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„Allie Burns“-ReiheVal McDermids neuer Roman „1989“ hebt den Eisernen Vorhang

Lesezeit 2 Minuten
Die schottische Autorin Val McDermid schaut in die Kamera.

Die schottische Autorin Val McDermid.

Im zweiten Band der Reihe muss die schottische Journalistin Allie Burns dunkle Machenschaften von Pharmafirmen aufdecken. Auch die DDR ist ein wichtiger Schauplatz in „1989“.

„1989 war auch in Deutschland ein aufregendes Jahr, nicht wahr? Deshalb werden diese Ereignisse auch in das Buch hineinspielen“, kündigte Val McDermid schon vor einem Jahr im Rundschau-Interview an. Damals erschien mit „1979“ der Auftakt einer neuen Krimireihe der schottischen Bestseller-Autorin. Protagonistin war diesmal keine Detektivin oder Polizistin, sondern die Journalistin Allie Burns.

Die Figur wurde deutlich von ihrer Schöpferin inspiriert, die ihre Berufslaufbahn in den Siebzigern ebenfalls bei einer Zeitung begann. Die Besonderheit: Die Fälle der auf fünf Bände angelegten Reihe spielen immer im Abstand von zehn Jahren. Auf „1979“ folgt nun also „1989“. Ihrer Ankündigung blieb McDermid treu – oder auch nicht. Denn die letzten Monate des DDR-Regimes spielen nicht nur irgendwie in die Handlung hinein, sondern bestimmen sie weitgehend.

HIV-Epidemie der 80er ist Thema

Es geht jedoch nicht in erster Linie um den nahenden politischen Umsturz, sondern um ein anderes großes Thema, das in den Achtzigern die Medien beherrschte: Aids und HIV. Allie, leidenschaftliche Investigativreporterin, wollte eigentlich eine Story über die katastrophale medizinische Versorgung in Schottland schreiben, die immer mehr HIV-Infizierte zwingt, ihre Heimat zu verlassen und sich Hilfe in England zu suchen.

Ihre Recherchen bringen sie schon bald auf die Spur eines noch viel größeren Skandals: Sie findet Hinweise, dass britische Pharmafirmen in Ostberliner Kliniken Medikamententests mit HIV-infizierten DDR-Bürgern durchführen. In England mussten diese Tests zuvor nämlich wegen unkontrollierbarer Nebenwirkungen abgesetzt werden. Allie wäre nicht Allie, wenn sie nicht alles daransetzen würde, die verbrecherischen Machenschaften ans Tageslicht zu bringen. Selbst wenn sie sich dafür in die Höhle des Löwen begeben muss.

Und das heißt in diesem Fall: hinter den Eisernen Vorhang. Schon „1979“ war ein in gewohnter McDermid-Manier geschriebenes Spannungs-Highlight. Der Nachfolger dürfte aber gerade hierzulande noch mehr Fans finden. Allein schon, weil dem deutschen Publikum die Ereignisse rund um den Mauerfall einfach näher sind als das schottische Referendum von 1979, um das es im Auftaktband geht.


Val McDermid: 1989 – Wahrheit oder Tod, Kriminalroman, Knaur TB, deutsche Übersetzung: Kirsten Reimers, 464 S., 14,99 Euro