AboAbonnieren

Achtung, verursacht Übelkeit!Warum die Oper Stuttgart vor dieser Aufführung warnt

Lesezeit 2 Minuten
Performancekünstlerin Sophie Duncan während einer undatierten Aufführung der Inszenierung „Sancta“ von Florentina Holzinger. Die Performance sorgt derzeit in Stuttgart für Aufsehen.

Performancekünstlerin Sophie Duncan während einer undatierten Aufführung der Inszenierung „Sancta“ von Florentina Holzinger. Die Performance sorgt derzeit in Stuttgart für Aufsehen.

Die provokative Oper „Sancta“ erntet gemischte Gefühle. Einige reagieren mit Übelkeit auf die realistischen Gewaltdarstellungen. Auch in Köln ist ein Gastspiel eines Stückes geplant.

Trotz einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und fettgedruckten Warnhinweisen hinterlässt eine aktuelle freizügige und blutige Opernperformance in Stuttgart ihre Spuren bei zarter besaiteten Besucherinnen und Besuchern.

Rund um die ersten beiden Vorstellungen von Florentina Holzingers „Sancta“ habe sich der Besucherservice um insgesamt 18 Menschen gekümmert, die zum Teil über Übelkeit geklagt hätten, sagte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling. In drei Fällen habe ein Arzt dazu geholt werden müssen. Zuvor hatten die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet.

Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. In „Sancta“ bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.

Spiritualität, Sexualität, aber auch Religionskritik und ein kritischer Blick auf religiöse und gesellschaftliche Gewalt ständen im Mittelpunkt der Aufführungen, informiert auch die Staatsoper.

Opernhaus warnt ausdrücklich vor Blut und Gewalt

Das Haus warnt auf seiner Homepage aber auch ausdrücklich, die Aufführung der skandalumwitterten österreichischen Aktionskünstlerin zeige explizite sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen auch von sexueller Gewalt. Auch seien echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und eine Verwundung zu sehen.

Die Oper empfiehlt die Performance Zuschauern, die „wagemutig auf der Suche nach neuen Theatererfahrungen sind“, wie es auf der Homepage heißt. Allerdings sei Performancekunst neben dem Einsatz einiger Theatermittel eben „kein Fake, sondern echt“, sagte Ebling. Im Fall der in „Sancta“ gezeigten, auch sexuellen Gewalt warnt das Haus daher auch explizit vor Retraumatisierungen.

Nach Angaben von Opernsprecher Ebling soll mit Blick auf die noch geplanten fünf „Sancta“-Abende nichts geändert werden. Auch kämen Übelkeit und Ohnmacht immer wieder vor, sagte er. Die Premiere sei umjubelt gewesen. Er sei überzeugt, es seien im Wesentlichen Menschen in den Besucherreihen gewesen, „die wussten, auf was sie sich einlassen“.

Vom 28. bis 30. März wird als Gastspiel Holzingers Inszenierung „Ophelia's Got Talent“ im Depot des Schauspiels Köln gezeigt, auf der Homepage ist die Ankündigung mit ähnlichen Warnhinweisen versehen worden. (dpa/EB)