Die städtische Beteiligung für das Festival Acht Brücken soll gemäß Haushaltsentwurf mittelfristig auf null gesetzt werden. Anfang des neuen Jahres entscheidet der Rat. Gesamtleiter Louwrens Langevoort über die Perspektiven für die Neue Musik.
Acht BrückenGesamtleiter Louwrens Langevoort über Gefahren für das Festival
Der Haushaltsentwurf sieht vor, dass die städtischen Zuschüsse für das Festival Acht Brücken |Musik für Köln bereits ab 2026 auf null gesetzt werden. Haben Sie damit gerechnet?
Natürlich war es für uns alle eine Überraschung. Es ist schade, dass die Verwaltung da etwas vorbereitet hat, und es überhaupt keine Diskussionsbeteiligung dazu gab. Auch der Kulturrat erklärte, dass er das Gespräch gesucht hat, erfolglos. Und es gibt die Diskussionsrunde für den Kulturentwicklungsplan. Schade, wenn man solche Instrumente hat, wo man so etwas besprechen kann, und es dann nicht nutzt.
Kulturdezernent Stefan Charles steht stark in der Kritik, dass er keine Lanze für die Kultur gebrochen habe. Aber hätte er Ihrer Meinung nach durch bessere Kommunikation vorab etwas retten können?
Ja, eine vorherige Kommunikation hätte womöglich etwas retten können. Denn eine Diskussion gab es dann so oder so. Wir haben mit den Politikern und dem Aufsichtsrat von Acht Brücken gesprochen. Und dieser hat am Freitag einstimmig gesagt, dass er das Festival behalten will.
Das ist ein Statement. Der WDR sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat. Ist er mit dem Festivalteam im Schulterschluss?
Das WDR Sinfonieorchester und der Chor sind jedes Jahr bei Acht Brücken dabei – selbstverständlich auch mit Uraufführungen. Es sind viele, die uns unterstützen. Das Kuratorium KölnMusik, unser Sponsorenkreis, hat 15 Jahre lang jährlich bis zu 200 000 Euro gezahlt. Die Kunststiftung NRW ist immer dabei, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW in Düsseldorf gab immer Geld, wie regelmäßig auch die Kulturstiftung des Bundes oder die Ernst von Siemens Musikstiftung. Wenn die Stadt nicht mehr die Basissubvention zahlen würde, fiele das alles weg.
Die Stadt zahlt durchschnittlich 450 000 Euro und damit ein Drittel Ihres Budgets. Lässt sich bei der Verwaltung mit Gesprächen gar nichts ausrichten?
Ich kann das gar nicht einschätzen. Wir hängen alle in der Luft. Der Aufsichtsrat des Festivals hat eine Evaluierung der Firma Actori in Auftrag gegeben und sie kam zu einem sehr guten Resultat. Es gab auch eine Besucherbefragung. 90 Prozent waren sehr zufrieden. Wir gehören wie Witten oder Donaueschingen zu den herausragenden Festivals der Neuen Musik. Der Aufsichtsrat hat sich somit für sein einstimmiges Votum überzeugen lassen und wir hoffen jetzt, dass damit das Geld im Haushalt wieder bereitgestellt wird. Es ist immer noch nicht ausgeschlossen, dass es vielleicht auf null hinausläuft. Die Stadt würde dann eine Menge Geld wegschmeißen.
Sie rechnen, dass aus jedem Euro aus dem städtischen Budget mittlerweile zwei weitere Euro von öffentlichen und privaten Förderern akquiriert werden. Wäre das automatisch alles weg, wenn die Stadt nichts mehr zahlt?
Ja. Das ist wie eine Kettenreaktion. Das Ministerium wäre nach wie vor mit seiner Förderung dabei und auch die Kunststiftung NRW, wenn die Stadt weiter fördert. Sie warten alle ab, was die Stadt jetzt macht.
Haben sie ein Szenario für den Fall, dass es kein Budget mehr gibt?
Das möchte ich mir nicht ausmalen. Ich muss erst wissen, was die anderen für Szenarien haben, und wie viel Geld dann noch zur Verfügung stehen würde. Man muss vor allem sehen, auf welche Weise man andere Synergien schaffen kann. Auf welche Weise kann ein solches Festival die Aktualität behalten? Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, aus der Not eine Tugend macht. Aber wir können dahingehend erst etwas machen, wenn der Rat tatsächlich sein Votum für ein weiteres Budget gibt.
Wie sähe Köln ohne Acht Brücken aus?
Es wäre eine große Leere. Wir heben mit dem Festival Genregrenzen auf, nutzen nicht nur die Kölner Philharmonie, sondern auch andere, ungewöhnliche Konzertorte. Alles, was wir seit Jahren in Köln machen, wäre wie abgeschnitten.
Anfang des neuen Jahres tagt der Rat, wie geht es für Acht Brücken nun weiter?
Das Festival 2025 ist gesichert und läuft so wie geplant. Für 2026 gibt es auch schon sehr weitreichende Planungen, und deswegen hoffen wir, dass wir diese tatsächlich weiterführen können. Was mich aber noch interessieren würde, ist, wie es im Haushalt 2027/28 ausschauen wird. Es wird schon gemunkelt, dass es noch schlimmer wird. Auch da wäre es gut, rechtzeitig Bescheid zu wissen. Es geht immer um eine perspektivische Arbeit, mit der Festivalplanung ist man über Jahre im Voraus beschäftigt, auch wegen der Kompositionsaufträge. Die vergibt man nicht am Montag und ist am Freitag fertig.
Zeitgenössische Komponierende wie Rebecca Saunders oder Enno Poppe waren zuletzt Künstler in Residence. Was sagen sie zur Entwicklung in Köln?
Wir haben eine Menge Zuschriften von Komponisten, Kollegen, Verbänden und Organisationen erhalten. Die sagen alle, dass sie es ganz schrecklich fänden, wenn das Festival nicht mehr stattfindet. Wir zappeln alle im Ungewissen. Ich bin aber immer auch Optimist, auch durch das gute Votum unseres Aufsichtsrats.