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Zweite Haut aus LeinenDesignerin entwirft Kleidung aus alten Postsäcken

Lesezeit 2 Minuten

Ein Team für alte Postsäcke: Designerin Amba Urbach und ihr Partner Simon Littau.

Köln – „Wir machen keine Mode, wir machen Kleidung.“ Das sagt Designerin Amba Urbach. Ein Satz, der sitzt, genau wie die Jacken und Mäntel aus ungewöhnlichem Material, die sie mit ihrem Partner Simon Littau im Belgischen Viertel verkauft: Alte Postsäcke verarbeiten die beiden in ihrer Kollektion „kleidsam.transfair“.

„Probieren Sie den mal“, sagt Simon Littau und holt einer Kundin einen Blazer vom Bügel. Er passt wie angegossen, sieht ungewöhnlich aus und kostet: 689 Euro. „Aber dafür hat die Kundin ein Stück, das zeitlos und langlebig ist“, sagt Amba Urbach. Das ist ihr wichtig. Mode werde schnell und billig produziert und ebenso schnell wieder weggeworfen. Ihre Kleidung dagegen soll der Kundin eine zweite Haut sein. „Sie hat dann ein Teil, das ihr wirklich passt, und ich habe dafür nicht in einem Keller gesessen und geblutet.“

Kritik an der Modeindustrie

Ihre Arbeit ist auch eine Kritik an der Modeindustrie, die zum Beispiel in Bangladesch unter menschenunwürdigen Bedingungen nähen lässt und schon beim Entwurf darauf achtet, dass der Schnitt möglichst einfach zu produzieren ist – und nicht etwa darauf, dass er nachher auch sitzt.

Die 50-Jährige kennt die Branche gut. Nach einer Schneiderlehre studierte sie in Italien Modedesign, arbeitete dort für Bühne und Fernsehen und entwarf eigene Kollektionen. 2008 kam sie nach Köln und eröffnete in Fühlingen die Kleiderwerkstatt „kleidsam“, mit der sie 2013 nach Ehrenfeld zog.

Dort gibt sie Nähkurse und macht aus alten Kleidungsstücken mit ein paar Änderungen schicke und moderne Teile. Upcycling nennt sich das. „Das habe ich schon als Kind gemacht mit der Nähmaschine meiner Mutter“, sagt sie. Mit neun kaufe man sich schließlich keinen Stoff, sondern nähe etwas aus der Schürze, die die Mutter nicht mehr brauche. Jetzt ist diese Aufwertung von Gebrauchtem ihre Geschäftsphilosophie.

„Allein das Zuschneiden gibt Muskelkater“

Zusammen mit Lebenspartner Simon Littau entwickelte sie die Kollektion aus Postsäcken: schweres Leinen – „allein das Zuschneiden gibt Muskelkater“ –, das doch leicht am Körper sitzt und mit aufgedruckten Jahreszahlen sein Alter verrät. Die in Köln von Hand gefertigten Mäntel und Blazer sind noch bis zum 10. Januar im Pop-up-Store in der Brüsseler Straße 77 zu sehen und zu kaufen. Weitere Auftritte in anderen Stadtteilen sollen folgen. Und eine Kollektion für Männer – zum Beispiel mit Mänteln aus Schweizer Armeedecken – ist geplant.