Ein entlaufener Löwe hielt Einwohner in Italien stundenlang in Atem. Inzwischen ist das Tier gefangen worden, jetzt beginnt die Aufarbeitung.
Raubtier streunt durch ItalienZirkusdirektor liefert Erklärung zu Löwenausbruch – Polizei ermittelt gegen ihn
Ein aus einem Zirkus entlaufener Löwe ist am Samstag mehrere Stunden durch die Straßen einer italienischen Küstenstadt gelaufen. Nach einer großangelegten Suche konnte die Raubkatze schließlich betäubt und eingefangen werden, wie der Bürgermeister der nahe Rom gelegenen Stadt Ladispoli, Alessandro Grando, am Samstagabend mitteilte.
Löwe Kimba aus Zirkus entkommen: Raubtier zieht durch Italien
Italienische Medien hatten zuvor Videos veröffentlicht, auf denen zu sehen war, wie der Löwe durch dunkle und verlassene Straßen streunte. Die offenbar von Einwohnern angefertigten Aufnahmen bestätigten den ungewöhnlichen Fall.
Der Löwe war gegen 16.00 Uhr aus dem Käfig entkommen und dann entlang eines Kanals in die Innenstadt gelangt. Die Stadtverwaltung verhängte sofort eine Ausgangssperre. Bürgermeister Alessandro Grando mahnte zu „höchster Vorsicht“. Alle Versuche von Zirkuspersonal, Polizei und Feuerwehr, den Löwen einzufangen, hatten jedoch über Stunden hinweg keinen Erfolg.
Entlaufener Löwe in Italien entfacht Debatte über Tierhaltung
Zwischenzeitlich bewegte sich „Kimba“ außerhalb der Stadt durch Schilf, kehrte dann aber wieder ins Zentrum zurück. Zirkusdirektor Vassallo beschrieb ihn die ganze Zeit über als „brav“. Erst am Abend gelang es, den Löwen namens „Kimba“ per Pfeil mit einer Spritze zu betäuben und zurück in den Käfig zu bringen. Die Nacht verbrachte „Kimba“ dann wieder im Käfig.
„Ich hoffe, dass dieser Vorfall das Gewissen wachrüttelt und dass wir der Ausbeutung von Tieren in Zirkussen endlich ein Ende setzen können“, schrieb Bürgermeister Grando auf Facebook. „Für diejenigen, die sich fragen werden: Warum lasst ihr den Zirkus mit Tieren immer noch nach Ladispoli kommen? Warum hat der Bürgermeister den Zirkus genehmigt? Die Antwort ist, dass ich nichts genehmigt habe, dass es nicht an mir liegt und dass wir leider nicht verbieten können, dass Zirkusse mit Tieren in unsere Stadt kommen“, schimpfte der Bürgermeister von Ladispoli in den sozialen Medien.
In Italien gibt es schon seit längerer Zeit Streit darüber, ob Zirkusse – viele davon kleine Familienunternehmen – noch mit Raubtieren durchs Land touren dürfen. Auch die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete über die neu entbrannte Debatte. Kritiker werfen ihnen vor, die Tiere zu misshandeln. Nach Schätzungen sind in italienischen Zirkussen etwa 2000 Tiere im Einsatz.
Entlaufener Löwe in Italien: Zoodirektor liefert Theorie
Unklar war zunächst, wie das mächtige Tier überhaupt in Freiheit kommen konnte. Dem Zirkus „Ronny Roller“, der gerade in Ladispoli Station macht, droht nun eine Anzeige wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Zirkusdirektor Ronny Vassallo behauptete jedoch, Opfer von „Sabotage“ geworden zu sein. „Wir haben den Käfig geöffnet gefunden, und jemand sah drei Personen zu Fuß wegrennen.“ Dahinter sollen nach dieser Lesart militante Tierschützer stecken, die gegen die Haltung von Raubtieren in Zirkussen kämpfen. (pst/dpa)