den Fokus.

Der „Erhabene“ mit der „Bürgerkrone“

Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) wird geboren als Gaius Octavius und ist von 27. v. Chr. bis zu seinem Tod erster römischer Kaiser. Er markiert den vielleicht wichtigsten Wendepunkt in der römischen Geschichte. Unter ihm wird die von Bürgerkriegen gebeutelte Republik ein Kaiserreich, in dem Ruhe und Frieden einkehren. Der Senat verleiht ihm den Ehrennamen Augustus, „der Erhabene“, und setzt ihm die „Bürgerkrone“ aufs Haupt: einen Kranz aus Eichenblättern, höchste militärische Auszeichnung und fortan auch Symbol der kaiserlichen Würde. Da ist er 36 Jahre alt.

Venus im Bikini - Augustus im Bucerius Forum Hamburg

Venus im Bikini - Augustus im Bucerius Forum Hamburg

Der marmorne, 60 Kilo schwere Kopf des Augustus mit „Bürgerkrone“ der auch das Ausstellungsplakat ziert, ist das bedeutendste Stück unter den 220 Exponaten, Leihgaben kommen unter anderem aus den Uffizien von Florenz, dem Pariser Louvre oder dem Kunsthistorischen Museum Wien. Sie alle zeugen von den Kommunikation-Strategien des Herrschers, mit denen er seine Macht manifestiert.

Möglichkeiten visueller Kommunikation gibt es auch damals schon viele. In der Schau zieht man mit ein bisschen Ehrfurcht vorbei an den lebensgroßen Porträtstatuen, vor allem von Augustus selbst: als Bürger mit Toga oder lässig drapiertem Hüftmantel, als Feldherr mit reich dekoriertem Brustpanzer, als oberster Priester, als Kaiser, als Gott.

Ein Arsenal von Büsten und Marmorköpfen stehen in einem langen Gang Spalier. Offizielle Staatskunst, Reliefs, farbstarke Wandmalereien und Fresken erzählen Geschichten, zum Beispiel über die Gründung Roms oder die göttliche Herkunft des Kaisers. Münzen stellen auf ihren Rückseiten Heldentaten und Bauvorhaben des Augustus vor. Alle Bildmedien werden in nie gekannter Zahl verbreitet bis in die hintersten Winkel der Provinz und machen den Kaiser omnipräsent. Und das Vertrauen zum „Vater des Vaterlandes“ wächst.

06.12.2022, Hamburg: Ein Soldatenheer aus Lego im "Römerdiorama" von Andreas Haase auf einem Tisch im Auditorium. In der Ausstellung rund um den römischen Kaiser Augustus im Hamburger Bucerius Kunst Forum wird es bunt.

Ein Soldatenheer aus Lego im „Römerdiorama“ von Andreas Haase ist auch Hamburger zu bewundern.

Augustus ist auch ein bemerkenswerter Erneuerer der von Feuersbrünsten und Überschwemmungen arg ramponierten Hauptstadt. Zu Recht rühmt er sich, er hinterlasse eine Metropole aus Marmor, die er als Ziegelstadt übernommen habe. In gewisser Weise ist er der Baron Haussmann der Antike. So lässt er zum Beispiel breite „Boulevards“ mit Prachtbauten und tollen Geschäften anlegen, verführerische Shopping-Meilen, die zum Einkaufen und Flanieren einladen. Und die herrlichen Markthallen reißen die römischen Gourmets vom Stuhl.

Halt vor den eigenen vier Wänden

Die neue Lust am Bild im ersten nachchristlichen Jahrhundert erfasst übrigens auch den privaten Bereich und zieht sich quer durch die Gesellschaft. Mit diesem vielleicht vergnüglichsten Kapitel endet die Schau. Da sehen wir, wie die Menschen ihre Häuser und Wohnungen schmückten: mit Fresken und Malereien, Skulpturen und Deko-Stücken wie Kandelabern und bronzenen Dreifüßen. Selbst das Tafelgeschirr wird als Bildträger entdeckt. Doch findet sich von der staatlich propagierten Bildkultur keine Spur. In der gemütlichen Häuslichkeit dominieren Themen aus der Welt des Bacchus und der Venus. Irgendwo muss ja mal Schluss sein mit der Politik - und mit dem Kaiserkult.

Bis 15. Januar 2023, täglich 11–19, donnerstags bis 21 Uhr. Katalog: 39,90 Euro. Infos unter buceriuskunstforum.de