Die Bigband Subway Jazz begeistert in Kronenburg mit einem temporeichen Stil, der auch überraschend daher kommt.
Jazz-KonzertIn Kronenburg trifft die Moderne auf die Tradition
Zum vierten Mal gastierte die 18-köpfige Kölner Bigband Subway Jazz Orchestra jetzt im Haus für Lehrerfortbildung in Kronenburg. Mit dabei das Nostalgia Trio des Posaunisten Nils Wogram.
Martin Schöddert, Verwalter im Haus für Lehrerfortbildung des Landes Nordrhein-Westfalen in Kronenburg und nach wie vor inoffizieller „Kulturminister“ der Gemeinde Dahlem, freute sich: „Das Subway Jazz Orchestra feiert in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen. Und eines seiner drei Jubiläumskonzerte findet bei uns statt.“
Kronenburg: Band fühlt sich immer willkommen
Nicht ohne Grund waren die Musiker um Bigband-Leader Stephan Karl Schmid damit allerdings schon zum vierten Mal nach Kronenburg gekommen: „Hier fühlen wir uns immer willkommen. Wir werden gut versorgt, die Akustik hier ist gut und die Atmosphäre sehr schön“.
Also die besten Voraussetzungen, am vergangenen Samstagabend bei noch warmem Sommerwetter im Innenhof des Hauses für Lehrerfortbildung die von ihm für die Bigband arrangierten Kompositionen des Posaunisten Nils Wogram aufzuführen. Wogram, sein Organist Arno Krijger und Schlagzeuger Dejan Terzić – sie bilden das „Nils Wogram Nostalgia Trio“– waren mit dabei, sodass 21 Musiker das knapp zweistündige Konzertprogramm bestritten.
Trio wie Big Band verbindet, dass sie einerseits musikalische Traditionen bewahren wollen, sie aber in zeitgenössischen Jazz einbetten. Das eine ist die Basis, auf der neue kompositorische Ansätze und Spielideen möglich sind. Übrigens: Der Name der Bigband leitet sich vom traditionsreichen Kölner Jazzclub Subway ab, in dem die Musiker über die vergangenen zehn Jahre so etwas wie eine Hausadresse mit monatlichen neuen Konzertprogrammen hatten.
Wograms Trio läutete das Programm ein als Bebop-Trio ganz im Stil ähnlicher Trios in den 1950er- und 1960er-Jahren – daher das Nostalgia im Bandnamen – doch Bandleader Nils Wogram hat sich von diesem Konzept des innovativen Jazz mittlerweile emanzipiert. In seinem neuen Album „Things we like to hear“ wie auf dem vorletzten „Nature“ – Kompositionen aus beiden Veröffentlichungen waren in Kronenburg zu hören – beschränkt er sich zunehmend auf das Wesentliche.
Musikalisch komplex und anspruchsvolle Tempowechsel
„Sicher gehören Komplexität und Dissonanz zu unserer Musiktradition, aber Komplexität ohne eine Story oder Emotionalität finde ich schwierig“, so der Musiker und Komponist in einem Interview. Dementsprechend spielten sein Trio und die Kölner Bigband etwa in „The Trail“ auf Basis eines groovigen Rumba-Rhythmus auf „eine Wanderung auf kleinen Pfaden in den Schweizer Alpen“ an.
In dem schon eher an die Bebop-Anfänge des Trios erinnernden „Mistake of the year“ war es dafür musikalisch komplexer mit anspruchsvollen Tempowechseln. Hier gab es – wie in vielen der Kompositionen des Konzertabends – Platz für ausgefeilte Soli, etwa von Big-Band-Trompeter Matthias Schwengler.
Konzert in Kronenburg begeistert mit technischer Kunstfertigkeit
Er ist wie seine 17 Bandkollegen und die Musiker des Nils Wogram Nostalgia Trios Berufsmusiker. „Alle Musiker der Bigband sind noch in eigenen Bands oder musikalischen Projekten unterwegs“, so Stephan Karl Schmid. In „Soft Power“ wiederum, ein Stück, das Wogram als „einfach nur leise“ bezeichnete, war die Konzentration auf wenige, klare Klangfarben zu hören.
Technische Kunstfertigkeit auf dem Instrument allein ist eben Wogram wie auch dem Subway Jazz Orchestra schlicht zu wenig. Die beherrschen sie ohnehin. Es geht auch um das musikalische Ausdrücken von Gefühlen und Stimmungen – eben einer Geschichte zum Komponierten, die Entwicklung einer vielstimmigen Melodie.
Am Ende eines erneut gelungenen Konzertabends im Haus für Lehrerfortbildung würde man Veranstalter Martin Schöddert wünschen, häufiger als bisher im Jahr solche Angebote für die kleine, aber dankbare Jazzszene rund um Kronenburg anbieten zu können. Das will der Vielbeschäftigte wohl eher weniger gerne hören, aber Genuss macht eben hungrig.