Abba-Serie (4)Mehr als Abba – Wie Skandinavien die Popwelt dominiert
Köln – Von 2004 bis 2007 zeigten es drei Schlagerikonen der 1960er- und 1970er-Jahre dem deutschen Publikum noch mal. Gitte Haening, Wencke Myhre und Siw Malmkvist taten sich zusammen und schlugen gemeinsam den Bogen zurück zu Hits wie „Ich will 'nen Cowboy als Mann“ (Gitte Haening), „Er steht im Tor“ (Wencke Myhre) oder „Liebeskummer lohnt sich nicht“. Damit feierten die drei riesige Erfolge, gewannen Goldene Schallplatten, waren fest gebuchte Gäste bei den großen Fernsehshows und in der ZDF Hitparade mit Dieter Thomas Heck sowieso.
Es gab eine Zeit vor dem „Waterloo“-Urknall
Ja, es gab Musik aus Skandinavien, die jenseits von Schweden, Dänemark und Norwegen Erfolge feierte, bevor Abba die internationale Pop-Bühne betrat. Aber es ist vielleicht kein Zufall, dass Anders Eljas die Show der drei Schlagerikonen musikalisch begleitete. Der war nicht nur Lebensgefährte von Wencke Myhre, sondern hatte auch mit Abba gearbeitet. Das klingt, als wäre Abba zum Zentralgestirn des skandinavischen Pop geworden.
Fest steht: Es gab eine Zeit vor dem „Waterloo“-Urknall, der Abba an die Spitze der Popwelt katapultierte. Daran gemessen, waren die Erfolge von Gitte, Wencke und Siw überschaubar: Sie hatten ihre Fans in ihren Heimatländern – und in Deutschland. Abba hingegen eroberte weltweit die Charts.
Daneben war zu Abbas großen Zeiten kaum Platz für einen weiteren Star aus Schweden – mit einer Ausnahme. Der Sänger Harbo landete 1975 mit „Moviestar“ einen international erfolgreichen Disco-Schieber – und selbst da wirkte Abba mit, denn Anni-Frid veredelte mit ihrer Stimme den Background-Chor.
Als Roxette die Popwelt eroberte
Nachdem sich Abba in die Pause verabschiedet hatte, blühten weitere international erfolgreiche Bands aus Skandinavien, speziell Schweden auf: Die Hardrocker Europe landeten mit „The Final Countdown“ einen der gefürchtetsten Nummer-eins-Hits der 1980er-Jahre, und das Duo Roxette schmuste die Popwelt nieder mit Songs wie „Listen To Your Heart“.
Deutlich cooler war hingegen die Band Ace Of Base, die mit ihrem Debütalbum „Happy Nation“ 1992 gleich drei Nummer-eins-Hits in den Singlecharts platzieren konnte: „All That She Wants“, „The Sign“ und „Don't Turn Around“. Der reduzierte, vom Reggae inspirierte Sound der Band kam an. Und wenn man sich die Sängerinnen anschaut, die Schwestern Jenny und Malin „Linn“ Berggren, könnte man meinen, Ace of Base“ sei die Antwort der 1990er-Jahre auf Anni-Frid und Agnetha.
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Zufall oder nicht, spannend wird die Geschichte von Ace of Base durch das Team im Hintergrund: Denniz Pop gründete die Cheiron Studios, eine Talentschmiede in Stockholm. Bis zu seinem frühen Tod – er starb mit 35 Jahren an Magenkrebs – produzierte und komponierte er Songs für Ace of Base, aber auch für die Backstreet Boys, Britney Spears oder Dr. Alban. Und er holte sich den jungen Max Martin an die Seite.
Dessen musikalische Vita liest sich nun wie ein Who's who des Pop: Er komponierte und produzierte ebenfalls für die Backstreet Boys und Britney Spears, für Pink, Kate Perry, Christina Aguilera, er mischt bei Justin Timberlake und Ed Sheeran mit, bei Justin Bieber und Lady Gaga. Martin liegt auf der Liste der erfolgreichsten Songschreiber auf Platz drei, hinter Paul McCartney und John Lennon. Ihm ist es zu verdanken, dass der skandinavische Pop Weltrang erreicht hat. Was für eine Erfolgsgeschichte.