Das geplante TV-Comeback von Michael Wendler und seiner Frau Laura geriet für RTLzwei zum Fiasko. Nun äußert sich Senderchef Andreas Bartl.
Rückzieher nach Shitstorm„Kritik schmerzt“ – RTLzwei-Chef über die Affäre Wendler und die Geissens
Eigentlich sollte es ein Coup für RTLzwei werden: Als der Sender aus Grünwald bei München Mitte März verkündete, Michael Wendler zurück ins deutsche Fernsehen zu holen, war die Aufmerksamkeit riesig. Alle Medien berichteten über das bevorstehende TV-Comeback des Schlagersängers, von dem man dachte, dass er in Deutschland aufgrund des Verbreitens von Verschwörungsmythen ein für alle Mal von den Bildschirmen verschwunden sei.
RTlzwei nahm die Schwangerschaft von Wendlers Frau Laura Müller jedoch zum Anlass, eine Familien-Soap mit dem 50-Jährigen zu planen und kündigte „intime Einblicke in das Leben von Michael und seiner Laura“ an. Offenbar war man von einer Win-win-Situation sowohl für die eigene Quote als auch für Michael Wendler ausgegangen.
Michael Wendler teilte Verschwörungsmythen bei Telegram
Damit hatte sich der Sender allerdings gründlich verrechnet: Die Schlagzeilen waren zwar da, allerdings hagelte es vernichtende Kritik daran, den Sänger und seine über Telegram verbreiteten kruden Theorien wieder salonfähig zu machen. Wendler distanzierte sich zwar von „einigen seiner Äußerungen“, wie es in der Mitteilung hieß. Von welchen genau, blieb aber unklar.
Von der antisemitisch konnotierten Verschwörungserzählung vom „Great Reset“? Vom „KZ Deutschland“, in dem die Bevölkerung laut Wendler während der Pandemie gelebt habe? Von der Leugnung des Klimawandels? Oder von seinen anti-ukrainischen Statement?
Geissens und Co. protestieren erfolgreich gegen TV-Soap mit Michael Wendler und Laura Müller
RTLzwei ruderte zurück und stoppte die Zusammenarbeit mit Wendler. Man habe die „Vehemenz der Reaktionen wahrgenommen“ und entschuldige sich, falls man Gefühle verletzt habe. Sogar RTLzwei-Stars wie die Geissens hatten protestiert und geschrieben: „Verschwörungsideologische Aussagen sind nicht unser Stil. Selbst wenn es zur Folge haben sollte, dass die Geissens bei RTL2 aufhören“, so Carmen Geiss bei Instagram.
Da war der Schaden für RTLzwei aber bereits entstanden. Es war von Tabubruch und Scheinheiligkeit die Rede. Offenbar hatte man allein auf Quote gesetzt und daher den Tabubruch gewagt.
RTLzwei-Chef Andreas Bartl spricht über Michael Wendler und die Geissens
Im Interview mit dem Mediendienst Kress äußerte sich RTLzwei-Chef Andreas Bartl nun auch zur Affäre Wendler. Die Idee, man könne ein „rein unterhaltendes Format“ mit Wendler senden, sei ein Fehler gewesen. „Die berechtigte Kritik vieler Kolleginnen und Kollegen schmerzt“, so Bartl, der seit 2014 Geschäftsführer des Senders ist.
Offenbar hatte es auch intern Kritik von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegeben. Wie es zu der Fehleinschätzung kommen konnte, werde jetzt intern aufgearbeitet. Man wolle sicherstellen, dass „so etwas nicht wieder vorkommt“, bleibt Bartl in seiner Aussage schwammig. Personelle Konsequenzen wird es offenbar nicht geben.
Auf die Frage, ob nicht auch das Verhältnis zu den Geissens, den RTLzwei-Quotengaranten, gelitten habe, zeigt sich Bartl optimistisch. „Wir haben eine langjährige, sehr vertrauensvolle Beziehung zu den ‚Geissens‘, den anderen Sendergesichtern und unseren Partnern im Markt“, sagt Bartl. (cme)