Klaus der Geiger begeisterte das Publikum im Haus der Lehrerfortbildung in Kronenburg mit einer musik-politischen Zeitreise.
Auftritt in KronenburgKlaus der Geiger nimmt Publikum mit auf musikalische Zeitreise
Die einen hielten ihn wohl für eine Art Geige spielenden Catweazle. Doch für die anderen war es die Begegnung mit einer Musikikone: Klaus der Geiger, einer der bekanntesten Straßenmusiker Deutschlands, gastierte mit Gitarrist Marius Peters im Malersaal des Hauses für Lehrerfortbildung.
Und dort hatte Hausherr Martin Schöddert mit dem Auftritt endlich sein Ziel erreicht: Die Planungen für den Auftritt hatten 2019 begonnen, der schon fest gebuchte Auftritt am 17. Juli 2021, zwei Tage nach der Hochwasserkatastrophe in der Region, wurde abgesagt. Ein zweiter Termin im vergangenen Jahr platzte. Jetzt also der dritte Anlauf.
Kronenburg: Klaus der Geiger steht für politischen Widerstand
Und der fand ein begeistertes Publikum. Es bejubelte den 83-Jährigen „Teufelsgeiger“und seinen 50 Jahre jüngeren Partner an der akustischen Gitarre. Der Auftritt entwickelte sich immer wieder zu einer musikalischen Zeitreise. Äußerlich ist Klaus Christian von Wrochem, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, seit 1970 nennt er sich Klaus der Geiger, immer noch der Protestsänger aus den Zeiten der „68er-Bewegung“.
Der Musiker stand und steht für politischen Widerstand mit den Mitteln der Musik. 2012 spielte er etwa bei einer Gegenveranstaltung zur umstrittenen Ausstellung mit Werken von Werner Peiner in Gemünd. Das Violinspiel hat Klaus der Geiger dabei bei einem Studium an der heutigen Kölner Hochschule für Musik und Tanz gelernt. Als Straßenmusiker mochte er es, in windigen Ecken zu stehen, etwa auf der Schildergasse in Köln. Seine politischen Botschaften brachte er mit nach Kronenburg.
Eigene Werke präsentiert, aber auch Fremdstücke neu interpretiert
Dort sang er unter anderem das „Geld Lied“ und das von der „Schweigenden Mehrheit“: „Wir tun nix sagen, weil wir zu schissig sind./Ja die Krise die tun wir bezahlen,/damit alles bleibt wie es ist“, heißt es darin.
Einen großen Rahmen nahmen auch die Werke von Niccolò Paganini und Astor Piazzolla ein. Mit dem 24. Capriccio von Paganini, Klaus der Geiger hat seine Bearbeitung des Werkes „Twenty Four“ genannt, hatten sich die beiden Musiker nicht nur einmal auch anspruchsvolle musikalische Kost ausgesucht. Und wie so häufig bei ihrem Auftritt war unüberhör- und unübersehbar die schiere Lust an der Improvisation, deren Impulse der Mann an der Geige setzte.
Ob mit dem „Czardas“ von Vittorio Monti – „ein Kracher in allen Fußgängerzonen“, so Klaus der Geiger – oder seinem „Griechischen Tango“: die Leidenschaft dieses „Teufelsgeigers“ begeisterte das Publikum. Die einen mochten sich am Ende an eigene bewegte Jahre des politischen Widerstands erinnert fühlen, den anderen musste Klaus der Geiger wie ein Relikt aus einer vergangenen Wirklichkeit erscheinen.